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Betr.: Lori Bartol - Installation mit Schuhen

Anständige Cowboys sterben in den Stiefeln und nicht im Bett – soviel ist bekannt. Vor allem aber wird in Schuhen gelebt und gearbeitet. Nachdem in der bunten Beilage einer deutschen Wochenzeitung vor einiger Zeit die Arbeitsschuhe berühmter Künstler vorgestellt worden sind, geht die amerikanische Künstlerin Lori Bartol aus Philadelphia einen anderen Weg. Sie sammelte in den vergangenen vier Monaten Arbeitsschuhe aus den verschiedensten Berufssparten und macht Kunst daraus.

Das Resultat der quasi archäologischen Arbeit präsentiert sie jetzt in den Räumen der ehemals volkseigenen Werkzeugfabrik am Görlitzer Park. Ihre Installation besteht aus 40 Paar Schuhen, die jeweils mit ihrer individuellen Biografie versehen sind. In einer scheinbar ungeordneten Gruppe stehen sie im Raum verteilt und zeigen die Reste ihres Innenlebens; eine Konstruktion aus Spiegeln und einer kleinen Glühlampe läßt tief blicken und offenbart, wie sich unterschiedliche Tätigkeiten in Fußbett und Oberleder eingeschrieben haben.

Bartol, deren Interessen den auf den ersten Blick nutzlosen und abgenutzten Dingen gilt, hat Schuhe (und Geschichten) zusammengetragen, die sich auf der Straße kaum begegnen würden. Wo träfen die abgetretenen Turnschuhe eines Postboten auf das Schuhwerk eines Nato-Offiziers? Was hätten die angeblich aus einem Gefängnis gestohlenen Galoschen einer Berliner Sängerin den Lackschuhen einer Sekretärin zu erzählen? Und vor allem: Wären die Halbschuhe eines „Zeitreisenden“ je mit den aufgetragenen Schuhen eines Zimmermanns in Kontakt gekommen? Ebenfalls ist ungewiß, ob sich der Schuhreigen mit der Arbeit des HdK-Absolventen Dieter Detzner verträgt, der einen Raum mit Kresse bepflanzt hat. Ergänzt wird diese Wunderkammer der Natur durch eine Klang-Raum-Installation von Wilfried Kühn, Doug und Laura Shaeffer, die in zwei Zimmern durch künstlischen Rasen und gesampelte Klänge imaginäre Environments entstehen lassen. gl

Ausstellungseröffnung heute, 19 Uhr, Kiefholzstr. 1-4; dann 25.6., 12-19 und 1.7., 19-22 Uhr, sowie nach tel. Vereinbarung (441 91 33 oder 611 48 80).

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