piwik no script img

SanssouciVorschlag

■ Boom erhofft: Workshop Freie Musik in der Akademie der Künste

Noch verhält sich die improvisierende Zunft trotz großer Erwartungen cool. Obwohl die Zeitschrift Jazzthetik unlängst mit prophetischer Wollust für Ende dieses Jazzjahrhunderts einen FreeJazz-Boom annoncierte, ist nämlich eigentlich noch nichts geschehen. Zwar, so der berechtigte Einwand – nachzulesen etwa in den liner notes zum diesjährigen Workshop Freie Musik – halte man dennoch Ausschau nach dem Aufschwung-Edge, aber die Fakten sprechen nun mal nicht für den Boom, sondern von Solo-Konzerten im hessischen Hofheim mit vierzehn zahlenden Besuchern und acht darunter, die „sturzbegeistert“ taten.

Bei der legendären Free Music Production hält man sich jedenfalls auch bei dem heute beginnenden 27. Workshop wie gewohnt dogmatisch offen, was die Freiräume der Beteiligten betrifft. Zum ersten Mal bei der FMP zu Gast ist der heute 72jährige Saxophonist und Komponist Sam Rivers (17./18.6.), der in den 70er Jahren von der Zeitschrift Newsweek zum „inoffiziellen Bürgermeister“ der New Yorker Loft-Szene ernannt wurde. Als Rivers vor einigen Wochen schon mal die hiesige Szene inspizierte, berichtete er, daß er im Zuge des jetzt stattfindenden Workshops wohl auch eine Platte mit dem deutschen FreeJazz- Kanzler Peter Brötzmann aufnehmen werde: „Was ist das eigentlich für ein Kaff, dieses Wuppertal? Hört sich irgendwie komisch an“, wagte Rivers über die deutsche FreeJazz-Hauptstadt zu fragen, aus der nicht nur Brötzmann (17./18.6.) sondern auch Peter Kowald (15./16.6.) FMP-gewohnt anreisen werden. Great stuff der jüngeren Generation ist vom Quartett des englischen FreeBoppers Jon Lloyd zu erwarten (18.6.), das hier sein kontinentales Debut geben wird. Und die französische Pianistin Christine Wodrascka (14./15.6.) und der „legendäre“ Newcomer der New Yorker FreeSzene, der Pianist Matthew Shipp (14./15.6.) werden hier erstmals als Solisten zu hören sein. Und das Maarten Altena Ensemble (14.6.) war nun schon seit sieben Jahren nicht mehr beim Workshop, und das Pino Minafra Sud Ensemble läßt sowieso jedes Festival zu einem Ereignis werden: And it is cool like that, na denn ... Christian Broecking

Heute bis Sonntag, 21 Uhr, Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Tiergarten

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen