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Verstrahlt, belogen – bald endlich entschädigt

■ Die dänische Regierung hat die Verantwortung für die Verstrahlung der Arbeiter anerkannt, die 1968 in Grönland einen abgestürzten US-Atombomber bargen

Stockholm (taz) – Auf dänischem Territorium dürfen zu Friedenszeiten keine Atombomben stationiert werden. Steht in der Verfassung. Was die Regierung aber nicht hinderte, den USA genau das 1957 zu genehmigen. Natürlich heimlich. Und was alle folgenden Regierungen nicht daran hinderte, den DänInnen dies ihrerseits zu verheimlichen. Erst Ende letzter Woche, 38 Jahre später, entschloß sich der Außenminister, Farbe zu bekennen – und am Montag abend rang sich Ministerpräsident Poul Nyrup Rasmussen zu einer offiziellen Entschuldigung und der Ankündigung von Schadenersatz gegenüber denen durch, die durch das Regierungshandeln für immer verstrahlt worden waren.

Am 21. Januar 1968 war ein US- Bomber vom Typ B-52 über Grönland abgestürzt. Mehr als 1.000 Arbeiter wurden angeheuert, die Wrackteile aufzusammeln, gar Schnee und Eis der Unglücksstelle in große Container zu schaufeln. Weil die ganze Gegend radioaktiv verseucht war – was ihnen niemand sagte. Erst als immer mehr von ihnen nach Jahren deutliche Symptome von Strahlenerkrankungen zeigten, rückte Dänemark nach und nach mit der Wahrheit heraus. Und gab sich gleichzeitig unschuldig: Woher hätte man wissen sollen, daß die USA Atombomben an Bord ihrer Atombomber hatten, die täglich routinemäßig Grönland überflogen?

Keine Regierung seither, keinE PolitikerIn wagte zuzugeben, daß das gelogen war. Im Regierungsarchiv liegt ein am 18. November 1957 vom damaligen sozialdemokratischen Außenminister Hans Christian Hansen unterzeichnetes Dokument: Den USA wird darin die Genehmigung gegeben, mit atombombenbestückten B-52 das Territorium des zu Dänemark gehörenden Grönland zu überfliegen und auf der Basis von Thule Atombomben zu lagern.

Die Geschädigten waren es schließlich, die nach fast vier Jahrzehnten die Wahrheit ans Licht brachten. Das Pentagon hatte Kopenhagen signalisiert, mit der peinlichen Wahrheit herauszurücken, falls Dänemark nicht endlich die Schubladen öffnete: die Interessengemeinschaft der Arbeiter hatte einen Rechtsstreit vor einem US-Gericht vorbereitet, weil die dänische Regierung auf alle Schadensersatzforderungen stets mit Verweis auf Washington reagiert hatte. Doch die Arbeiter hatte Kopenhagen angeheuert. Wohl wissend, welchem Risiko man die Menschen aussetzte.

Rund 150.000 Mark ist die Schadenersatzforderung der rund 400 überlebenden Arbeiter an die dänische Regierung. Und schnelle Ausbezahlung, bevor noch mehr sterben. Reinhard Wolff

Kommentar Seite 10

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