■ Mit Lloyds auf du und du: Pfundiger Plan
Dublin (taz) – Von nun an gehe es aufwärts, versprach Lloyds-Chef David Rowland. Zuvor müssen die Investoren des ältesten Versicherungsmarktes der Welt noch mal tief in die Tasche greifen: 1992 hat das Unternehmen erneut Verluste in Höhe von 1,2 Milliarden Pfund (3,3 Milliarden Mark) eingefahren, wie gestern mit der üblichen dreijährigen Verspätung bekanntgegeben wurde. Insgesamt beträgt das Minus zwischen 1988 und 1992 jetzt 8,5 Milliarden Pfund. Schuld daran sind Katastrophen wie Hurrikan Hugo oder der Untergang der Exxon Valdez.
Aber auch die Lloyds-Syndikate seien schuld, denn sie hätten das Geld der Investoren nachlässig und deshalb verlustbringend angelegt – sagen die „Namen“, wie die Investoren genannt werden. Bis dahin hatten sie stattliche Gewinne gemacht. Da sie bei Verlusten aber mit ihrem Privatvermögen haften, sind viele bankrott gegangen, mehr als 30 sollen Selbstmord verübt haben. Tausende haben erfolgreich geklagt, weil sie von den Syndikaten nicht über die Risiken aufgeklärt worden seien. Lloyds hat nun gestern eine einmalige außergerichtliche Abfindung von 2,8 Milliarden Pfund angeboten.
Außerdem sollen die Altschulden – in den USA stehen noch zahllose Klagen wegen Asbestvergiftungen an – von einer neugegründeten Gesellschaft „Equitas“ verwaltet werden. Das Geld dafür kommt aus Lloyds eiserner Reserve, aus einer Rückversicherung für „Irrtümer und Versehen“ sowie einer Abgabe sämtlicher Investoren. Darüber hinaus will man künftig die Bilanzen nach Ende des Steuerjahres vorlegen, damit die gebeutelten Investoren schneller in den Genuß der seit 1993 erwarteten Gewinne kommen. Die „Namen“ müssen nun über das Angebotspaket abstimmen. Vorgestern hat Lloyds rechtliche Schritte gegen 70 Investoren eingeleitet, die zwar zahlen könnten, aber nicht wollen. Die Botschaft ist deutlich: Nehmt das Angebot an, oder man sieht sich vor Gericht wieder. Ralf Sotscheck
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