: Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine
Apollo 13 USA 1995, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Bill Paxton, Kevon Bacon
„Jim Lovells „Huston, wir haben ein Problem“ ist 50 Minuten nach dem Beginn des Films zu hören, und obwohl wir alle darauf gewartet habe, macht einen dieser Satz immer noch frösteln, genau wie die Geschichte der schicksalhaften Mission uns packen kann, obwohl wir alle wissen wie sie endet. Howard hält das Publikum in Spannung, indem er immer hin und her schneidet zwischen den drei eingezwängten Astronauten in ihrem kaputten Raumschiff, der Kommandozentrale in Huston, in der fieberhaft nach einer Lösung gesucht wird und den Häusern der gefährdeten Raumfahrer, deren Familien und Freunde ängstlich Wache halten. Was diese Geschehnisse so packende macht, ist das menschliche Element: die Art wie es den Menschen gelingt, sich zu kontrollieren, wie sie improviseieren, die Tatsachem das sie niemals aufgaben und die Art in der sie ganz uneigennützig zusammenarbeiteten. Ein Satz des Schriftstellers William Dean Howell erklärt den phänomenalen Erfolg des Films in den USA: Was das amerikanische Publikum will, ist eine Tragödie mit einem glücklichen Ende.“ (Observer) Ufa-Palast, UT-Kinocenter und Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
Assassins – Die Killer USA 1995, R: Richard Donner, D: Antonio Banderas, Sylvester Stallone, Julianne Moore
„Was passiert, wenn sich zwei Auftragskiller in die Quere kommen, zeigt Richard Donners Actionthriller auf ebenso konstruierte wie rasante Weise. Eine detaillierte Nacherzählung der Story wäre unsinnig; sie ist verworren und dient letzlich auch nur für aufwendige Stunts und pulstreibende Spannungsmomente. So ist „Assassins“ trotz zahlreicher Ungereimtheiten sehr wohl gelungen. Sylvester Stallone mimt den müden Menschenjäger glaubhaft, Antonio Banderas ist als Psychopath zum Fürchten realistisch und der Film ist ein zweistündiger Showdown, der nicht einen Moment langweilt. Auch –ne Kunst.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern, UT-Kinocenter
Les Astronautes / 2 weitere Filme Frankreich 1956-1963, R: Chris Marker
Kurzfilme, zu denen Chris Marker in verschiedener Weise beigetragen hat Institut Francais
Biester Frankreich 1995, R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, Sandrine Bonnaire
„Zwei Frauen stehen im Mittelpunkt dieses subtilen Thrillers. So still und hintergründig wie die Haushälterin Sophie schleicht sich das Unheil an die Familie Lelievre heran. Sie arbeitet zuverlässig und ebenso mechanisch wie ein Uhrwerk; daß sie weder Post noch Besuch empfängt, erscheint den Herrschaften zwar seltsam, stört sie jedoch nicht. Als Sophie aber die Postbeamtin Jeanne kennenlernt, beginnt sie sich zu verändern. Beide Frauen haben eine dunkle Vergangenheit und sie werden zu Verbündeten, die nach dem Rausschmiß Sophies auf grausame Rache sinnen. „In einer Männer-Welt wie der unseren sind Frauen Opfer. Eine Frau an sich ist bereits ein Filmthema.“ sagt Chabrol, und neben der Verkörperung der beiden Frauen durch Sandrine Bonnaire und Isabelle Hupppert ist es sicher dieser Überzeugung zu verdanken, daß Altmeister Chabrol mit diesem Film überzeugt.“ (Judith Lewis) Atlantis, Europa
Braveheart USA 1995, R: Mel Gibson, D: Mel Gibson, Sophie Marceau
„Mel Gibsons brilliante Idee ist es, die epischen Qualitäten des Stoffen voll auszuspielen (tragische Romanze, übermenschlicher Heldenmut, verschwenderische Aufnahmen und Tausende von Statisten) und all dem einen schwungvollen, zeitgenößischen Kick zu geben. „Braveheart“ ist auch ein explosiver Actionfilm. So sollte man ihn erst garnicht mit dem farblosen „Rob Roy“ vergleichen, sondern mit „Stirb Langsam“ (New York Times) UT-Kino und Ufa-Palast
Bremer Forum I Bremen 1995
Neue Filmproduktionen aus Bremen, u.a. von Ali Eichelbach, Barbara Thiel und Wilfried Huismann Kino 46
Bremer Forum II Bremen 1995
Neue Filmproduktionen aus Bremen, u.a. von Peter Heller, Sven Buddelmann und der offenen Videowerkstatt Westend Kino 46
Die Brücken am Fluss USA 1995, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Meryl Streep
„Lange hat es in Eastwoods Welt überhaupt nur Platz für Männer gegeben. Darum ist sein neuer Film, eine auf den ersten Blick ebenso unauffällige wie unaufwendige Romanze, in Wahrheit die größte Herausforderung, der er sich je in seiner Karriere gestellt hat. „Die Brücken am Fluß“ ist Eastwoods endgültiger Bruch mit dem Traum vom unverwundbaren Tough Guy. Und mehr als das: hier hat der Regisseur tatsächlich seinen ersten Frauenfilm gedreht. Ein altmodisches Kammerspiel, einen Film, der nicht mehr als eine einfache Geschichte von zwei Menschen erzählen will. Denn die Welt der Menschen, das hat Eastwood irgendwann begriffen, ist viel aufregender als die Welt der Mythen. Wahre Helden sterben alt.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Ufa-Palast
Casper USA 1995, R: Brad Silberling, D: Christina Ricci, Eric Idle
„Casper ist ein Mischmasch aus Live-Action und Animation, ein morphologisch extravagantes Märchen mit all den ausgefallenen Tricks, die in „Jurassic Park“ und „Roger Rabbit“ entwickelt wurden. Dennoch ist dieser synthetische Kinderfilm nicht ohne Charme: Er ist so schön kurzlebig wie eine Seifenblase, so süß und wunderbar wie eine riesige Portion Zuckerwatte.“ (epd-Film) UT-Kinocenter
Chris Marker - 4 Kurzfilme Frankreich 1959-1970, R: Walerina Borowszyk, Joris Ivens, M. Ruspoli, Chris Marker /Originalfassungen teils mit Untertiteln
„Les Astronautes“, „A Valparaiso“, „Vive la Baleine“, „Cine-tracts“. Eine kleine Auswahl von Filmen, zu denen Chris Marker in verschiedener Weise beigetragen hat. Die „Cine-tracts“ etwa sind einige Dutzend kollektiv entstandener revolutionärer Kürzestfilme. Kino 46
Clueless – was sonst USA 1995, R: Amy Heckerling, D: Alicia Silverstone, Stacey Dash
„Der Film spielt in Beverly Hills, unter den reichen und superreichen Kinder. Er kritisiert diesen Reichtum nicht, und er verhöhnt auch nicht jene Teenager, die in den ärmeren Vierteln wohnen und auf ein paar Jeans lange sparen müßen. Eine Provokation fürs erwachsene Publikum - und für kritische Geister ein kleiner Skandal: Der Film ist oberflächlich und schämt sich nicht dafür. Die Kamera erliegt den gleichen Verführungen wie die jugendlichen Helden. Die Inszenierung feiert den Schimmer teurer Kleider, den Glanz polierter Schuhe, und für schöne Gesichter hat sie ohnehin einen Sinn. In „Clueless“ sehen Chanel-Kostüme so unschuldig aus wie selten zuvor, und auch für deren Trägerinnen gilt, bis zum Beweis des Gegenteils, die Unschuldsvermutung.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kinocenter
Cooler Sommer Schweden 1993, R: Stephan Apelgren, D: Perter Haber, Carina Lindborn
„Der Regisseur Stephan Apelgren setzt die Gags sehr geschickt. Er muß sich vor den amerikanischen Ferien-Klamauk-Filmen nicht verstecken. Sein Film ist eine Komödie, die zunächst wie ein fröhliches Pamphlet gegen einen Familienurlaub aussieht, aber mit der Zeit imer mehr zu einem Plädoyer dafür wird. Obwohl alle stöhnen über die Chaosmaschine Familie, würden sie sich ohne sie doch schrecklich langweilen.“ (epd-Film) Schauburg
Cold Blooded USA 1994, R: Wally Wolodarsky, D: Jason Priestly, Kimberley Williams
„Was macht man, wenn man sein Talent zum Auftragskiller entdeckt ? Nachwuchs-Hitman Cosmo akzeptiert die Berufung. Und er erweist sich als Naturtalent mit ruhiger Hand, scharfem Auge und keinerlei Skrupel. Regiedebütant Wally Wolodarsky mischt in bester Quentin-Tarantion-Manier, wenn auch nicht so wortlastig, Humor mit Grausamkeiten. Seine bitterböse Killerkomödie avancierte auf einigen Filmfestivals bereits zum Geheimtip.“ (TV-Spielfilm) Filmstudio und Ufa-Stern
Die Detektivin Frankreich 1993, R: Tonie Marshall, D: Anemone, Roland Bertin
„Anders als der deutsche Verleih verzichtet die Autorin und Regisseurin Tonie Marshall darauf, die Profession ihrer Protagonistin als Köder zu benutzen. So stellt sie von vornherein klar, daß es ihr sehr viel um mehr Maxime geht als um das Detektiv-Genre. Bei Marshall dreht sich alles um diese Figur: Der Film ist eine Charakterstudie, ein zugleich unspektakuläres und kraftvolles Portrait einer sehr ungewöhnlichen Frau.“ (epd-Film) Gondel
Don Juan De Marco USA 1994, R: Jeremy Leven, D: Johnny Depp, Marlon Brando, Faye Dunaway
Ein junger Amerikaner mit spanischem Akzent und Kostüm wird von einem Psychiater behandelt: Er glaubt, der größte Liebhaber der Welt zu sein. Seine Phantasiewelt ist so poetisch und sinnlich, daß er den abgebrühten Seelenklempner und den Zuschauer schnell davon überzeugt, daß es sich in solch einem Wahn viel besser leben läßt als in der schnöden Realität.(hip) UT-Kino
Le Fond de L'Air est eouge Frankreich 1977/1992, R: Chris Marker /Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Markers verbindliche Geschichte der revolutionären Linken von St. Petersburg bis Stammheim unter besonderer Berücksichtigung der Rolle des Filmemachers als Geschichtsschreiber.“ (Prospekt der Filmreihe Chris Marker) Kino 46
Forget Paris USA 1995, R: Billy Crystal, D: Billy Crystal, Debra Winger
„Der Regisseur Billy Crystal hat eine muntere Achterbahnfahrt ohne allzu große Fallhöhe inszeniert. Trotz unterschiedlicher schauspielerischer Temperamente stimmt die Chemie zwischen Crystal und Winger, und sie werden von einem gut aufgelegten Darstellerensemble (Joe Mantegna, Julie Kaver) unterstützt.“ (tip) Ufa-Stern
Eine Frau für zwei Frankreich 1995, R: Josiane Balasko, D: Victoria Abril, Josiane Balasko
„Altbekannte Story mit Clou: er betrügt sie mit allem, was einen Rock trägt. Sie zahlt es ihm heim - und beginnt eine Affäre mit einer außergewöhnlichen Frau. „In erster Linie wollte ich eine Geschichte über die Liebe(n) erzählen“, sagt Regisseurin Josiana Balasko, die auch die Rolle der Liebhaberin spielt. Ungewöhnliche Dreieckskomödie aus Frankreich.“ (TV-Spielfilm) Atelier
Free Willy 2 USA 1995, R: Dwight Little, D: Jason James Richter
„Während „Free Willy“ ein Überraschungshit des Jahres 93 war, verspricht die Fortsetzung nur ein Erfolg für Leute zu werden, die gerne im Kino schlafen. Dabei haben die Filmemacher extra eine Reihe von Moby-Muppets entwickelt, die Willies freilebende Familie darstellen sollen. Dennoch wirkt „Free Willy“ bläßlich, wie „Flippper“ mit Planktonausschlag.“ (Worldpremiere) City, UT-Kino
French Kiss USA 1995, R: Lawrence Kasdan, D: Meg Ryan, Kevin Kline
„French Kiss“ ein guter, spannender und schöner Film. Kasdan stellt sowohl mit Meg Ryan wie mit Kevin Kline immer wieder Momente der Nähe, der genau ausbalancierten Intimität her, worin die genrehaft vorgezeichneten Umrisse der Figuren weit überstrahlt werden. So zeigt Kasdan die komödiantische Kunst der Verwandlung.“ (epd-Film) Ufa-Palast, Ufa-Stern und UT-Kino
Das Gelobte Land Polen 1974, R: Andrzej Wajda, D: Daniel Olbrychsyki /Originalfassung mit Untertiteln
Ein Epos aus der Zeit der frühen Industrialisierung. „Die geglückte Umsetzung eines Romans, denn der Nobelpreisträger Reymont Ende des vorigen Jahrhunderts geschrieben hat.“ (Klaus Kreimeier) Kino 46
Hass Frankreich 1995, R: Mathieu Kassowitz, D: Vincent Cassell
„Hass beginnt mit den Witz von dem Mann, der von einem Hochhaus fällt. Als er am 9. Stockwerk vorbeikommt, sagt er sich: „Bis jetzt ist alles gut gegangen. Schließlich ist es nur die Landung, die zählt.“ Vinz und seine Freunde Hub und Said leben in einem trostlosen Pariser Vorort. Die drei streifen durch „ihre“ cite, die sich nach einer verheerenden Schlacht mit der Polizei im Belagerungszustand befindet. Der in dokumentarischem Schwarzweiß gedreht erste Spielfilm von Mathieu Kassowitz erzählt ausgewogen und um Authentizität bemüht von dem aussichtslosen Versuch dreier junger Männer, in einer erbarmungslosen Welt ihre Würde zu behalten. Am Schluß erzählt Hub noch einmal den Witz vom Mann, der vom Hochhaus fällt, und wir begreifen, daß er damit das Lebensgefühl einer ganzen Generation beschrieben hat.“ (Otto Lose) City
La Jetee / 2 weitere Filme Frankreich 1950-1966, R: Chris Marker /z.t. Originalfassungen mit Untertiteln
„La Jetee (Am Rande des Rollfeldes)“: Dies ist die Geschichte eines Mannes, der durch ein Bild aus seiner Kindheit geprägt wurde. Die Szene, die ihn verstörte durch ihre Brutalität und deren Bedeutung er erst viel später erst erfassen sollte, ereignete sich auf der großen Besucherterrasse von Orly, einige Jahre vor Ausbruch des 3. Weltkrieges. Nichts unterscheidet Erinnerungen von anderen Augenblicken, erst später geben sie sich zu erkennen, durch ihre Narben“ (Chris Marker) Institut Francais
King George - ein Königreich für mehr Verstand Großbritannien/USA 1994, R: Nicholas Hytner, D: Nigel Hawthorne, Helen Mirren
Der König ist gaga - es lebe der König ! So lautet das Motto dieser historischen Komödie, die von der zeitweisen geistigen Umnachtung des Königs George III (1738 - 1820) erzählt. Seine unberechenbaren Stimmungsumschwünge und obzönen Angriffe auf Hofdamen stürzen den Staat in eine Krise, der Prince of Wales macht sich schon Hoffnungen auf den Thron und nur durch eine radikale Roßkur, die ihm ein puritanischer Arzt aufzwingt, kommt der König wieder zu seinen Sinnen. Diese elegante und aufwendige Adaption eines Theaterstücks von Alan Bennett ist gefüllt mit hochironischen Anspielungen auf die Zustände im britischen Königshaus von heute, aber trotz all des klugen Spottes ist und bleibt der König immer auch der Held der Geschichte. Auch bei den tollwütigsten Anfällen verliert er nie die Würde und unsere Sympathie, denn Nigel Hawthorne spielt ihn so menschlich, das er immer mehr Opfer als Despot bleibt. (hip) Schauburg
Die kleinen Strolche USA 1922-28, R: Robert F. McGowan, D: Mickey Daniels, Jackie Condon, Farina Hoskins
Ein wilder Haufen Kinder, der jedliche Ordnung der Erwachsenenwelt in Sekundenschnelle ins Chaos verwandelt. Dieses einfache und ewig gültige Rezept für Slapstickfilme hat Produzent Hal Roach schon in der Stummfilmzeit entwickelt. Seine Serie von Kurzfilmen mit den kleinen Strolchen wurde ein so großer Erfolg, daß er bis 1942 insgesamt 221 Folgen produzierte. In Deutschland liefen „Die kleinen Strolche“ in den 60er Jahren im Fernsehen, und Farina. Mary, Mike und Joe waren unter Kindern so beliebt wie später Ernie, Bert und Kermit. Im Hollywood von heute ist Kevin ein später Enkel der kleinen Strolche. In diesem Programm sind einige der wildesten Kurzfilme zu sehen. (hip) Gondel
Loin de Vietnam Frankreich 1967, R: Chris Marker, Alain Resnais, Jean-Luc Godard, Claude Lelouch /Original mit Untertiteln
Gemeinschaftsprojekt mehrere französischer Regisseure gegen den Krieg in Vietnam Institut Francais
Die Lok Deutschland 1993, R: Gerd Haag, D: Rolf Hoppe, Isabel Dotzhauer, Christian Kitsch
Kinderfilm, der von den „hungrigen Wölfen“ erzählt, einer Clique von fünf Freunden, die mit der Eisenbahn aus dem Ruhrgebiet in Richtung Sibirien abhauen wollen. Richtig spannend wird es, als sich herausstellt, daß die von ihnen geenterte Dampflok sich auf Kollisionskurs mit einem Sonderzug befindet. Kino 46
Ludwig van B. USA 1994, Bernhard Rose, D: Gary Oldman, Isabella Rosselini
„Gerade als man dachte, die Leben der großen Komponisten wären jetzt endgültig aus den Kinosälen verbannt, kommt prompt Bernhard Roses leidenschaftliches Beethoven-Portrait um zu beweisen, daß immernoch Zelluloid-Leben in alter Musik ist. Zusammengehalten durch Oldmans unbändiges Portrait des schlecht gelaunten Genius, handelt der Film vom Geheimiss des Testaments des großen Komponisten, und bietet dabei eine recht zufällig wirkende Lebensgeschichte, eine klug ausgewählte „Greatest Hits Selection“, und eine vielleicht allzu ehrfurchtsvolle Darstellung des kreativen Schöpfungsprozesses. Oldmann bietet statt eines ernstzunehmenden Einblick in eine bedrückte Seele lieber eine Perücke, eine finstere Miene und einen Wutanfall. Aber der Film wird dann doch dadurch gerettet, daß Roses soviel vom emotionalen Gewicht wie nur irgend möglich von der Musik tragen läßt.“ (Time Out) City
Max & Moritz - die Trickfilmparade Deutschland 1960, R: John Halas, Erzähler: Heinz Rühmann, Theo Lingen
„Episoden aus Geschichten von Wilhelm Busch, mit den berühmten Streichen von Max und Moritz im Mittelpunkt. Ein nicht sonderlich origineller Zeichentrickfilm , der die Phantasientfaltung jugendlicher Zuschauer durch die überzogene Erzählweise von Heinz Rühmann und Theo Lingen nicht gerade fördert.“ (Rowohlt Film Lexikon) Atlantis
Das Netz USA 1995, R: Irvin Winkler, D: Sandra Bullock, Jeremy Northam
„Wie kann man beweisen, daß man existiert, wenn die Computer das Gegenteil behaupten ? Diese paranoide Fantasie ist so stark, daß sie „Das Netz“ zu einem erfreulich beängstigenden Thriller macht, obwohl Irvin Winkler zu der „nichts kann zu offensichtlich sein“-Schule der Filmregisseure zählt.“ (New York Times) Ufa-Stern, UT-Kinocenter
The Power of Love USA 1995, R: Lasse Hallström, D: Julia Roberts, Dennis Quaid
„In „Something To Talk About“ (was, wenn man dem Verleih glauben darf, zu deutsch soviel heißt wie „Power of Love“) unternimmt ein Mann den Versuch, ein Gespräch mit seiner Ehefrau zu führen. Am Vortag hat sie herausgefunden, daß er sie betrügt, und ist anschließend zu ihrer Schwester gezogen. Als er nun an die Tür klopft, instruiert sie die Schwester, ihn für eine Weile zu beschäftigen und versteckt sich im Bad. Die Schwester gehorcht auf ihre Weise: Zur Begrüßung rammt sie dem Treulosen mit voller Wucht das Knie zwischen die Beine, so daß der Mann auf der Stelle zusammenbricht und benommen liegenbleibt. Der Racheakt wirkt hier überzogen und unglaubwürdig, er taugt bestenfalls als plumper Gag. Leider trotzt der Film vor solchen Momenten, und immer hat es den Anschein, als seinen die Frauen drauf und dran, es den Männern mit ähnlich rabiaten Mitteln heimzuzahlen wie Thelma und Louise in der Wüste.“ (epd-Film) Europa
Die Ratte Polen 1994, R: Jan Lomnicki, D: Jan Englert /Originalfassung mit englischen Untertiteln
Ein junger Unternehmer kommt in persönliche und geschäftliche Probleme Kino 46
Santa Clause – eine schöne Bescherung USA 1995, R: John Pasquin , D: Tim Allen
„Da haben wir nun durch jahrelanges eifriges Kinogucken gelernt, daß in Amerika der Weihnachtsmann Santa Claus heißt. Warum aber, bitte schön, schreibt sich dieser in John Pasquins übrigens äußerst vergnüglicher Komödie hinten mit einem „e“ ? Englischlektion 293: weil „clause“ soviel wie Vertragsklausel heißt. Und weil es in der Story des von Frau und Kind getrennt lebenden Vaters Scott eben um beidens geht. Den Weihnachtsmann und einen Vertrag. Um genau zu sein, den Weihnachtsmann-Vertrag. Der tritt nämlich in Kraft, wenn ein Sterblicher das Outfit des originalen Santa Claus anzieht. Was Solo-Papi Scott tut, als der amtliche Bartträger am Weihnachtsabend vom Dach fällt. Kaum hat er die rote Zipfelmütze übergestülpt, findet er sich auch schon am Nordpol wieder.“ (Silke Schütze) UT-Kinocenter
Schlafes Bruder Deutschland 1995, R: Joseph Vilsmaier, D: Andre Eisermann, Ben Becker
„Der Debütroman des literarischen Außenseiters Robert Schneider kommt in der Verfilmung von Joseph Vilsmaier als barockes Bilderpanorama daher. Die Geschichte spielt an der Schwelle zum 19. Jahrhundert in einem vorarlbergischen Gebirgsdorf und erzählt vom Bastard Johannes, der vom örtlichen Pfarrer oder, wie der Aberglaube es will, vom Teufel direkt gezeugt wurde. Die raue Berglandschaft als grandiose Kulisse, die sakrale Musikuntermalung sowie die sorgfältig besetzte Dorfbevölkerung aus tumben Bauern, alten Vetteln und durch Inzest degeneriertem Nachwuchs schaffen eine düstere Athmosphäre. „Schlafes Bruder“ hat das Zeug, der „Heimat“-Film der 90er Jahre zu werden.“ (TV-Spielfilm) Schauburg, UFA-Stern und Casablanca (OL)
Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: William Hurt, Harvey Keitel
„Harvey Keitel ist Auggie Wren: ein ruhender Pol, fast ein Philosoph, ein Weiser, in jedem Fall ein Geschichtererzähler, bei dem sich der Schriftsteller Paul Benjamin (William Hurt) nicht nur seine Zigarillos, sondern auch Stoff für seine Stories beschafft. In Brooklyn, Ecke Third Street und Seventh Avenue, haben Wayne Wang und Drehbuchautor Paul Auster ihm in „Smoke“ einen Zigarrenladen eingerichtet, ein „Heim“ geschaffen. Der geheime Zauber und die Wahrhaftigkeit des Films haben damit zu tun, daß die Figuren, sosehr sie auch ihre Schuld und Trauer empfinden, gerade nicht in einer Sphäre von Anklage und Selbstmitleid versinken. Gegen Schluß des Films mußte ich immer öfter daran denken, daß „Smoke“ eigentlich die ideale Geschichte für Wim Wenders wäre. Aber die Figuren in „Smoke“ haben eine dramatische Dichte, die Wenders Figuren selten erreichen, und vor allem haben sie eine selbstverständlichere Kraft, dem Bann der Selbstbetrauerung zu entkommen.“ (epd-film) Schauburg, Casablanca (OL) und Gondel
Stadtgespräch Deutschland 1995, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger
„Radiomoderatorin Monika findet per Annonce endlich ihren Traummann. Die Sache hat nur einen Haken: Der neue Lover ist der Gatte von Monikas neuer Freundin Sabine, die wiederum bei Monika Unterschlupf sucht, als sie merkt, daß ihr Mann sie betrügt. Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die totsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl das Rezept nicht ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Cinema, UFA-Palast und Apollo (WHV)
The Third Man Großbritannien 1950, R: Carol Reed, D: Orson Welles, Joseph Cotton, Alida Valli /Originalfassung ohne Untertitel
Die berühmteste Zusammenarbeit des Regisseurs Carol Reed mit dem Schriftsteller Graham Green hat die Struktur einen guten, spannenden Thrillers und eine Atmosphäre von barocker, makaberer Dekadaenz. Der simple Amerikaner Joseph Cotton reist ins Wien der Zeit direkt nach dem Krieg um einen alten Freund zu treffen, nur um zu erfahren, daß dieser in einem Unfall getötet wurde. Indem er versucht, die Umstände aufzuklären, lernt Cotton soviel über seinen Freund daß er ihm, nachdem er ihn lebendig wiedertrifft, den Tod wünscht. Orson Welles Portrait des Freundes, Harry Lime, ist eine Studie der Korruption: böse, geistvoll, unnahbar.“ (Pauline Kael) Kino 46
Tod eines Kindermachers Polen 1993, R: Wajciech Nowak, D: Marek Kasprzyk / Originalfassung mit englischen Untertiteln
Ein polnischer Soldat kommt in sein Heimatdorf zurück und sieht sich verschiedenen Problemen gegenüber. Kino 46
Die unendliche Geschichte Deutschland 1983, R: Wolfgang Petersen, D: Noah Hathaway, Tilo Prückner
„Der Film erzählt etwa die erste Hälfte des Romans von Michael Ende nach. Regisseur Petersen hat den Aufwand, die Tricks und die technische Perfektion nicht einfach zur Schau gestellt, er hat beides genutzt, um eine spannende Geschichte zu erzählen, um dem Zuschauer ein phantastisches Univerum für seine eigenen Träume anzubieten. Michael Ende hat sich von dem Film distanziert, weil er sein Buch auf der Leinwand nicht wiederfand. Sein Vorbehalt mag stimmen, doch ist die „Filmversion“ seines Romanes sicher auch aller Ehren wert.“ (Reclams Filmführer) UFA-Palast
Vernetzt Johnny Mnemonic USA 1995, R: Robert Longo, D: Keanu Reeves, Udo Kier, Ice-T, Dolph Lundgren
„Obwohl der Chip in seinem Kopf riesige Datenmengen zu speichern vermag, ist Johnny ein Mann ohne Gedächtnis. Denn seine eigenen Erinnerungen wurden gelöscht, was annähernd erklärt, warum dieser Science-Fiction-Thriller mit Keanu Reeves so hohl ist. Das Spielfilmdebüt des US-Amerikaners Robert Longo, weltweit einer der begehrtesten Künstler, Maler und Bildhauer, basiert zwar auf eines Kurzgeschichte des Cyberpunk-Autors William Gibson, erscheint aber wie eine Imitation von „Blade Runner“ und „Total Recall“. Da Longo die virtuelle Welt des Cyberspace nur dunkel erahnen kann, hat er die Kulissen seines Films in tiefbbraune Farben getaucht. Mit dem Ergebnis, daß die Zukunft aussieht wie ein Fanprojekt des FC. St.Pauli“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern
Waterworld USA 1995, R: Kevin Reynolds, D: Kevin Costner
„Smoker!“ – das ist hier stets ein Ausruf des Entsetzens, wenn Hoppers Bande die friedlichen Nichtraucherzonen der Wasserwelt überfällt. Wer die US-amerikanische Debatte übers Rauchen in der Öffentlichkeit verfolgt hat, der ahnt die tiefschürfenden Hintergründe, die sich hinter Hoppers Qualmerei verbergen. Aber weil Hopper dabei so herrlich diabolisch grinst und feixt, ist er natürlich der eigentliche Sympathieträger der Handlung. Da kann sich Costner noch so akrobatisch ins Zeug legen, kann springen, tauchen, rennen – er ist eben Nichtraucher und somit Loser. (tw)City
Während du schliefst ... USA 1995, R: Jon Turteltaub, D: Sandra Bullock, Peter Gallagher
„Wer soll eigentlich ernsthaft glauben, daß zunächst nur ein einziger Mann in ganz Chicago an Sandra Bullock Gefallen findet. Aber damit der Zauber wirken kann, brauchen gerade Romanzen Hauptdarsteller, die ihnen Bodenhaftung geben, den Anschein von Wirklichkeit. Darum ist Sandra Bullock eine ideale Besetzung. Sie ist keine Fee, sondern handfest, leicht verwirrt und stark verstrubbelt.“ (Der Spiegel) City
Die Zauberflöte Schweden 1975, R: Ingmar Bergman
„Ingmar Bergmann hat gesagt: „Das Drehen dieses Films war die beste Zeit meines Lebens: Sie können sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn man Mozarts Musik jeden Tag im Studio hat.“ Wenn man sich diesen Film ansieht, kann man es doch. Bergmann hat Mozarts unvergleichlich albernes Meisterwerk mit Eleganz und großer Liebe inszeniert. Er betont das Theatralische des Stückes, indem er den Raum als Bühnenraum nutzt, aber mit einer Kamera, die sehr nah herankommt. Wir bekommen das verdrehte Gefühl, daß wir den singenden Personen so nah sind, daß wir sie berühren könnten; wir könnten Träumer sein, die unsichtbar durch die Gäste auf einer im Himmel schwebenden Party segeln.“ (Pauline Kael) Gondel
Die Zeremonie (Gishiki) Japan 1971, R: Nagisa Oshima /Originalfassung mit Untertiteln
„Der Film besteht aus einer Serie von Aufführungen, von Ritualen, Zeremonien, Psychodramen. Vier Zeremonien, aber nur ein Zeremoniell - aufgebrochen in eine Folge von Rückblenden, die eingelassen sind in eine Reise. Die Reise führt zu einem Toten. Gefeiert werden im Kreise einer großbürgerlichen Familie zwischen 1952 und 1971 Todesfälle, Hochzeiten und das Wiedersehen durch den Krieg versprengter Familienmitglieder. Die Zeremonien sollen der Festigung des Klans dienen, aber sie fördern seinen Zerfall. Zeremoniell, Ritual, Inszenierung - mißglückt, verfehlt, entgleist - als Gegenstand einer anderen Inszenierung, des Films. Nichts anderes ist dieser als die Spur jener vorausgegangenen, verunglückten Prozesse.“ (Enno Patalas) Kino 46
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