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Ein schöner Beginn

■ Herbert Blomstedt dirigierte das Jubiläumskonzert der NDR-Sinfoniker

Genauso wie den designierten Chefdirigenten des NDR-Sinfonieorchesters stellt man sich einen älteren Herrn aus Schweden vor: Herbert Blomstedt hätte den Professor in Ingmar Bergmans Wilde Erdbeeren geben können, so steif wirkt er, so ernst und so gemütvoll.

Am 1. November 1945, am selben Ort, am gleichen Tag, spielte die NDR-Kapelle zum ersten Mal. Und Herbert Blomstedt ist heute exakt der richtige Mann für die Party zum 50sten. Blumengeschmückt die Bühne, weihevoll die Mienen, Geburtstagsstimmung überall.

Den sattsam bekannten, vielfach mißbrauchten Beginn von Richard Strauss' Tondichtung Also sprach Zarathustra hätte man denn auch als bombastischen Geburtstagstusch mißverstehen können. Der neue Chefdirigent machte indes gleich klar, daß er auf Überzeugung aus ist, nicht auf Überwältigung. So gut es irgend geht, fächerte er die bombastisch instrumentierte Partitur auf, ließ das Orchester herzeigen, was es an guten Abenden drauf hat an Vielfalt und Farbigkeit des Klangs.

Nichts wirkt sofort spektakulär bei diesem Dirigenten. In der Zurückhaltung, mit der er nach der Pause Brahms' Vierte Sinfonie musizieren ließ, lagen erstaunliche Reserven an Gestaltungskraft und rhythmischer Energie. So strotzte das Scherzo nur so von exaktem Spaß am Grimm. Und er kann ein Orchester tief atmen lassen, die Musik kann sich ballen und sammeln bei ihm; und dann ist da immer genug Odem für lange Entwicklungen, weite Phrasierungsbögen, für das bei Brahms so teuerbeseelte Strömen.

Blomstedts Wirkungen scheinen subversiv und langwierig. Wie das Repertoire dieses Abends: Zwei Werke, die auf je verschiedene Art aus tiefer Tradition in die Zukunft langen. Bescheiden stellte sich im Jubel der Gratulanten der neue Chef tief in die Reihen seiner Untergebenen. Ein schöner Anfang. Hoffen wir, daß es so weitergeht.

Stefan Siegert

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