: Lürssen-Lieferung war ganz legal -betr.: "Rüstungs-Geschäft mit tödlichen Folgen", taz vom 1.8.1995
Betr.: „Rüstungs-Geschäft mit tödlichen Folgen“, taz vom 1.8.1995
Schön, daß die taz so ausführlich über mein Feature im WDR-Hörfunk berichtet hat. Manches aber ist nicht ganz zutreffend wiedergegeben. Ich möchte hier auf die mir wichtig erscheinenden Ungenauigkeiten hinweisen.
1. Es ist nicht richtig, daß die Lürssenwerft ein illegales Rüstungsgeschäft in Taiwan vorbereitet hat. Ich weiß gar nicht, ob die Werft das überhaupt machen würde, in jedem Fall hatte sie es hier in Taiwan gar nicht nötig: Die Lieferung der Ersatzteile für die Kriegsschiffe war nämlich legal – Bonn hatte sie genehmigt. Es ging Lürssen in Taiwan nur darum, einen bestehenden Vertrag mit der taiwanischen Marine für diese Lieferung in Taiwan auch durchzusetzen, da bis zur Marinespitze alle gegen Lürssen waren. Der Vertrag zugunsten von Lürssen war durch einflußreiche Kontakte gegen die Gegner in der Marine zustande gekommen.
2. Bei dem Besuch von Klaus Wedemeier im November 1993 war meines Wissens kein Vertreter von STN dabei.
3. Friedrich Lürssen war mit Wedemeier nach Taipeh gereist. Ob er ursprünglich dann im Dezember selbst wieder nach Taipeh fliegen wollte, wie Ihr schreibt, weiß ich nicht. Ich glaube es aber eigentlich nicht, denn das wäre ja gar nicht nötig gewesen, vorausgesetzt alles wäre glatt gelaufen. Chefsache war nur die Vertragsangelegenheit. Dann wären die Unterhändler gekommen.
4. Ihr berichtet, insgesamt ginge es bei der Mordaffäre um 90 Millionen Mark Schmiergelder. Der hohe Beamte vom Kontrol-Yüan und auch der frühere Oppositionsführer und jetzige Bürgermeister von Taipeh gehen davon aus, daß viel größere Schmiergeldsummen im Spiel waren. Der Bürgermeister sagte mir, 90 Millionen Mark seien allein im Geschäft mit Abeking&Rasmussen geflossen. Das klingt bombastisch. Ist es ja auch. Wer aber Rüstungssachen recherchiert weiß, daß häufig bei Rüstungsgeschäften um die 20% Provisionen des Kaufpreises gezahlt werden. Da wären die Schmiergelder hier nur geringfügig über der Quote. Rainer Kahrs
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