piwik no script img

Touristen aus dem Orbit

■ Space Park unterschriftsreif – auch ohne Investoren

/ Perschaus Lokalpatriotismus

Viele Dinge werden glaubwürdiger, je öfter sie wiederholt werden. Eine der wiederkehrenden Beteuerungen in Bremen lautet: Wenn wir in Messehallen, Hotels und Erlebnisparks investieren, dann kommen TouristInnen und damit Bremen zum langverdienten Wohlstand.

Immerhin eines der ehrgeizigen Projekte ist jetzt unterschriftsreif: der Space Park. Von den großen Investoren, die für diesen Herbst als verantwortliche projektträger versprochen wurden, fehlt noch jede Andeutung, im November wollen die Hanseatische Veranstaltungs Gesellschaft und die Wiesbadener Köllmann GmbH dennoch die Verträge für die Betreibergesellschaft des Space Park unterzeichnen. „Das ist zu 99 Prozent sicher“, sagte Michael Göbel, Geschäftsführer der HVG, gestern zur taz. Mehr als 100 Millionen kostet die Bereitstellung des Grundstückes für die Stadtgemeinde. 100 Millionen für die Betreibergesellschaft sollen über einen Investmentfond einer Bank kommen.Goßkonzerne, die auf das Thema Raumfahrt setzen, sollen sich ebenfalls an der Betreibergesellschaft beteiligen. Zwischen zehn und 15 Unternehmen der Konsumgüterindustrie will Göbel mit in den Space Park nehmen. 1999 soll er fertiggestellt sein.

Ansonsten verbreiteten die Redner auf dem Forum „Perspektiven der Hansestadt als Messe- und Tourismusstandort“ der Konrad-Adenauer-Stiftung Wunschvorstellungen und alte Konzepte. Der Ocean Park soll unbedingt nach Bremerhaven, mit ihm ein Aquakultur-Zentrum und ein Auswanderermuseum. „Denn woran denken Sie bei Bremerhaven?“, fragte Sigismund von Dobschütz, Geschäftsführer der Tourismus-Förderungsgesellschaft Bremerhaven die rund 300 ZuhörerInnen. „Richtig: An Meer, Schiffe und Fische“. Und diese Erwartung der eventuellen BesucherInnen der Stadt sollen erfüllt werden. 120 Millionen Mark zusätzliche Kaufkraft würden die TouristInnen in die Stadt am Meer bringen.

Wirtschafssenator Hartmut Perschau appellierte Perschau an den hanseatischen Lokalpatriotismus: „Bremen ist eine der schönsten Städte Deutschlands“. Mit den touristischen High-Lights wie den Six-Days oder den German Classics könne sich die Stadt mit „anderen Metropolen“ messen. Und: „Ich bin ganz begeistert vom Angebot des Musikfests“.

Allein der finanzielle Erfolg solcher Ereignisse schlägt sich in der Stadt noch nicht nieder. Nur knapp 900.000 Menschen besuchen im Jahr Bremen, die 6.300 verfügbaren Hotel-Betten sind nur zu rund 36 Prozent ausgelastet. Perschau und seine Wirtschafts-Auguren halten „eine Steigerung auf 1,4 bis 1,6 Millionen Besucher für realistisch“. Wenn in Großprojekte investiert wird. Perschau: „Dann können wir die Sogwirkung der Metropolen Bremen und Bremerhaven halten“. ufo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen