: Greenpeace unfreiwillig auf Walfang
■ Internationale Walfangkommission verabschiedet nichtbindende Resolution
Dublin (taz) – Die Internationale Walfangkommission (IWC) hat auf ihrer Jahrestagung in Dublin deutliche Worte an Norwegen und Japan gerichtet: Beide Länder sollen den Walfang umgehend einstellen. Die norwegische Fangquote von 232 Minkwalen basiere auf falschen Schätzungen des Bestandes, hieß es. Der Nachteil der Resolution: Sie ist nicht bindend.
So flog Steinar Bastensen, der Sprecher der norwegischen Walfänger, nach Abschluß der IWC- Tagung am Wochenende nach Oslo zurück und lief kurz darauf mit seinem Walfangschiff „Havliner“ aus – mitsamt elf Greenpeace-Aktivisten an Bord. Sie hatten das Boot besetzt und sich mit Handschellen an andere Greenpeace-Mitglieder auf der Pier gekettet. Doch Bastensens Leute rückten mit Schweißbrennern an. Bastensen habe die Greenpeace- Aktivisten geschlagen und mit einem Messer bedroht, hieß es in einer Presseerklärung der Umweltschutzorganisation. Außerdem sei Bastensens Firma in den Schmuggel von Walfleisch nach Japan verwickelt.
Auch Jennifer Lonsdale von der Londoner Environmental Investigation Agency (EIA) meint, daß der wahre Grund für die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs der riesige Profit sei, den sich die Walfänger erhoffen. „In Japan kostet Walfleisch bis zu 500 US- Dollar pro Kilo“, sagt Lonsdale. Sie bestreitet, daß sich eine Fangquote festlegen ließe, wenn man die Zahl der Minkwale genau ermitteln und den illegalen Walfang ausschalten könnte. „Das Problem sind die Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf die Wale. Nach neuen Erkenntnissen sind diese Folgen möglicherweise katastrophal.“ Es sei ein grundlegendes Prinzip des Artenschutzes, die Finger von einer Art zu lassen, wenn man nicht genau über ihren Bestand Bescheid wisse, sagt Lonsdale. Das gelte auch für die Färöer Inseln, wo Walfang nicht für Export und Profit betrieben werde.
Kjartan Hoydal, Fischereiminister der Färöer, widerspricht ihr: „Für fast alle Küstengemeinden spielt der Walfang für die Ernährung eine große Rolle. Aber die Art, wie der Walfang in den Medien der westlichen Industrienationen abgehandelt wird, ist ein Beispiel dafür, welchen Ruf der Walfang heute hat.“ Hoydal sagt, es gebe 800.000 Grindwale. Diese Zahl werde auch von der IWC akzeptiert. „Die Menschen der Färöer fangen im Schnitt 0,2 Prozent im Jahr, also weit unter der jährlichen Wachstumsrate“, behauptet er. „Die Grindwale decken ein Viertel unseres Fleischbedarfs ab. Dennoch werden wir als blutrünstige Barbaren dargestellt, die Wale aus Spaß in Stücke zerhacken und das Fleisch dann verfaulen lassen.“ Umweltschützer hatten in den letzten Jahren die Abschlachtaktionen mit Videos dokumentiert.
Lonsdale meint, daß die Menschen schon aus Eigeninteresse auf Walfleisch weitgehend verzichten sollten: „Grindwale weisen eine hohe Konzentration an PCB und Quecksilber auf, so daß man das Fleisch höchstens zweimal im Monat essen sollte.“ Ralf Sotscheck
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen