piwik no script img

Liberalität: Iraner schiebt sich selbst ab

Aschfahl und mit tiefen Augenringen hat Agha Mohammad Sadegh gestern morgen die Gnadenfrist entgegengenommen: Bis Donnerstag darf der Iraner in Bremen bleiben, dann besteigt er freiwillig das Flugzeug nach Teheran. Das Amtsgericht hatte in der vergangenen Woche beschlossen, daß Sadegh abgeschoben wird. Aus Angst vor den Vollstreckern des Urteils verbrachte er die letzten Nächte bei Freunden. Gestern morgen konnte Mitra Razavi, Sadeghs Rechtsberaterin, erreichen, daß er wenigstens noch einige Tage Zeit hat, um seine Wohnung (s.Foto) aufzulösen und sich von Freunden zu verabschieden.

Sieben Jahren lebte und arbeitete Mohammad Sadegh in Bremen. Überraschenderweise kam er vergangenen Dienstag in Abschiebehaft, wurde am Donnerstag freigelassen. Schon zwölf Stunden später sollte er das Land verlassen. Im Iran soll Sadegh zu den Volks-Mudschaheddin gehört haben, die Mullahs ließen ihn nach Aussagen von Razavi per Haftbefehl suchen. Sie hat erreicht, daß er eine deutsche Ausreisegenehmigung bekommen hat und somit scheinbar freiwillig in den Iran zurückkehrt. Das iranische Konsulat in Hamburg soll Sadegh nach der Landung freies Geleit zugesichert haben:Die dortige Polizei werde ihn ohne Schikanen passieren lassen. Mitra Razavi empört sich über das Ausländeramt: „Die restriktive Handhabung ist katastophal. Bislang praktizierte Bremen eine liberale Haltung, so etwas ist neu.“ ufo/Foto: K.H.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen