: Milliarden für Brühe
■ Modernisierung der Abwässerkanäle auf 160 bis 300 Milliarden geschätzt
Bonn (dpa) – Die Modernisierung der deutschen Kanalisationen und Kläranlagen ist zum Streitobjekt zwischen der Abwassertechnischen Vereinigung (ATV) und dem Bundesumweltministerium geworden. Den von der in der ATV zusammengeschlossenen Industrie veranschlagte Modernisierungsbedarf von 300 Milliarden Mark hält das Bundesumweltministerium für weit überhöht. Ministeriumssprecher Franz-August Emde sagte, Länderumfragen hätten einen Bedarf von höchstens 160 Milliarden Mark ergeben. Auch müsse eine Modernisierung nach dem Stand der Technik nicht 40 Milliarden Mark zusätzlich kosten, wie die ATV behauptet habe. Emde empfahl der Vereinigung, der vor allem Fachingenieure und Unternehmen angehören, an innovativen, nicht kostentreibenden Lösungen mitzuarbeiten.
Klaus Imhoff, Präsident der ATV, meinte hingegen, in diesem Jahr seien die Abwassergebühren um durchschnittlich fünf Prozent erhöht worden. Mit ähnlichen Erhöhungen müsse man auch in den nächsten Jahren rechnen. Während ein vierköpfiger Haushalt derzeit im Durchschnitt 680 Mark jährlich Abwassergebühren zahlen muß, kämen bei der Umsetzung des von der ATV prognostizierten Zusatzbedarfs von 40 Milliarden Mark noch einmal 160 Mark pro Jahr hinzu – abgesehen von der „normalen“ Gebührenerhöhung.
Nach den EU-Vorschriften müssen zum 1. Januar 1999 Phosphor und Stickstoff, die als Nährstoffe die Gewässer belasten, zu mindestens 75 Prozent aus dem Abwasser herausgeholt werden. Während die Phosphorbelastung schon erfreulich zurückgegangen ist, besteht nach ATV-Angaben bei der Stickstoffverminderung noch Nachholbedarf. Die sogenannte Sauerstoffbedarfsstufe wurde von 2,2 auf 2,0 verringert. Die Nährstoffbelastungsstufe liegt bei 2,5. Auch in den neuen Bundesländern zeigten sich erste Erfolge bei der Verringerung der Nährstoffbelastung des Abwassers.
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