Gesucht: Umweltbewußte mit Geld

■ Hausverkauf für autofreies Wohnen im Hollerland beginnt

Nach fast dreijähriger Planungsphase soll noch in diesem Herbst mit dem Bau des Wohnprojekts „Autofreies Wohnen im Hollerland“ begonnen werden. Die Bauträgerin Gewoba will auf der hafa KäuferInnen für die ersten 22 Reihenhäuser anwerben. Allein im Verein „Autofreies Wohnen im Hollerland“ gibt es 30 BewerberInnen – die allerdings haben Probleme mit den Preisen: So liegen die Kaufpreise für ein Reihenhaus bei 380-550.000 Mark, was einen Quadratmeterpreis von 2-3.800 Mark bedeutet. Mehrere Vereinsmitglieder sind nach Bekanntgabe des Preises abgesprungen.

Aber das sei ja auch eine ideale Lage, meint Klaus Stadler Geschäftsführer der Gewoba: Die BewohnerInnen kämen in den Genuß sowohl des Landlebens (Naturschutzgebiet, gute Luft, Ruhe) als auch des Stadtlebens (per ÖPNV in 20 Minuten in die Innenstadt). Das habe natürlich seinen Preis, der jedoch noch unter den Preisen im übrigen Hollerland liege, wo die KäuferInnen 3.800 Mark und mehr pro Quadratmeter bezahlen. Der günstigere Preis der „autofreien Häuser“ erkläre sich, aus der schlichteren Bauweise und aus der Tatsache, daß sich die auch für die Gewoba kostenintensive Planungsphase im Kaufpreis nicht wiederfinde. Trotz des Preises gebe es einen Markt für autofreies Wohnen, berichtet Renate Viets, Leiterin der „Bewohnerberatung“: Sie hatte schon mal 350 InteressentInnen an der Hand.

Finden sich innerhalb der nächsten Wochen genügend KäuferInnen für den ersten Bauabschnitt sowie InteressentInnen für den zweiten, dann wird die Realisierung des gesamten Projekts mit 220 Wohneinheiten, davon 60 Reihenhäuser und 120 Miet- bzw. Eigentumswohnungen in Angriff genommen, sagt die Gewoba. Im besten Fall wären die ersten Häuser im Herbst 96 bezugsfertig .

Professor Thomas Krämer-Badoni, Leiter des Forschungsprojekts „Autofreies Wohnen“ sieht dem Baubeginn optimistisch entgegen. Die Fluktuation in der Bewerberschaft sei normal, außerdem habe das Projekt soviel an ideologischer Bedeutung gewonnen, daß es für die Beteiligten kein Zurück gebe. So berichtet Michael Glotz-Richter Referatsleiter der Stadtentwicklungsbehörde, daß Bremen mittlerweile als Kompetenz in Sachen autofreies Wohnen gelte. Laufend wendeten sich deutsche und europäische Städte an seine Behörde, wenn sie ähnliche Wohnmodelle in Angriff nehmen wollen, da Bremen als erste deutsche Stadt ein solches Projekt fördert. bs