: „Wir haben hier schließlich alle dasselbe Ziel“
■ Richard Titchen, einer der sechs Direktoren von Greenpeace International, kann bei der Umweltorganisation keinerlei Probleme, nur kulturelle Unterschiede erkennen
taz: Just in einer Situation, in der Greenpeace stark kritisiert wird, tritt der Chef der Greenpeace-Kampagne gegen die französischen Atomtests zurück oder – besser gesagt – wird zurückgetreten. Werden die Nerven schwach bei den Verantwortlichen?
Richard Titchen: Überhaupt nicht. Der Rücktritt hat eher etwas zu tun mit dem Management-Stil von Thilo Bode (seit diesem Sommer Geschäftsführer von Greenpeace International, d. Red). Thilo Bode steht zu 100 Prozent loyal hinter seiner Mannschaft, verlangt dasselbe aber auch von ihr. Dabei will er natürlich keine Jasager um sich haben. Es ist vielmehr sein Stil, daß unter den Vorstandsmitgliedern hart diskutiert wird, wenn neue Kampagnen und Strategien geplant werden. Da kommen alle Argumente auf den Tisch. Am Schluß muß aber ein Konsens gefunden, eine Entscheidung getroffen werden. Doch erwartet Thilo Bode, daß seinen Anweisungen gefolgt wird. Und das war im Fall von Jürgens nicht der Fall.
Dies klingt so, als hätte Thilo Bode einen ganz neuen, eher autoritären Stil bei Greenpeace International eingeführt.
Ich habe vier Geschäftsführer bei Greenpeace International kommen und gehen sehen. Ich glaube nicht, daß Bode sich stark von seinen Vorgängern unterscheidet. Thilo Bode hat ein langfristiges Ziel: Er will eine wirklich starke internationale Organisation schaffen, die in allen Schlüsselregionen der Welt agieren kann, etwa auch in China. Deshalb eröffnen wir im nächsten Jahr ein Büro in Hongkong. Er will alle Fähigkeiten und Ressourcen, über die Greenpeace International verfügt, in Amsterdam zusammenführen, so daß interdisziplinäre Führungs-Teams geschaffen werden können. Dies hatten wir zwar schon lange geplant, aber jetzt scheinen wir endlich vom Fleck zu kommen.
Viele der jüngsten internen Schwierigkeiten von Greenpeace hängen ja mit dem verringerten Spendenaufkommen zusammen. Haben die internationalen Kampagnen gegen die Versenkung der Brent-Spar-Plattform und gegen die französischen Atomtests in der Südsee hier eine Wende gebracht?
Nein, ein großer Teil der Kampagne mußte sogar aus den Reserven von Greenpeace Deutschland und Greenpeace Niederlande finanziert werden. Aber natürlich haben wir viele neue Fördermitglieder gewonnen, weil wir gezeigt haben, daß man etwas tun kann, daß es sich auszahlt, etwas zu tun.
Haben die derzeitigen internen Schwierigkeiten mit der Moruroa- Kampagne etwas zu tun mit der Verminderung der zur Verfügung stehenden Mittel?
Nein, überhaupt nicht. Wir haben keinen internen Streit um die Mittel. Wir haben alles getan, um etwa die Schließung von Büros zu verhindern.
Gibt es antideutsche Ressentiments bei Greenpeace? Es wird ja immer wieder die deutsche Dominanz bei Greenpeace beklagt.
Wenn es eine internationale Organisation gibt, in der Nationalismus keine Rolle spielt, dann ist es Greenpeace. Wir haben hier schließlich alle dasselbe Ziel, Nationalismen spielen da einfach keine Rolle. Was es aber gibt, sind kulturelle Unterschiede, etwa zwischen Europäern und den Menschen im Südpazifik. Interview: Nicola Liebert
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