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Politiker treibt die Lust am Boykott

■ CSU und Kirchen gegen Shell / Brent Spar gehört auch Esso

Berlin (taz) – Die Mehrheit ist eindeutig. Auch in der Politik finden sich immer mehr Anhänger eines Shell-Boykotts. Während Greenpeace nach wie vor von einem direkten Boykottaufruf wegen der Versenkung der Ölplattform Brent Spar absieht, ist CSU- Generalsekretär Bernd Protzner entschlossen, künftig sogar mit dem leeren Reservekanister an jeder Shell-Tankstelle vorbeizulaufen. Sein Parteivorsitzender Theo Waigel zeigte sich empört über die beabsichtigte Versenkung und will das Thema auf europäischer Ebene zur Sprache bringen. FDP- Generalsekretär Guido Westerwelle verlangte von Shell, die Plattform nicht zu versenken.

Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) forderte die Bundesregierung in einem Brief auf, das Schiedsverfahren der Übereinkunft von Oslo und Paris zur Meeresverschmutzung zu nutzen, um die britische Regierung doch noch zum Einlenken zu bewegen.

Derweil hat die nordelbische Landeskirche ihre Mitglieder aufgefordert, „Produkte der Firma Shell nicht mehr zu kaufen, um ein Zeichen gegen die zusätzliche Meeresverschmutzung zu setzen“.

Zögerlicher gab man sich gestern im Hamburger Senat. Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) läßt seinen Dienstwagen immer an der Diensttankstelle betanken. Welchen Sprit die liefert, wußte man beim Senat nicht zu sagen. Im übrigen sei das mit Boykottaufrufen nicht so einfach, hieß es im Rathaus der Hansestadt. Shell ist schließlich einer der größeren Arbeitgeber in Hamburg – wie übrigens auch der Konkurrent Esso. Der weltgrößte Mineralölkonzern hat sich beim Konflikt um die Versenkung der Nordsee-Ölplattform bisher jedoch geschickt im Windschatten gehalten. Dabei gehört der Esso die Hälfte der Brent Spar, wie der Esso-Sprecher Klaus Hanemann gestern bestätigte.

Der Esso-Konzern hat als Miteigentümer nach Hanemanns Angaben auch nicht auf Shell eingewirkt, um die Versenkung der Ölplattform zu verhindern. Auch für die Zukunft seien derartige Versenkungen seitens Esso nicht auszuschließen, selbst wenn die gegenwärtige Debatte Shell und Esso in eine Situation gebracht habe, „die nicht zu erwarten war“. Hermann-Josef Tenhagen

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