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Sternfahrt für Äthiopien

■ Bürgermeister Henning Scherf begrüßt Biker-Initiative aus dem Münsterland: „Motorradfahrer gegen den Hunger in der Welt“

„Hallo, ich bin der Henning Scherf“, präsentierte sich gestern unser Bürgermeister zwei ehrfürchtig dreinschauenden Münsteraner Studenten. Die waren gekommen, den Bremer BürgerInnen ihr Anliegen nahezubringen, und das heißt: „Motorradfahren gegen den Hunger in dieser Welt“.

Entstanden ist die Idee im Münsterschen. Dort wohnt Laurenz Biege, Mitglied des Motorsportclub Münster und Teilnehmer der Dakar 96. Bei dieser Rallye, die von Granada nach Dakar führt und alljährlich steigende Teilnehmerzahlen bilanziert, wollte Laurenz Biege nicht nur motorradfahren, sondern für „ein kleines afrikanisches Dorf circa 30.000 Mark sammeln“. Doch dann stellte sich der Club die Frage: „Warum nicht mit Karlheinz Böhm Kontakt aufnehmen und für seine Äthiopien-Hilfe sammeln?“ Dabei ließe sich auch das Rocker-Image der MotorradfahrerInnen aufpolieren, die vom Volksmund noch immer als lärmender Mob verschrien werden, als gewalttätig, umweltfeindlich und egozentrisch.

Ihre, wie die Münsterschen Biker sagen, „glänzende Idee“, Kinder in Äthiopien mit der professionellen Hilfsorganisation des populären Karlheinz Böhm zu unterstützen, nahm Form an. Eine halbe Million Broschüren soll die bundesdeutsche Bikerszene auf die Aktion aufmerksam machen: Mit einer in jedem Motorradgeschäft für zwei Mark käuflichen Plakette erklärt man seine Solidarität und Bereitschaft, einen weiteren Menschen aufzutreiben, der auf einem eigens eingerichteten Sonderkonto 10 Mark an die Böhm-Initiative „Menschen für Menschen“ überweist. Als Finale der Sammelaktion ist eine Sternfahrt zum Zwickauer Sachsenring geplant, die am 7.und 8. Oktober stattfinden soll. Daran werden sich schätzungs-weise 5000 von bundesweit etwa 2 Millionen FahrerInnen beteiligen. Das Ziel aber ist, Karlheinz Böhm in Zwickau das Geld von mindestens 200.000 BikerInnen übergeben zu können.

Henning Scherf erstand gestern eine der ersten Plaketten am Stand der Münsterschen Biker, die auf dem Rathausvorplatz mit einem grellbunten LKW vorgefahren waren. Motorräder hätten einer Sondergenehmigung bedurft, erfuhr der erstaunte Bürgermeister und eingefleischte Radfahrer. Wem er die Plakette übergeben kann, war ihm hingegen sofort klar: „Ich wohne ja in einer Art Wohngemeinschaft. Da haben wir einen ausgesprochenen Motorradfreak.“ Natürlich könnte er die Plakette auch an seinen Stellvertreter Ulrich Nölle weitergeben, der als richtiger begeisterter Motorradfahrer und -schrauber bekannt ist. Aber wer weiß, ob der sich an der Aktion „Menschen für Menschen“ beteiligen würde.

dah / Foto: Kirsten Lorenz

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