■ Grauenhafte Sportarten, Folge IX: Olympische Unsitte: Zwergerlwerfen
Heißa! Heut' ist Zwergerlwerfen!
Heute ist Olympia!
Kleine Burschen, rund wie Torten,
Bunt wie aus der Tombola.
Starke Männer prüfen
Kritisch schon das Sportgerät,
Einzeln hört man Knochen krachen,
Wenn ein Griff zu barsch gerät.
Weiter hinten Probewürfe,
Manchmal schreit ein Kleiner: Au!
Sofort ruft man den zur Ordnung:
„Zwergerl, he! Mach keine Schau!“
Ui! Da kommt ein langer Neger, Schmeißt sein Brüderl in den Sand.
Letztes Jahr, da flog er weiter,
Bloß dritter Platz für's Vaterland.
Und so segeln Stund' um Stunde, Männlein durch das Areal,
Daß so manches Zwergerl jammert:
„Sportler sein ist eine Qual.“
Nächster Werfer: Heinz aus Gießen,
Schleudert Horst aus Iserloh.
Zierlich fliegt er auf die Wiesen,
Weltrekord! Das sowieso.
„Zack“, ein Inder aus Neu Delhi,
„Rumms“, ein kleiner Eskimo,
Leider kann nicht jeder siegen,
Dabeisein ist das A und O.
Sieg für Deutschland, wie auch anders,
Glückwunschtelegramm von Kohl:
„Jungs, das müssen wir begießen,
Deutscher Zwerg, gehab Dich wohl!
Text: Albert Hefele/Foto: AP
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