■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Sprachlose Müllwerker
Nachwahlzeit Klatschzeit, die Stadt brummt von Gerüchten. Wer wird was, das beschäftigt die Gemüter. Darf Finanzsenator Manfred Fluß nach dem Absturz als Bürgermeisterkandidat jetzt bald wieder in seiner Firma Regenwürmer einführen, oder geht er als Bürgerschaftspräsident ins Rennen? Und wenn letzteres, was macht der Mann, wenn es zu Rot-grün kommen sollte? Schließlich läuft er seit Wochen durch die Gegend und verkündet, daß er einen Senator Fücks niemals wählen wird.
Aber es sind nicht allein die Personalfragen, die hinter den Kulissen erhitzt diskutiert werden. Ab und an geht es nochmal um die Sache, zum Beispiel um die BEB. Über den Bremer Müllwerkern zieht sich nämlich seit ein paar Monaten der Himmel zu, und einen warmen Regen können sie nicht gerade erwarten. Ein Eigenbetrieb, extra gegründet, auf daß er wirtschaftlich den Bremer Müll entsorgen kann, und dann sowas: Ein Defizit, und was für eins. Zwischen 36 und 50 Millionen Mark fehlen zum Jahresabschluß, genau weiß mans noch nicht, weil die BuchprüferInnen noch nicht fertgigeprüft haben. Aber Grund genug für ein paar Nachfragen.
Fragen kann man viel, nur: Die BEB ist sprachlos – gemacht worden. Gerne hätten die Chefs erläutert, daß die BremerInnen viel zu Öko sind, als daß die BEB noch Geld an den zusätzlichen Leerungen der codierten Tonnen verdienen könne. Mindestens ebenso gerne hätte die BEB-Führung über die zurückgegangenen Müllmengen und damit die gesunkenen Einnahmen bei der MVA und der Blocklanddeponie erzählt. Und über die Entsorgung des Schlackebergs an der MVA, die nun doch viel teurer wird, als geplant, hätte die BEB sicher auch geplaudert. Der Termin zum Gespräch war schon abgemacht – allein, wie sollen die Oberen reden, wenn es den noch obereren nicht gefällt.
Als das Umweltressort nämlich Wind von dem Pressetermin bekam, da bekam die BEB auch Wind, und zwar von vorne, und zwar vom Umweltressort. Das hat die BEB-Oberaufsicht. Resultat: Kein Gespräch, Termin abgesagt, „weil die Zahlen noch nicht sicher“ sind und überhaupt. Und Detailfragen wie nach dem Schlackeproblem können jetzt auch nicht behandelt werden, weil ab sofort ist alles, was Geld kostet, „integraler Bestandteil der Bilanz“, wie es der Sprecher der BEB formulierte. Ein schöner Satz! So ist das eben auf allen Seiten: Öffentlichkeit ist dann gut, wenns paßt, ärgert sich Ihre Rosi Roland
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