: Sanierungsgebiete ohne Gelder
■ Nur sechs statt zwölf Stadtquartiere werden zu Sanierungsgebieten. Finanzierung wird immer schwerer
Der Senat wird heute sechs weitere Stadtquartiere zu Sanierungsgebieten erklären. Ursprünglich umfaßte die Liste von Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) allerdings noch zwölf Altbauquartiere: Stephankiez (Tiergarten), Soldiner Straße, Torfstraße (Wedding), Falkplatz, Bötzowviertel (Prenzlauer Berg), Boxhagener Platz (Friedrichshain), Gneisenaustraße (Kreuzberg), Kottbusser Damm Ost, Wederstraße (Neukölln), Alt- Treptow (Treptow), Oberschöneweide (Köpenick) und Konrad- Wolf-Straße (Hohenschönhausen).
Doch Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) stellte sich quer. Geld für zwölf weitere Gebiete werde es keinesfalls geben. Drei neue Sanierungsgebiete hätten nach Ansicht Pieroths genügt. Geeinigt hat man sich auf vier neue Sanierungsgebiete (Wederstraße, Stephankiez, Soldiner Straße, Kottbusser Damm Ost) im Westteil der Stadt und zwei Gebiete (Bötzowviertel und Oberschöneweide) im Osten.
Nach der kürzlichen Auflösung von acht Westberliner Sanierungsgebieten (Turmstraße, Werftstraße, Brunnenstraße, Nettelbeckplatz, Klausenerplatz, Opernviertel, Woltmannweg, Rollbergstraße) gibt es damit 22 Sanierungsgebiete, 17 im Ost- und fünf im Westteil der Stadt.
Dabei wird es wohl auch bleiben. Berlin fällt es immer schwerer, das Geld für die Sanierung der Altbaugebiete aufzutreiben. In der Investitionsplanung bis zum Jahr 1998 sind lediglich 15 Prozent der veranschlagten Gesamtkosten in Höhe von 10 Milliarden Mark enthalten. Das Gros von 85 Prozent soll erst nach 1998 finanziert werden. So wurden für das bereits 1993 festgelegte Sanierungsgebiet Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg vorerst nur 5 Millionen Mark für den Zeitraum bis 1998 ausgewiesen. Nötig sind für den Kollwitzplatz aber 240 Millionen Mark, verteilt auf etwa 15 Jahre. Ähnlich sieht es im Gebiet der Weitlingstraße in Lichtenberg aus. Hier sind nur 8,3 Millionen Mark von 161,4 Millionen in der Investitionsplanung enthalten.
Den Bewohnern der herausgefallenen Sanierungsgebiete treibt es die Zornesröte ins Gesicht. Die Betroffenenvertretung Falkplatz im Prenzlauer Berg jedenfalls will die Sparmaßnahmen nicht einfach hinnehmen. Neben den Defiziten eines Altbauviertels stehen die Anwohner zusätzlich unter dem Druck der (n)olympischen Boxsporthalle, die im nächsten Jahr eröffnet werden soll, und der Verkehrslast des 1993 wieder in Betrieb genommenen Gleimtunnels. „Wir haben kein Verständnis dafür, daß finanzielle Mittel für gefährdete Wohngebiete angeblich fehlen, obwohl gleichzeitig teure Großprojekte überall in der Stadt Mittel in Milliardenhöhe verschlingen“, heißt es in einem Brief an Finanzsenator Elmar Pieroth. Kathi Seefeld
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