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Ein Schiff wird kommen

Wenn der Verstand schlafengeht, galoppiert das Gutmenschentum. Beziehungsweise segelt, und zwar nach Moruroa, als – schönes Wort – „Friedensflotte“.

Denn das aggressive Bedürfnis nach heiler Welt und gutem Gewissen, das sich so gerne mit Politik verwechselt, ist durch korrektes Einkaufen und Ausgehen allein nicht mehr zu befriedigen. Nachdem das Franzmann-Haß-Faß geleert ist und der Brie boykottiert, müssen stärkere Kaliber her. Noch kann man ja keine Tornados nach Moruroa schicken, aber einen Segeltörn, der Helfersyndrom und Abenteuerurlaub, der Kreuzzug und Fitness paramilitärisch miteinander verschmilzt, den kriegt man schon hin.

„Nur über See, nur auf eigenem Kiel, kommt man nach Mururoa“, bramarbasiert die Berliner Zeitung in ihrem Aufruf „Ein Schiff für Mururoa“, und „drei Bürger sind auf eigenes Risiko mit an Bord“. Auch der Stern hat aufgerüstet und schickt zwei seiner Leser mit „Deutschlands erfahrenstem Weltumsegler Wilfried Erdmann als Skipper“ ins Rennen. Ja, alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein.

Der klassische Gutmensch, der kirchentagskompatible Weichwasserspender vom Typus Schorlemmer, hat fürs erste ausgedient. An die Stelle des öligen Versöhnungspredigers ist der ökologisch ausgepichte Militärseelsorger getreten, der Waffen segnet und das Märchen vom guten, gerechten Krieg als Leitartikel verbreitet. Die Mitgliedschaft bei den Grünen ist dabei längst kein Hindernis mehr.

Die deutschen Pazifisten schwenken opportun um: Sie sind jetzt Friedensfighter, Soldateska im Dienst der guten Sache. Eine Hymne haben sie auch schon: Derselbe Hans Hartz, der in den Achtzigern unter Beifall der Friedensbewegung geschmacksfrei „Die weißen Tauben sind müde“ röhrte, singt derzeit für „Beck's Bier“ „Sail away...“ Aber zügig, bitte. Und wegen mir braucht keiner der Segler wiederzukommen. Wiglaf Droste

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