: Reden ist Silber, Handeln ist Gold
■ Kohl spricht heute mit Chirac über Atomtests / Greenpeace auf Bohrinsel im Testgelände gelandet
Berlin (taz) – Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) wird heute alle zur Verfügung stehenden rhetorischen Register ziehen, um Frankreichs Präsidenten Jacques Chirac von den geplanten Atomtests im Südpazifik abzubringen. Kanzleramtssprecher Andreas Fritzenkötter sagte gestern, man könne „sich hinter geschlossenen Türen deutlich die Meinung sagen“. Fritzenkötter wollte nicht ausschließen, daß der Kanzler im Anschluß an das Gespräch mit Chirac seine Kritik auch öffentlich zu Protokoll gibt.
Wer sich nicht auf die Wortgewalt des Kanzlers verlassen will, muß weiter auf Greenpeace bauen. Zwar hatte die französische Marine mit 150 Soldaten und Tränengas am Sonntag das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior II im Atomtestgelände gekapert. Doch konnte die Festnahme der 31 an Bord befindlichen Personen am 10. Jahrestag der Versenkung der Rainbow Warrior I die Umweltschützer offenbar nicht beeindrucken. Wenige Stunden nachdem die Mannschaft auf freien Fuß gesetzt und das beschädigte Schiff freigegeben worden war, setzte Greenpeace zwei Aktivisten auf einer Bohrplattform im Testgebiet ab. Diese wird genutzt, um Löcher für die Atomtests in den Boden des Moruroa-Atolls zu treiben.
In der Bundesrepublik verlangten immer mehr Politiker verstärkten Einsatz der Regierung gegen die Atomtests. Der FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle forderte „Klarheit und Wahrheit“ bei den Gesprächen des Kanzlers mit dem französischen Präsidenten. Ziel deutscher Politik müsse es sein, „in Frankreich ein innenpolitisches Klima gegen die Tests zu schaffen“. In Frankreich selbst haben sich die katholischen Bischöfe gegen weitere Atomtests ausgesprochen. „Die internationale Gemeinschaft findet ihre Sicherheit in der endgültigen Eliminierung atomarer Waffen und nicht in deren Vervielfachung oder Aufrechterhaltung“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Joseph Duval aus Rouen. Die Zeitung Libération meldet dagegen, daß Frankreich auch über 1996 hinaus Mini-Atomtests im Pazifik plane. ten Seiten 3 und 11
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