: Stille Post
Kennen Sie Porphyrie? An dieser erblichen Krankheit hat vermutlich King George III gelitten. Augenfälligstes Symptom: blauer Harn. Nebeneffekt: mittelschwerer Wahnsinn. Mit den überseeischen Kolonien geht es los. George kann einfach nicht verkraften, daß die sich jetzt dreist Vereinigte Staaten nennen. Sein Finanzminister, der unbestechliche Mr. Pitt, versucht noch, im Parlament zu retten was zu retten ist („Er wiederholt sich und wechselt oft das Thema. Wenn das ein Kriterium ist, müßten die meisten von uns ins Irrenhaus!“), doch zu spät. Die Ärzte sind ratlos, ein Pfarrer muß her. Und tut das Verbotene: Er sieht dem König ins Auge ... Das Filmdebüt eines Theatermannes. Nicholas Hytner kümmert sich dramaturgisch auch noch um den dritten Pagen, die – sogar liebevoll synchronisierten Dialoge – sind ein Ohrenschmaus. King George – ein Königreich für mehr Verstand – der vielzitierte britische Humor: hier ist er wieder. (in der Schauburg)
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Es ist Freitag. Gäste sind in der Stadt. Sie wollen „mal das Bremer Nachtleben kennenlernen“. Schaudern durchfährt die Gastgeber. Man besucht das „Kismet“ und den „Floh“ – und dann? – Dann steht man plötzlich im Moments und kennt das Bremer Nachtleben nicht wieder. Halli und Hallo aus jedem Winkel; fröhlich berauschte Gesichter an jedem Tisch; und auf der Bühne eine Rythm'n'Blues-Kapelle (die Big Town Playboys), die das tanzfaule Völkchen tatsächlich auf die Beine bringt. Da wird die Bluesharp geblasen, daß es einem den Atem verschlägt; da springen Sänger, Gitarrist und Bassist nacheinander ins Publikum, um mit ihren Soli einfach näher dran zu sein. Bis nach Mitternacht werden die Glieder geschüttelt; dann läßt man die glücklich verschwitzten Musiker von der Bühne. „See you soon“, winkt der Pianist in den Saal – na, das hoffen wir doch! taz
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