■ Personalkarussell: Doctor Death gibt auf
„Schon lange überfällig“ – so reagieren nicht nur erklärte Kritiker, die ihm seit Jahren zu große Serbennähe vorhielten, sondern selbst britische Diplomaten auf den Abtritt von David Owen (wegen seiner strengen Gesichtszüge auch „Doctor Death“ genannt) als EU-Vermittler in Ex-Jugowlawien. Weder in seinem Rücktrittsbrief an EU-Ratspräsident Jacques Chirac noch in seiner Rede vor dem britischen Oberhaus am Mittwoch abend ließ der arrogante Lord auch nur die Spur von Bewußtsein für seine erhebliche Mitverantwortung am diplomatischen Desaster auf dem Balkan erkennen. Zu den Gründen für seinen bereits im Januar gegenüber Chiracs Vorgänger François Mitterrand angekündigten Abtritt erklärte Owen lediglich, sie lägen weder in der aktuellen Entwicklung in Bosnien noch in Differenzen mit Außenministern einiger EU- Staaten. Als Nachfolger für die EU-Vermittlerrolle wird der ehemalige schwedische Premierminister Bildt gehandelt, den die Regierung in Stockholm nach Darstellung eines hohen EU-Diplomaten „schon seit geraumer Zeit wie sauer Bier für alle möglichen Posten anbietet“. Lord Owen wird nach Informationen aus London nach einer Lesereise mit seinem bald erscheinenden Buch vielleicht bereits im Herbst wieder auf der Bühne der Balkanpolitik auferstehen – als Nachfolger des amtsmüden britischen Außenministers Douglas Hurd. azu
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen