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Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine

5 Freunde in der Tinte Deutschland/Dänemark 1970, R: Katrin Heldmann

„Zwei Mädchen und zwei Jungen, mit ihrem Schäferhund auf Ferientour, beteiligen sich mit detektivischem Eifer und Spürsinn an der Aufklärung einer Kindesentführung. Verfilmung eine vielgelesenen Jugendbuchs von Enid Blyton, in der sich Unterhaltungsvergnügen und Spannung ausgewogen mischen.“ (Rowohlt Filmlexikon) City

B

Batman forever USA 1995, R: Joel Schuhmacher, D: Val Kilmer, Nicole Kidman, Tommy Lee Jones, Jim Carrey

„Joel Schumachers „Batman Forever“ ist der Tiefpunkt eines Hi-tech-Zyklus, der 1978 mit „Superman“ begann. Es ist etwa so unterhaltsam wie ein Videospiel, das man über die Schultern des Spielers ansieht; der Film ist ohne jeden Witz, ohne erzählerischen Sog und emotionale Kraft. Tim Burton hatte bei seinen ersten beiden Batmanfilmen noch eine persönliche Vision, auch wenn sie bedrückend und düster war. ,Batman Forever' fingiert dagegen nur sein Interesse an den Fragen der Dualität und der dunklen Seiten der menschlichen Natur. Tatsächlich gibt es kaum eine Seite von Val Kilmenr, von zweien ganz zu schweigen. Er ist einfach nur blaß – egal ob er nun den Millionär/Playboy Bruce Wayne oder sein verbrecherjagendes Alter Ego hinter einer Gummimaske spielt. Seine romantische Begegnung mit Nicole Kidman ist etwa so prickelnd wie ein Wortwechsel zwischen einem älteren Kunden und der Kassiererin eines Supermarktes.“ (Observer) Ufa- Palast, UT-Kino

Betty und ihre Schwestern USA 1994, R: Gillian Armstrong, D: Winona Ryder, Susan Sarandon

„Dies ist bereits die dritte Adaption von Louisa May Alcotts klassischer Geschichte einer Familie in Neu-England, die sich durch harte Zeiten während des amerikanischen Bürgerkriegs kämpft. Armstrong zeigt eine dunkle Vision der March Familie, die auch deren transzendentalen Glauben mit einschließt. Zum Ende hin fühlte ich mich dann aber doch überhäuft von der schieren Tugend aller Beteiligten.“ (Time Out) Ufa-Palast

Der bewegte Mann BRD 1994, R: Sönke Wortmann, D: Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Kroll

Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie: „ Wortmanns Film ist ein Sympathischer Wechselbalg, in dem auch verschiedene Stilrichtungen aufeinandertreffen. Es gibt Reminiszenzen an das Deutsche Kino der fünfziger Jahre und die New-Wave-Filme der Achziger.“ (epd-Film) Cinema, UT-Kino

Blade Runner/ Directors Cut USA 1982/93, R: Ridley Scott, D: Harrison Ford, Rutger Hauer, Sean Young

In der Urfassung wirken die Bilder jetzt wie befreit von der alles gleich zuordnenden Stimme des Ich-Erzählers, und das offene Ende entspricht konsequent den Konventionen des fatalistischen Thrillers der 40er Jahre. Die kleine, vorher weggeschnitte Szene ist dagegen ein Paradebeispiel dafür, wie man mit einem Detail einer ganzen Geschichte eine völlig neue Deutung geben kann. (hip) Cinema

Bride Of the Monster USA 1955 , R: Ed Wood, R: Bela Lugosi, Tor Johnson

„Fürcherlicher Low-Budget-Horror-Film von Edward D. Wood, mit seinem Freund Bela Lugosi in seiner letzten Sprechrolle und dem riesigen, blubberigen Tor Johnson, der als Lobo nicht ein Wort sagen darf. Lugosi ist ein verrückter Wissenschaftler, der versucht, durch Injektionen von Atomenergie eine Superrasse zu züchten. Der Film ist nicht so schlecht wie „Plan 9 from Outer Space“, aber welcher Film ist das schon? Es gibt genug Elemente um die Wood-Fans zu befriedigen, und Lugosis Kampf mit einer Gummikrake (bei dem Lugosi die Tentakel selber um sich wickeln muß) ist wirklich extrem komisch.“ (Danny Peary) Schauburg

C

Casper USA 1995, R: Brad Silberling , D: Christina Ricci, Eric Idle

„Casper ist ein Mischmasch aus Live-Action und Animation, ein morphologisch extravagantes Märchen mit all den ausgefallenen Tricks, die in „Jurassic Park“ und „Roger Rabbit“ entwickelt wurden. Die Formen fließen ineinander, alles ist eine Frage der Möglichkeiten. Nicht nur die Filmzitate und Star-Cameos weisen über den Film hinaus. Die Marketing-Strategen von Universal scheinen mit einigen Action-Sequenzen der Produktion die neuste Studio-Tour vorzubereiten. Dennoch ist dieser synthetische Kinderfilm nicht ohne Charme: Er ist so schön kurzlebig wie eine Seifenblase, so süß und wunderbar wie eine riesige Portion Zuckerwatte.“ (epd-Film) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Lindenhof-Lichspiele

Charlie & Louise Deutschland 1993, R: Joseph Vilsmaier, D: Fritzi & Florianne Eichhorn

Neuverfilmung des Erich Kästner-Romans „Das doppelte Lottchen“. „Weil Vilsmaier, wie Kästner, die beiden Kinder in den Mittelpunkt des Films stellt und keinen transvestierenden Vater, ist der Film nicht nur schöner, sondern auch ehrlicher als „Mrs. Doubtfire“. Es bleibt dabei. Ob der Zuschauer sie nun teilen mag oder nicht - Vilsmaier kann Gefühle filmen.“ (tip) Atlantis

Crimson Tide USA 1995, R: Tony Scott, D: Denzel Washington, Gene Hackman

„Geradezu idealtypisch sind zwei Männer gegenübergesetzt, deren Konfrontation von Anfang an unvermeindlich erscheint. Als Capitain bzw. Erster Offizier an Bord eines Atom-U-Bootes während einer kriegerischen Auseinandersetzung steht bei dieser Konfronation weit mehr auf dem Spiel als Persönliches. „Top Gun“ unter Wasser – diese Befürchtung erfüllt sich dabei glücklicherweise nicht. Keine Teenager-Helden, keine Liebesgeschichte, keine Rocksongs auf dem Soundtrack, auch nicht die kriegerische Auseinandersetzung als glorifiziertes Männerabenteuer. (epd-Film) Ufa-Stern, UT-Kinocenter

D

D'Artagnans Tochter Frankreich 1994, R: Bertrand Tavernier, D: Sophie Marceau, Philippe Noiret

„Tavernier hat gesagt, dies sei eine Hommage an die Actionfilme seiner Jugend, und dem Film ist eine für den Regisseur ganz untypischen Unbeschwertheit eigen. Man spürt, daß es auch einen ganz anderen Tavernier gibt: den mit einer unbändigen Lust an der Klamotte.“ (epd-Film) Atelier

Don Juan De Marco USA 1994, R: Jeremy Leven, D: Marlon Brando, Jonny Depp

Schönster Exkapismus, bei dem die Flucht in eine Traumwelt selbst thematisiert wird. Ein junger Amerikaner mit spanischem Kostüm und Akzent wird von einem Psychiater behandelt, weil er glaubt, Don Juan, der größte Liebhaber der Welt zu sein. Seine Phantasiewelt ist so poetisch und sinnlich, daß er den abgebrühten Seelenklempner sowie die Zuschauer schnell davon überzeugt, daß es sich in solch einem Wahn viel besser leben läßt als in der schnöden Realität. Johnny Depp spielt diesen Traumtänzer mit viel Charme und Witz, aber die große Sensation des Filmes ist, daß der alte, fette und ewig nuschelnde Marlon Brando scheinbar ohne jede Anstrengung noch viel verführerischer wirkt als sein junger Co-Star. (hip) Schauburg

Double Dragon USA 1994, R: James Yukich, D: Mark Dacascos, Scott Wolf u.a.

„Ein weiterer Film nach einem Videospiel. Ein Erdbeben hat Los Angeles zerstört. Durch die nachfolgende Flutwelle stehen ganze Stadtteile unter Wasser. Straßenbanden beherrschen die Metropole. Die verwaisten Brüder Jimmy und Billy Lee versuchen hier zu überleben. Von ihrer Pflegemutter erhalten sie eines Tages die Hälfte eines chinesischen Talismans, der magische Kräfte besitzt.“ (Bremer) UT-Kino

Dumm und Dümmer USA 1994, R: Peter Farrelly, D: Jim Carrey, Jeff Daniels

„Zwei Blödiane tölpeln sich zweitausend Meilen durch die USA, um einen dubiosen Koffer im Skiparadies Aspen abzuliefern. Peter Farrellys Film, der in den USA bereits über 110 Mio. Dollar einspielte, steht in der Tradition von „Waynes World“ und bedient sich auch bei Klassikern wie Laurel & Hardy und den Marx Brothers – ohne diese Vorbilder allerdings je zu erreichen.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern

E

Ed Wood USA 1994, R: Tim Burton, D: Johnny Depp, Martin Landau u.a.

„Tim Burton hat aus der zwar denkwürdigen, keineswegs aber glamourösen Lebensgeschichte eines Kinobesessenen, der in Hollywood nie einen Fußbreit Boden gewann und seine letzten 20 Jahre mit dem Schreiben von Groschenromanen oder der Verfertigung von Pornofilmen verbrachte, eine Dekade herausgelöst: die Zeit, in der Wood...nun ja, seine größten Erfolge drehte. Mit seiner kontrastreichen Schwarzweiß-Fotografie und dem fast schon gleichförmig flüssigen, eleganten Rhythmus wirkt „Ed Wood“ bruchlos, stilsicher und handwerklich perfekt.“ (epd film) Ufa-Stern, Filmstudio und Apollo (WHV)

F

Farinelli Belgien 1994, R: Gerard Corbiau, D: Stefano Donisi, Jeroen Grabbe

„Um den mystischen Glamour des legendären Kastraten Farinelli (1705 bis 1782) dreht sich dieser opulente Spielfilm, der den Farinelli zwar mediengerecht verfälscht und die Historie effektvoll zurechtbiegt, aber auch ein sehenswertes Bild vermittelt von der Faszination eines Phänomens und von der Epoche, die es anhimmelte. Corbiaus Reißer verschafft einen kurzweiligen Einblick in barockes Entertainment und das theatralische Leben seines größten Verführers.“ (Der Spiegel) Gondel, City und Casablanca (OL)

Funny Bones Großbritannien 1994, R: Peter Chelsom, D: Oliver Platt, Jerry Lewis

Die Tränen eines Clowns gehören wohl zu den wirkungsreichsten Tricks der dramatischen Künste. In diesem Film gibt es gleich zwei von diesen weinenden Bajazzos: Jack ist von Natur aus so komisch, daß er eine Gefahr für seine Umwelt ist, und Tommy versucht mit allen Mitteln, das Publikum zum Lachen zu bringen, bleibt aber doch immer nur im Schatten seines Vaters: des erfolgreichsten Komikers von Amerika. Jerry Lewis wurde diese Rolle direkt auf den Leib geschneidert. (hip) Schauburg, Casablanca (OL)

Das Geisterhaus Deutschalnd/Dänemark/Portugal 1993, R: Bille August, D: Jeremy Irons, Meryl Steeep, Glen Close

„Bernd Eichinger hat Pakete dieser Art in Serie zusammengeschnürt. Die von ihm betreuten Literatur-Adaptionen verbanden immer kulturelles Hintergrundrauschen mit inhaltlicher Schlichtheit. Aber am „Geisterhaus“ bestürzt doch die Unverfrorenheit, mit der der Film über sein zeitgeschichtliches Sujet hinweggeht und die Erinnerung an reales Leid auslöscht.“ (epd-Film) UT-Kinocenter

H

Harte Jungs – Bad Boys USA 1995, R: Michael Bay, D: Martin Lawrence, Will Smith

„Actionkomödie um zwei farbige US-Comedy-Stars, die harten Thrill und wortlastige Verwechslungskomödie vereinen soll. Ein mißglückter Vesuch, der das Dilemma eines ganzen Genres offenbart: zwischen irrwitzig schnellen Action-Teilen viel Handlungszeit überbrücken zu müssen.“ (Filmdienst) UT-Kinocenter, Ufa-Stern

I

Ich kann nicht schlafen Frankreich 1994, R: Claire Denis, D: Beatrice Dalle, Katerina Golubeva

Claire Denis (“Chocolat“) greift den aufsehenerregenden Fall des Pariser Serienmörders Paulin Ende der 80er Jahre auf, um daraus eine einfühlsame Milieustudie des 18. Arrondissements – Montmartre – zu machen. Denis verzichtet auf Action und einen durchgehenden erzählerischen Faden und verläßt sich auf die Atmosphäre und innere Spannung mehrerer Nebenhandlungen. Kleine Ungereimtheiten seien ihr dabei verziehen. (Mu)Cinema

K

Keiner liebt mich Deutschland 1994, R: Doris Dörrie, D: Maria Schrader, Elisabeth Trissenaar, Peggy Parnass

„Im neuen Film von der Beziehungs-Schreinerin Doris Dörrie geht's um das Modethema „Singles“. Fanny Finck will nicht mehr alleine sein. Unter den Bewohnern ihres Appartement-hauses sucht sie nach dem Richtigen. Wie immer bei „Männer“-Frau Dörrie soll's komisch sein. Ist es aber leider nur selten.“ (TV-Spielfilm) Cinema

Kiss of Death USA 1995, R: Barbet Schroeder, D: David Caruso, Nicolas Cage

„Als Richard Widmark eine alte Frau im Rollstuhl die Treppe herunterstieß und dazu sein hysterisch, helles Lachen erklingen ließ, verlor der Gangsterfilm seine Unschuld. Henry Hathaways „Kiss of Death“ von 1947 markeirte die Geburt des modernen psychopathologischen Killers. In Barbet Schroders Remake stemmt Nicolas Cage schwer an dem Part, den sein Vorgänger Widmark so überzeugend gespielt hat. Zwischen der eigenwilligen Visualität von Hathaways Original und dem vorgefertigten Look des aktuellen Kinos findet dieser „Kiss of Death“ nur den Weg des Mittelmaßes.“ (epd-Film) Modernes

Kleine Giganten USA 1995, R: Dwayne Dunham, D: Rick Moranis, Ed O'Neill

„American Football begeistert die Amerikaner immer noch - und nicht nur die großen! Ausgerechnet Rick Moranis, selbst nicht gerade hochgewachsen, soll eine Football-Mannschaft von Dreikäsehochs zum Erfolg führen. Außerdem mit von der Party: Ed O'Neill, besser bekannt als Al Bundy. Nette Warnerkomödie.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Palast

Der König der Löwen USA 1994, R: Rob Minkoff

„Auch das neuste Produkt aus den Cartoon-Studios der Disney Fabrik ist für Superlative gut, räumte „The Lion King“ doch als einer der erfolgreichsten Filme aler Zeiten an den amerikanischen Kinokassen ab. Einen Großteil seines Charmes verdankt er den skurrilen und witzig portraitierten Randfiguren. Und deren Kapriolen entstehen nach wie vor in Handarbeit.“ (TV-Spielfilm) UT-Kino

Küß mich! Deutschland 1995, R: Maris Pfeiffer, D: Caroline Redl, Katja Riemann

Eine Frau um die 30 im fortgeschrittenen Semester einer als brotlos bekannten Studienfach-Kombination. Krisenalter. Sie hat die Wahl zwischen dem blonden Typen mit dem gut gepolsterten Bankkonto und dem dunkelhaarigen Gauloise-Mann aus der OFF-Theaterszene. Vor allem aber will sich die Dame mit der Entscheidungsschwäche selbst verwirklichen. Der Film bietet leichte, zum Teil amüsante Sommerkost, hervorragend fotografiert umd mit witzig reduzierten Dialogen. Und eine Szene mit Detlev Buck als versoffenem Kaufhausdetektiv. (Mu) City

M

Mario und der Zauberer Deutschland 1994, R: Klaus Maria Brandauer, D: Julian Sands, Klaus Maria Brandauer, Rolf Hoppe

„Die Verfilmung einer schwächeren Novelle von Thomas Mann geriet unter der Regie von Brandauer zu einem szenisch nur teilweise überzeugenden, schauspielerisch überwiegend schwachen Zeitportrait.“ (multimedia) Gondel

Mary Poppins USA 1964, R: Robert Stevenson, D: Julie Andrews, Dick van Dyke

„Einer der besten Kinderfilme überhaupt! „Mary Poppins“ ist ein perfektes und originelles Musical mit einer zeitlosen Geschichte, eine fehlerlosen Mischung aus Realfilm und Zeichentricksequenzen, wunderschönen Songs und einem gewitzten Drehbuch, das den Charme des Kinderbuchs von P.L. Travers, auf dem der Film basiert, ins andere Medium herüberrettet. Als Kindermädchen gleitet Mary Poppins aus dem Himmel zu zwei Kindern hinab, und benutzt dabei ihren Regenschirm als Fallschirm. Die Kinder merken bald, daß dies keine gewöhnliche Gouvernante ist, denn während sie ihnen gutes Benehmen beibringt, unternimmt sie mit den beiden eine Reihe von phantastischen Ausflügen.“ (Baseline) Schauburg

Medea Italien/Frankreich/Deutschland 1969, R: Pier Paolo Pasolini, D: Maria Callas, Massimo Girotti

„Magie und Ratio, Barbarei und Zivilisation, alte Religiosität und atheistische Moderne will Pasolini mit Medea und Jason gegenüberstellen. Auch Dritte Welt und westlichen Kolonialsmus, wobei Medeas Unterwerfung, Anpassung und Revolte deutlich zeigt, auf welcher Seite der Regisseur steht. Ein fast stummer Film, manchmal unfreiwillig komisch, manchmal wie ein ethnograhischer Exkurs, dabei aber elektrisch und verschlüsselt. Die archaisch strenge Montage ist von seltener Schönheit und Vollkommenheit. Und Maria Callas als Medea reckt eindrucksvoll ihr Profil in mythische Landschaften.“ (Wolf Donner) Kino 46

Mrs. Parker & ihr lasterhafter Kreis USA 1994, R: Alan Rudolph, D: Jennifer Jason Leigh, Metthew Broderick

„Sie beherrscht 24 Sprachen aber in keiner kann sie „nein“ sagen!“ lautet eines der berühmten bon mots der Kritikerin und Schriftstellerin Dorothy Parker, deren vergiftete Zunge in den 20er Jahren selbst bei ihren Freunden gefürchtet war. Von ihrem Leben als Bohmemien im New York der goldenen Ära erzählt Alan Rudoph in diesem Film, der viel schöner und vor allen Dingen eleganter ist, als es der schauderhafte deutsche Titel erwarten läßt. Rudolph versucht hier ganz ähnlich wie in „The Moderns“ die Stimmung einer Künstlergruppe nachzuempfinden, die tatsächlich gelebt haben. Dieser Film ist nicht so spielerisch und fantasievoll wie sein Vorgänger, denn Rudolph mußte sich wohl oder übel an die Fakten aus dem Leben der Parker halten, und dabei spielten Alkoholexzesse, Selbstmordversuche und Einsamkeit eine größere Rolle als künstlerischer Ruhm und rauschenden Feste. (hip) Schauburg

N

Nightwatch – Nachtwache Dänemark 1994, R: Ole Bornedahl, D: Nikolaj Waldau, Kim Bodia

„Mit ausgeprägtem Gefühl für Stimmungen nutzt Bornedahl die unheimliche Aura der einsamen Krankenhausflure. Alfred Hitchcock hätte seine Freude gehabt.“ (TV-Spielfilm) Modernes und Lindenhof-Lichtspiele (WIL)

O

Outbreak USA 1995, R: Wolfgang Petersen, D: Dustin Hoffman, Donald Sutherland

In Wolfgang Petersens neuem Thriller über aus der Kontrolle geratene biologische Kampfstoffe kann man es wirklich mit der Angst bekommen, denn nichts, was er zeigt, wirkt besonders fantastisch oder unrealistisch. Die Story könnte morgen genauso in der Zeitung stehen. Anders als bei Petersens Erfolgsfilm „In the Line of Fire“ ist hier das Szenario wichtiger als die einzelnen Szenen, und manchmal artet der Film in eine von Hollywoods Materialschlachten aus. (hip)Ufa-Stern

P

Die Piratin Frankreich 1984, R: Jacques Doillon, D: Jane Birkin, Maruschka Detmers

„Dieser Film eröffnet eine neue, radikale Qualität des Melodrams, zeigt den Geschlechterkampf ohne das schützende Wattepolster sozialer Anpassung und zwischenmenschlichen Wohlverhaltens. Es ist ein Film, der trotzig auf Konsequenzen pocht, sich selbstherrlich über alle Ausflüchte erhebt und mitunter geradezu unerträglich mit seinem Pathos kokettiert. Der Rest ist eine Gefühlsschlacht in Cinemascope, ein seelischer Fight im geschlossenen Raum, das Breitwandformat nur ausgefüllt mit Gesichtern, Augen, Körpern, Gewalt, Lieben und Hieben. Viel Schrei, wenig Flüstern.“ (tip) Kino 46

Plan 9 From Outer Space USA 1956, R: Ed Wood, D: Tor Johnson, Vampira, Bela Lugosi

„Zu einer Zeit, in der die Liebhaber von schlechten Filmen sich trauen, zu ihrer Leidenschaft zu stehen, und wirklich schauderhafte Filme plötzlich mit Zuneigung betrachte werden, wird Edward D. Woods tollwütiger Science Fiction Film von einer stetig zunehmenden Kultgemeinde verehrt, die darauf bestehen, daß er über die unfreiwillige Komik hinaus inzwischen den Status einer Legende erreicht hat. Wie schlecht ist er aber nun wirklich ? Gib einem Affen eine Kamera, und er würde damit einen besseren Film zustandebringen. Er würde auf jeden Fall das Geld sinnreicher ausgeben. Jede Facette der Produktion, von den schauspielerischen Leistungen, Drehbuch, den Special Effekts bis zu Ausstattung und Schnitt ist saumäßig ausgeführt. So saumäßig, daß der Film umwerfend komisch ist.“ (Danny Peary) Schauburg

Power Rangers USA 1995, R: Bryan Spencer, D: Karan Ashley, Johnny Yong

„Wenn die Worte „Go, go, Power Rangers!“ nicht die TV-Titelmusik in ihrem Kopf klingeln lassen; wenn sie fragen müßen, was ein Zord ist, dann haben die Power Rangers ihren Haushalt verschont und sie haben viel Geld gespart. Wenn Sie aber wissen, daß Tommy der weiße Ranger und Billy der blaue Ranger ist, werden sie wohl auch im Kino nicht an den „Power Rangers“ vorbeikommen. Der Film mag ihnen Kopfschmerzen verursachen, schon wenn sie nur daran denken, wieviel neues Spielzeug er massenhaft in die Welt setzen wird, aber ihr fünfjähriger Sohn wird ihn wahrscheinlich unwiderstehlich finden - und das mehr als einmal !“ (New York Times) Ufa-Stern und UT-Kino

Der Priester Großbritannien 1994, R: Antonia Bird, D: Linus Roache, Tom Wilkinson

"Priest – ein Film über einen schwulen katholischen Priester, einen zweiten, alkoholsüchtigen, und einen weiteren, der mit seiner Haushälterin liiert ist - wurde mit Preisen und Protesten überhäuft. Der Film erzählt seine Geschichte melodramatisch, stellenweise humorvoll, im ganzen aber sehr gleichnishaft. Wie schon „Philadelphia“ geht auch „Priest“ ins Taschentuch. Im Gegensatz zu Hollywood zeigt die Regisseurin Antonia Bird sogar einen zwischenmännlichen Zungenkuß und einen weichgezeichneten Analverkehr.“ (taz) City

Prinzessin Caraboo USA 1995, R: Michael Austin, D: Phoebe Cates, Stephen Rea, John Lithgow

„Wer ist die schöne Fremde, die 1817 in einem Kornfeld bei Bristol gefunden wurde? Etwa eine wahre Prinzessin aus Java oder doch nur eine Schwindlerin aus kleinen Verhältnissen? Dem britischen Regisseur Austin fiel zu der authentischen Geschichte von der verwirrenden Exotin, deren wahre Identität schließlich von einem findigen Journalisten gelüftet wird, bedauerlicherweise nur ein spannungsarmer Kostümschinken ein.“ (der Spiegel) City

Rendez-Vous in Paris Frankreich 1994, R. Eric Rohmer, D: Clara Bellar, Antoine Basler

„Es gibt eine Virtuosität des Flirtens, von der man sich in Deutschland keinen Begriff macht, und eine Art und Weise, es darzustellen, die hier fremd ist wie China. Immer noch verhält sich eine Szene von Rohmer zur deutschen Szene wie ein Souffle zu Schaumgebäck. Das hat bekanntlich historische Gründe. Erst mit dem Weggang von Lubitsch und Ophüls kam dem deutschen Kino die Anmut abhanden. Es hat sie seitdem nicht wiedergefunden. Rohmer filmt literarische Dialoge, als würden sie wirklich so gesagt. Er dokumentiert Fiktion, was ja im Grunde die Definition des Kinos ist. Am Ende steht, worum es von Anfang an geht. Was, ist selbstverständlich unsagbar. Anmut ist schließlich auch nur ein Wort.“ (taz) Atlantis

S

Speed USA 1994, R: Jan De Bont, D: Keanu Reeves, Dennis Hopper, Sandra Bullock

„Ein Film, der seinem Titel vollauf gerecht wird, Cinema pur aus Hollywood. Eine Geschichte auf reine Bewegung reduziert. Gleich die Titelsequenz, in der die Kamera in einem Aufzugsschacht abwärts gleitet, und dabei die Titel (so plastisch, als seien sie in 3-D) kurz aufblitzen, entwickelt einen Sog, der den Zuschauer anschließend zwei Stunden lang nicht losläßt. Mit der Präzision eines Uhrwerks läuft alles ab: Vorspiel, Drama (fast ausschließlich in einem fahrenden Bus), Nachspiel. Die einzige Konkurenz in Sachen steigender Adrenalinspiegel sind die finalen drei Minuten von „Wallace & Gromit.“ (epd) UT-Kinocenter, Originalfassung im Cinema

Stirb Langsam: Jetzt erst recht USA 1995, R: John McTiernan, D: Bruce Willis, Jeremy Irons

„Was die Fans erwarteten, und was dieser Film auch bietet ist pure Action mit noch größeren Explosionen und Stunts. Aber durch ein schwaches Drehbuch ist dies dennoch der schwächste von den drei „Die Hards.“ Was fehlt ist der selbstironische Witz der von Willis gespielten Filmfigur John McClane.“ (New York Times) Ufa-Palast, UT-Kino

U

Und täglich grüßt das Murmeltier R: Harold Ramis, D: Bill Murray, Andie McDowell

Eine der witzigesten Zeitreise-Storys der Filmgeschichte: Ein zynischer Medienmann, der Fernsehwetterfrosch Murray, wird jeden Morgen in den vorhergehenden Tag zurückgeworfen – Grund: Er soll's nochmal versuchen und besser machen, vor allem: ein besserer Mensch werden. Das klingt scheußlich moralinsauer. Aber der Film führt dabei so genau und witzig die kleinen und gemeinen Details unseres Alltagslebens vor, daß man alsbald mit dem tragischen Held mitleidet, der Jahr um Jahr denselben Tag durchleben muß. Ufa-Stern

Während du schliefst ... USA 1995, R: Jon Turteltaub, D: Sandra Bullock, Peter Gallagher

„Während du schliefst ...“ erzählt die wunderbare Aschenputtel-Geschichte der Fahrkartenverkäuferin Lucy aus Chicago. Romanzen dieser Art spielen stets in einer Parallewelt, in der Verwechslungen und Zufälle das Leben beherrschen und manche Wahrscheinlichkeitsregeln aufgehoben ist. Wer soll schon ernsthaft glauben, daß zunächst nur ein einziger Mann in ganz Chicago an Sandra Bullock Gefallen findet. Aber damit der Zauber wirken kann, brauchen gerade Romanzen Hauptdarsteller, die ihnen Bodenhaftung geben, den Anschein von Wirklichkeit. Darum ist Sandra Bullock eine ideale Besetzung. Sie ist keine Fee, sondern handfest, leicht verwirrt und stark verstrubbelt.“ (Der Spiegel) Europa

Y

Yankee Zulu Südafrika 1993, R: Gary Hofmeyr, D: Leon Schuster, Wilson Dunster u.a.

„Der Autor und Hauptdarsteller Leon Schuster hatte eine brillante Fernsehshow: die „versteckte Kamera“ Südafrikas. Danach machte der burische Komiker erfolgreich Komödien im eigenen Land. Doch seine Satire auf unverbesserliche Rassisten, dämliche Fernsehshows und die Affären des britischen Königshauses ist politisch zu flach, komödiantisch zu fett und darstellerisch zu ungehobelt.“ (tip) UT-Kino, Ufa-Stern

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