Quälerei ist Folter -betr.: Ipecacuanha-Debatte

Betr.: Ipecacuanha-Debatte

Auf der Veranstaltung im Landgericht ist für mich deutlich geworden, daß Staatsanwaltschaft und Innenbehörde mit der Brechmittelvergabe an mutmaßliche Kleindealer unter unser aller Augen eine viehische Menschenquälerei betreiben.

Wenn der Staat schon meint, die Kleindealerei unnachsichtig verfolgen zu müssen, da er gegen die Großdealer offenbar keine Mittel findet, so kann die Polizei Beweismittel durchaus mit konventionellen Methoden sicherstellen. Es ist nicht notwendig, daß Jugendliche und andere sich nach der Bremer Sonderbehandlung stundenlang die Seele aus dem Leib kotzen und hinterher allein mit Ihren Schmerzen, ihrer Todesangst und Verzweiflung in der Zelle sitzen.

Die Behörde wollte zu ihrer Schande nicht öffentlich machen, wie wenige der Gequälten schließlich überführt und wie wenige gar verurteilt werden. Zu deutlich wäre dann geworden, daß der Hauptzweck der Quälerei ist, Angst und Schrecken zu verbreiten, und daß das Gewinnen von Beweismitteln bestenfalls ein Nebeneffekt ist.

Ein solches Vorgehen nennt man nach gängigen Definitionen, wenn es in „exotischen“ Ländern vorkommt, Folter. In Bremen wird dieser Begriff bisher schamhaft vermieden. Hans-Joachim Streicher