■ Standbild: Schöner Tobak
„Alle meine Töchter“, Montag, 20.15 Uhr, ZDF
Wenn eine Geschichte auf starke Effekte und auf den Glauben ihrer Leser an Wunder setzt, kommt dabei am Ende Hedwig Courts-Mahler (Volksmund: Kurz-Malheur) heraus. Die beliebten Groschenromane wurden in den siebziger Jahren wunderbar verfilmt, erinnert sei nur an das Stück „Griseldis“, in dem Sabine Sinjen schließlich doch noch ihren Prinzen bekommt.
Im Falle der Serie „Alle meine Töchter“, zu der nun der Pilotfilm (Barbara Piazza) ausgestrahlt wurde, versuchte sich das Drehbuch genau dieser Ingredienzen der romantischen Kolportage zu bedienen. Wichtig sind dabei: echte Ungerechtigkeiten, Mord&Totschlag, unerwiderte oder unerkannte Liebe nebst Infamie am laufenden Band. Die Charaktere müssen fest zugeordnet werden, Differenzierungen stören nur. Der Titel könnte immer lauten: Wie das Schicksal so spielt. Man muß das nicht, kann es aber mögen.
Günter Mack nun spielt den verwitweten Richter an einem Münchner Gericht, dessen drei Töchter alle so aussehen, wie sie in einer solchen Serie auszusehen haben – proper, ein bißchen frech, süß und harmlos. Sie suchen eine Haushälterin, weil die alte geheiratet hat und sich sowieso nur als „Dragoner“ hervorgetan hatte.
Der Plot dreht sich darum, daß die Favoritin für den Job den Richter schon kennt. Jutta Speidel verkörpert diese angehende Managerin eines mutterlosen Haushalts. Verhärmt sieht sie aus, und das muß sie auch: Gerade hat sie fünfzehn Jahre Knast abgesessen, weil sie einst zwei Menschen per Giftmord ins Jenseits verabschiedet hatte. Nur einer glaubte damals an ihre Unschuld – klar, der gute Richter Günter Mack. Er stellt sie ein, weil er weiß, daß sie als Apothekerin und bei diesem Vorleben nie wieder einen Job bekommt.
Der Rest ist eigentlich klar: Die Töchter schließen sie natürlich ins Herz. Alles wird gut, jetzt, wo sich nach anderthalb Stunden schon die Unschuld Speidels herausgestellt hat. Wahrscheinlich werden Mack & Speidel am Ende der folgenden, hoffentlich auch weiterhin gut gedrehten 25 Folgen heiraten, jetzt, da die Gestrauchelte auch wieder so gepflegt aussieht. Sagt doch Mack, am Klavier sitzend, ein wenig Hausmusik zur Entspannung klimpernd: „Schön sehen Ihre Haare nun aus.“ Und Speidel darauf, leise: „Danke.“ Schöner, starker Tobak. Ja, das wollen wir hören. Jan Feddersen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen