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Irgendeine Eislaufhalle irgendwo

■ Die Eislaufhalle soll bald abgerissen werden, doch die Alternativen hängen in der Luft

Es darf wieder geglitscht werden: Am Samstag beginnt die neue Saison in der Eislaufhalle auf der Bürgerweide. Es wird wahrscheinlich die letzte sein. Schon bis 1997 sollen die Messehallenkapazitäten auf der Bürgerweide von 8.000 auf 15.000 Quadratmeter ausgeweitet werden sollen. Die Eislaufhalle muß weichen, sonst bleibt zuwenig Platz für den Freimarkt und die Osterwiese übrig. Das ist aber auch das einzige, auf das sich die Bremer EisläuferInnen sicher verlassen können. Denn alle anderen Fragen sind ziemlich ungeklärt. Der Planungsstand: Irgendeine Eislaufhalle kommt irgendwo hin.

Der Senat will acht Millionen Mark für eine Halle mit einer Eislauffläche ausgeben – die Eislaufverbände sagen, die Halle wäre nur mit zwei Flächen rentabel. Die Wirtschaftsförderer wollen eine Multifunktionshalle, in der außerhalb der Saison Veranstaltungen über die Bühne gehen können – die Verbände wollen eine reine Sporthalle. Der Landessportbund soll die Halle betreiben, so ist der Stand der Planung – doch aus der Wirtschaftsressort gibt es große Skepsis, ob der LSB das auch kann. Und der Standort ist völlig ungeklärt. Am Dienstag abend hat der Beirat Vahr das Stadtplanungsamt mit seinem Vorschlag untergehen lassen. Das Viertelparlarlament will partout keine Halle auf der Bezirkssportanlage an der Konrad-Adenauer-Allee.

Langsam drängt die Zeit. Heute werden die Wirtschaftsförderungsausschüsse das erste Geld aus dem Landeshaushalt in die Nachfolgeplanung für die Eislaufhalle schaufeln. Genau 431.250 Mark, das sind 375.000 Mark plus Mehrwertsteuer, wollen die Wirtschaftsförderer für eine Architekten- und Ingenieursplanung bewilligt haben. Danach könnte das Planungsbüro anfangen zu arbeiten. Eine Planung ins blaue, denn klar ist: Die Standortentscheidung müßte so schnell wie möglich fallen, aber genau die scheint noch in weiter Ferne. Das Planungsamt hat 15 Flächen untersucht. Herausgekommen ist die Priorität Nummer eins auf einer Erweiterungsfläche der Bezirkssportanlage an der Adenauer-Allee, und Priorität zwei an der Uni. Dagegen will das Wirtschaftsressort viel lieber eine Eislaufhalle auf der Fläche des technisch veralteten Eisstadions am Jakobsberg sehen, das in diesen Tagen sowieso seine letzte Saison beginnt. Viel zu schlecht zu erreichen, sagt dazu das Planungsamt, und außerdem mitten in einem Naherholungsgebiet. Der Krawall mit dem zuständigen Beirat wäre zudem schon vorprogrammiert.

Dazu gab es beim Vahrer Beirat heftigen Wind von vorn. Das Planungsamt wollte die Halle nämlich unmittelbar an die nächsten Wohnhäuser heranbauen – die AnwohnerInnen wollen nicht auf eine Betonwand gucken und haben Angst vor dem Lärm. Das Planungsamt wollte die Halle dorthin bauen, wo die Anlage um zwei Fußballplätze erweitert werden soll – da murren die drei Vereine, die die Anlage nutzen. Das Planungsamt wollte eine Halle in genau den Dimensionen wie auf der Bürgerweide bauen – da gehen die Eissportverbände auf die Barrikaden. Sowohl der Jakobsberg als auch die Halle auf der Bürgerweide sind gut ausgelastet. Ihr Fazit: Bremen brauch eine Halle mit zwei Eislaufflächen. „Wenn der Publikumsbetrieb zu sehr durch die Vereine eingeschränkt wird, dann schreibt so eine Halle rote Zahlen, und die werden uns dann immer vor die Nase gehalten“, sagt Alle de Haas, der Vorsitzende des Bremer Eishockey Clubs. Bei so massiver Ablehnung mochte der Beirat nicht hintanstehen. Einstimmig wurden die Pläne abgelehnt

Nun ist schlechter Rat billig, denn an die Uni wollen die EisläuferInnen garantiert nicht hin: „Ein totes Gelände“, sagt de Haas. „Da fahren ein paar Busse hin, aber nur bis 20 Uhr.“ Rote Zahlen garantiert. J.G.

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