: Gänseblümchen neben Kraftwerk
Auf der Messe Renergie '95 stellen sich Hersteller alternativer Energieanlagen vor / Windkraft boomt, doch die Photovoltaik stagniert ■ Aus Hamm Simone Klein
„Bislang sind die erneuerbaren Energien nur ein kleines Pflänzchen, das allerdings schnell wächst“, meint der Präsident des Bundesverbandes Erneuerbarer Energien, Uwe Carstensen, optimistisch zur Eröffnung der Messe Renergie '95 in Hamm. Doch noch wirken Solar-, Wind- und Wasserenergie neben der konventionellen Energiegewinnung eher wie Gänseblümchen neben einem Kraftwerk. Der Anteil von Sonne und Wind an der Stromerzeugung liegt bundesweit zwischen 0,6 und 0,8 Prozent, der Anteil der Wasserkraft bei etwa 3,7 Prozent. Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Günther Einert hält es aber für denkbar, daß der Anteil der erneuerbaren Energien bis 2005 bis zu zehn Prozent erreichen könnte.
87 Aussteller werden noch bis Sonntag im Öko-Zentrum in Hamm-Heessen auf der zum zweiten Mal stattfindenden Messe für regenerative Energien ihre Produkte vorstellen: zum Beispiel die solarbetriebene Kompostanlage oder die netzunabhängige Solarkühlbox.
Letztere ist eine der wenigen Erfindungen, die primär für die Märkte des Südens konzipiert worden sind. Angeregt durch Interessenten in Peru hat die GEKO-Solar Unna zusammen mit Studenten der Fachhochschule Dortmund diese Kühlbox entwickelt, die Seren und Impfstoffe unabhängig von Stromnetz und Klima frisch hält. Viele der mittelständischen Unternehmen sind erst vor einigen Jahren entstanden, im Aufwind der Förderprogramme für umweltschonende Energien. Der zweitgrößte deutsche Hersteller von Windkraftanlagen beispielsweise, Tacke Windtechnik in Salzbergen, war einst im Maschinenbau aktiv und begann 1990 mit vier Mitarbeitern die Produktion von Windkraftanlagen. Heute hat das Unternehmen 160 Mitarbeiter, für 1995 wird ein Umsatz von 200 Millionen Mark angestrebt.
Während die Windenergie ein jährliches Wachstum von rund 50 Prozent verzeichnet, herrscht im Bereich der Photovoltaik auf dem deutschen Markt derzeit Flaute. Zwischen 1985 und 1991 sei die Solarenergie um etwa 15 Prozent pro Jahr gewachsen, seit 1992 nur noch um rund fünf Prozent, so Diplom- Ingenieur Thomas Weidele von der Universitäts-Gesamthochschule Essen. Die diversen Markteinführungsprogramme sind inzwischen beendet. „Die Großunternehmen haben bei der Solarzellenherstellung Investitionen getätigt, sehen derzeit aber nicht, wie sie sich rechnen können“, so Weidele. In der Folge verlagere beispielsweise Siemens Teile seiner Produktion in die USA und nach Indien. Dort könne preisgünstiger produziert werden, zudem seien dies die Wachstumsmärkte.
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