piwik no script img

Von freien Pfingsttagen und anderen Verpflichtungen Von Klaudia Brunst

„Was machen wir jetzt eigentlich mit den drei Pfingsttagen?“ meinte ich letzten Freitag kurz vorm Einschlafen. „So'n langes Wochenende verpflichtet doch irgendwie.“ – „So ein verlängertes Wochenende verpflichtet vor allem zu einem: zum Ausruhen!“ erwiderte meine Freundin und machte es sich demonstrativ mit ihrem neuen Lesbenkrimi gemütlich.

„Die Jungs haben uns eingeladen, mit an den Müggelsee zu fahren. Oder, um genau zu sein, haben sie kein Auto und würden deshalb gerne mit unserem... Und unsere Nachbarin meint, wir müßten morgen unbedingt im Tiergarten grillen. Weil es doch jetzt offiziell verboten ist, haben sie da ein Gay- and-Lesbian-Grill-in organisiert.“ – „Wir haben doch nicht einmal einen Grill!“ wandte meine Freundin ein. „Laß die Jungs doch ins Umland fahren und sich im Ozonloch wälzen. Ich habe aus unseren letzten Landpartien jedenfalls eines gelernt: Dieses Jahr erhole ich mich antizyklisch. Wir bleiben morgen im Bett. Basta cosi!“

„Auch keine schlechte Idee“, gab ich zu und beugte mich über meine Freundin und ihren Krimi, um den Wecker zu stellen. „Halb sieben?!“ schrie es unter mir entsetzt. „Bist du jetzt komplett irre geworden?!“ Ich ignorierte ihre Wortwahl und erinnerte meine Liebste daran, daß wir schließlich soeben beschlossen hätten, Pfingsten im Bett zu verbringen. „Wenn wir also nicht erst den Supermarkt-Blues und dann die Runde um den Grunewaldsee machen, anschließend den erschöpften Hund ins Auto packen, beim Inder einen Happen einwerfen und dann noch kurz über den Ku'damm schlendern – wenn wir also unseren Samstag nicht wie sonst verbringen wollen, müssen wir den Hund schließlich irgendwie anders müde kriegen.“

Und der einzige Ort, an dem man den Hund außerhalb des Hundeauslaufgebiets müde kriegt, ist der Viktoriapark. Und der einzige Zeitpunkt, an dem der Viktoriapark an Feiertagen frei von Sonnenanbetern und Grillfreunden ist, das ist vor Sonnenaufgang. „Ach, wenn du dann schon mal auf den Beinen bist“, meinte meine Freundin ganz einsichtig, „könntest du eigentlich gleich anschließend noch zum Hundeladen gegenüber springen. Wir haben nämlich keine Schweineohren mehr.“ – „Wenn ich das mache, sollte ich aber auch gleich das Katzenstreu mitnehmen. Und dann brauchte ich den Wagen...“

„Eigentlich nicht dumm, die Idee“, gab meine Freundin zu und legte nun doch ihr Buch zur Seite, um eine vollständige Einkaufsliste aufzustellen. „Denn wenn du schon mit dem Auto unterwegs bist, kannst du auch noch am Edeka lang, wegen dem Wasser und so ...“ – „Dann mußt du aber mit dem Hund“, gab ich zu bedenken, „beides geht nicht!“ – „Okay, dann geh' ich mit dem Hund in den Park, und du fährst mit dem Auto in den Supermarkt, da kriegste alles auf einmal und viel billiger.“ – „Na, dann könnt ihr ja auch gleich mitkommen und in der Hasenheide spazierengehen, während ich...“ – „... oder wir kaufen gleich richtig für die ganze Woche ein, gehen erst zusammen in den Supermarkt und fahren dann gemeinsam runter zum Hundeauslaufgebiet am Grundewaldsee. Da ist es doch viel lustiger mit den anderen Hunden.“ – „Und hinterher zum Inder...“ – „... und dann ist ja morgen auch noch langer Samstag ...“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen