Das Portrait: Für Pressefreiheit
■ Gao Yu
Die inhaftierte chinesische Journalistin Gao Yu Foto: ROG-Archiv
„Indem Sie mir den Preis verleihen, setzen Sie ein Zeichen. Der ganzen Welt wird so bewußt, daß die Arbeit, die die chinesischen Journalisten leisten, um die Wahrheit in China zu verbreiten, geschätzt wird“, schrieb Gao Yu Anfang Februar an die Internationale Vereinigung der Zeitungsverleger (FIEJ). Gao konnte die Auszeichnung, den „Golden Pen of Freedom“, nicht in Empfang nehmen, da sie zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis saß.
Am 2. Oktober 1993 war sie verhaftet worden, zwei Tage vor ihrer Abreise in die Vereinigten Staaten, wo sie ein Stipendium der New Yorker Columbia Universität wahrnehmen wollte.
1979 begann ihre Karriere als Journalistin. Sie arbeitete für die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua und die beiden Hongkonger Zeitschriften Wen Wei Po und The Mirror Monthly, für die sie die einflußreichsten Politiker Chinas interviewte. 1988 wurde sie stellvertretende Chefredakteurin der Wirtschaftswoche, die vom Pekinger Forschungsinstitut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften herausgegeben wurde. 1989 bat der Chefredakteur der Volkszeitung Gao Yu, die demonstrierenden Studenten zu bewegen, den Platz des Himmlischen Friedens zu verlassen. Einige Stunden vor dem Massaker vom 4. Juni wurde sie festgenommen.
Erste Schwierigkeiten mit der Pekinger Regierung hatte sie bereits 1985, als sie einen Artikel über den berühmten Journalisten Liu Binyan, der aus der KP- China ausgeschlossen wurde und im Exil lebt, veröffentlichte. Nachdem sie über zwei Dissidenten berichtet hatte, wurde sie von der Pekinger Stadtverwaltung als Konterrevolutionärin eingestuft.
Im August 1990 wurde sie zwar aus gesundheitlichen Gründen freigelassen, doch ständig überwacht. Die Artikel, die sie in Hongkong veröffentlichte, wurden ihr zum Verhängnis. Ihr wird vorgeworfen, „Staatsgeheimnisse an Personen außerhalb des Landes weitergegeben zu haben“. Im Dezember 1994 wurde Gao Yu zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Die Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ protestiert gegen die unmenschlichen Haftbedingungen, unter denen die 51jährige, herzkranke Journalistin in einer Zelle mit Schwerverbrecherinnen gefangengehalten wurde. Mittlerweile wurde sie in ein Gefängniskrankenhaus verlegt. Ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich jedoch von Tag zu Tag. Heidi Schirrmacher
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