Gerhard Schröder will hinschmeißen

■ Energie-Konsensgespräche drohen zu scheitern / Union fordert Endlager dort, wo neue Atomreaktoren gebaut werden

Bonn (dpa/AP) – Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder hat intern mit dem Rücktritt als Verhandlungsführer der SPD bei den Energie-Konsensgesprächen gedroht, falls er für seine Kompromißlinie in Sachen Atomkraft nicht die volle Unterstützung der eigenen Partei bekomme. Laut Bericht des Spiegel steht dies in einem Brief Schröders an Parteichef Rudolf Scharping. Nach dieser seit längerem bekannten Kompromißlinie sollen für die bestehenden AKWs Restlaufzeiten gesetzlich festgeschrieben werden. Im Gegenzug müßte die SPD einem standortunabhängigen Prüfverfahren für den neu zu entwickelnden deutsch-französischen Atommeiler zustimmen. Schröder wollte sich zu dem Spiegel-Bericht nicht äußern. Er beurteilte am Samstag die Konsensgespräche jedoch „skeptischer als zu Beginn“.

Schröder warf der Bundesregierung und auch der SPD „Fundamentalismus von zwei Seiten vor“. Die nächste Gesprächsrunde startet am Mittwoch.

Rainer Haungs, Wirtschaftssprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Verhandlungsführer der Union, will den Energiekonsens scheitern lassen, wenn die SPD beim Streit um die Atomkraft nicht einlenke. In einem Interview mit der Berliner B.Z. am Sonntag hofft Haungs, die Bundes-SPD umgehen zu können: „Wir erwarten, daß die Entscheidung von Energieversorgern und Ländern gelegt wird und sich die SPD in einem solchen Moment nicht sperrt.“

Die Frage der Endlagerung sei mit der des Reaktorbaus untrennbar verknüpft, betonte Haungs. „Sollte beispielsweise in Bayern ein neuer Reaktor gebaut werden, so muß auch dort die Endlagerung eingerichtet werden“, sagte er.