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Ein Spuckstein für Nölle

■ LehrerInnen und Projekte demonstrierten gegen „Giftmischer“

Ulrich Nölle hatte Glück, daß er gestern schon früh im Rathaus eingetrudelt war. Gegen elf Uhr warteten nämlich gute 600 LehrerInnen und MitarbeiterInnen zahlreicher Projekte auf ihren Lieblingsfeind. und das ist seit der Veröffentlichung der Giftliste sicher der Finanzsenator. Der Protest fiel zwar nicht sonderlich zahlreich, aber dafür umso drastischer aus. Seit Gesche Gottfried bringen die BremerInnen ihre Abscheu vor GiftmischerInnen am Sucksetin zum Ausdruck, rief der GEW-Vorständler Heiko Gosch in die Menge. „Doch nun muß ich Euch warnen: Wir haben einen neuen Gitfmischer in der Stadt.“ Donnernder Applaus.

Die Reaktion der DemonstrantInnen auf die Sparvorschläge, die drinnen im Rathaus durchgekaut werden sollten, war eindeutig: nicht mit uns! Auf jede der Einzelkürzungen, die Gosch per Mikro vortrug, reagierte die Menge mit einem gellenden Pfeifkonzert. Und umso größer war der Beifall, als der Gewerkschaftler drohte: „Wer die Arbeitszeit der Lehrer verlängern will, der provoziert einen Arbeitskampf an der Schule.“

Dabei machte die Zahl der DemonstrantInnen nicht gerade den Eindruck großer Mobilisierungskraft der Gewerkschaft. Die Erklärungen reichten von „die Leute haben alle Unterricht und scheuen eher die Dienstpflichtverletzung“ bis zu „viele wachen erst auf, wenn sie die Kündigung auf dem Tisch haben.“

Klein war die Demo zwar, aber entschlossen. Entsprechend schwer hatte es Henning Scherf, der sich als einziges Senatsmitglied aus dem Rathaus raustraute. „Der Kollege Nölle ist nicht so demonstrationserfahren.“ Die Kürzungen würden so nicht beschlossen, versprach er, aber „die Rahmenbedingungen sind nicht so einfach wegzudiskutieren.“ Reaktion der Demo: „Bla, bla, bla!“ Am Ende bekam das Geburtstagskind Scherf auch noch ein paar Geschenke mit auf den Weg: Einen Rasenmäher (Aufkleber: „Reform-Kugellager“) und vom BUND einen grimmig-giftgrünen Gartenzwerg, der eine DDT-Spritze in der Hand hält.

Leer ging dagegen ausgerechnet der Geselle aus der Giftküche von Meister Nölle aus. Günter Dannemann, Staatsrat im Finanzressort, gelangte unerkannt und unbehelligt ins Rathaus. Was ihn nicht wunderte: „Wieso, was hab ich denn damit zu tun?“ J.G.

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