: Comandante im Knast?
■ In Mexiko wurde ein angeblicher Zapatisten-Anführer festgenommen
Mexiko-Stadt (dpa/taz) – In Mexiko-Stadt ist ein angeblicher Anführer der Zapatisten-Guerilla EZLN festgenommen worden. Wie die Generalstaatsanwaltschaft am Montag mitteilte, handelt es sich um Fernando Yanez, der als „Comandante German“ lange Zeit die Nummer eins der EZLN gewesen sein soll. Er sei bereits am Samstag wegen unerlaubten Waffenbesitzes inhaftiert worden.
Yanez wies alle Vorwürfe zurück. Gegenüber Rundfunkreportern, die ihn am Montag im Gefängnis interviewten, bestritt Yanez, „German“ zu sein. „German“ gehörte zu den fünf führenden Zapatisten, gegen die am 8. Februar dieses Jahres Haftbefehl erlassen worden war. Diese Haftbefehle wurden dann aber für die Dauer der Friedensverhandlungen ausgesetzt. Die Generalstaatsanwaltschaft sagte, die Festnahme habe nichts mit diesem Haftbefehl zu tun. Man habe bei Yanez ein Sturmgewehr AK-47 und eine Pistole gefunden.
Yanez sagte, diese Waffen habe er nie gesehen. Er sei am Samstag im Norden von Mexiko-Stadt von 40 Männern in Zivil aus seinem Auto gezerrt und anschließend mit verbundenen Augen verhört worden. Die Menschenrechtlerin Rosario Ibarra, Abgeordnete der linken Partei der Demokratischen Revolution (PRD), sagte am Montag vor der Presse, das angebliche Delikt scheine „vorfabriziert“, denn die Behörden hätten nicht einmal erklärt, woher sie überhaupt auf den Verdacht kamen, daß Yanez Waffen mit sich führte.
Yanez räumte ein, daß er in den 70er Jahren der linken Untergrundbewegung Nationale Befreiungskräfte (FLN) angehörte. Die FLN-Aktivisten waren nach Darstellung der Regierung Ende 1983 nach Chiapas gegangen und hatten zusammen mit indianischen Kleinbauern die Guerillabewegung EZLN aufgebaut.
Bei den derzeitigen Gesprächen zwischen der zapatistischen Guerilla und der Regierung über Fragen der indianischen Autonomie waren am Sonntag Fortschritte erzielt worden. Die Festnahme Yanez' dürfte da wenig hilfreich sein.
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