Kommentar: Konsequenzen
■ Wo liegt die Verantwortung?
Eine groteske Situation: Da wird der Vorgesetzte eines staatlich finanzierten Projektes schwer beschuldigt, mehrfach und von verschiedenen Seiten. Der Mann schaffe Mittel beiseite, setze Mitarbeiter für seine Privatzwecke ein, setze sie unter einen enormen Druck – und was tun die Kontrolleure? Erstmal rufen sie den Beschuldigten an und fragen ihn, was dran ist, an der Sache. Und der hat alle Zeit der Welt, in seinem Sinne alles glattzuziehen.
Genau so ein Bild entsteht gerade rund um die Anschuldigungen gegen den LSB-Bauchef Jakubowski. Und man muß langsam die Frage stellen, warum das Arbeitsamt, der Arbeitssenator, die LSB-Spitze so vorgegangen sind, mit programmiertem Mißerfolg. Daß der Fall immer noch nicht aufgeklärt ist, das ist ihre Verantwortung. Ihre Verantwortung, daß sie nicht zuerst die Betroffenen, die Arbeiter nämlich, und erst dann den Beschuldigten befragt haben. Ihre Verantwortung, daß nicht erstmal der gefürchtete Chef aus dem Verkehr gezogen worden ist, um möglichen Zeugen die Angst zu nehmen. Die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers ist nämlich nicht allein auf leitende Mitarbeiter beschränkt.
Eines ist bewiesen: Da hat ein Mitarbeiter des Arbeitssenators im großen Stil schwarz für sich arbeiten lassen. Unter den Augen des Arbeitsamtes, des Arbeitssenators, des Landessportbundes. Ihre Verantwortung. Wo bleiben die Konsequenzen? Jochen Grabler
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