■ Der letzte Theaterbesuch: Lieber in die Operette als auf den Boulevard
Alfred Holsche, 72 Jahre, Rentner
Das ist mindestens fünfzehn Jahre her, daß ich im Theater war. Theater ist zu teuer und meistens immer spät abends. Das ist für ältere Herrschaften kritisch. Hinzu kommt, daß man früher, wenn man aus dem Theater kam, noch ein Gläschen Wein trinken gegangen ist. Aber heute? Die intimen Weinrestaurants gibt es kaum noch oder es gibt nur noch Bier, Bier, Bier. Da halte ich Abstand.
Rodia Dimbarth, 25 Jahre, Studentin
Ich war vor drei Wochen in der Distel und heute gehe ich in den Friedrichstadtpalast, in diese Sterneshow, aber das gilt wahrscheinlich nicht „richtiges“ Theater. Auf Boulevardtheater steh' ich nicht so sehr. Da ich nur eine begrenzte Zeit in Berlin bin, guck' ich mir an, was gerade so läuft. Deshalb geh' ich gerade öfter. Normalerweise, wenn ich in München bin, geh' ich nicht so häufig ins Theater.
Helga Zübel, 57 Jahre, Frührentnerin
Ins Boulevardtheater gehe ich nicht. Wir gehen lieber in die Operette und in Musicals. Gestern war ich im Metropol-Theater in „Funny Girl“. Das hat uns sehr gut gefallen. Ich war auch nicht das erste Mal drin, vielleicht etwa zum zehnten Mal. Ich bin im Freundeskreis des Metropol-Theaters und hänge mit Herz und Seele daran. Für Vorstellungen in anderen Theatern bleibt da wenig Zeit.
Rui Vaz, 24 Jahre, Student
Zuletzt war ich in Portugal im Theater. In Berlin gehe ich noch nicht so oft hin, wie ich möchte, weil ich noch nicht so gut Deutsch kann, um mich wohlzufühlen und ein Theaterstück echt genießen zu können. Ich sehe gerne alle Theaterformen, Off-Theater, Stadttheater. Boulevardtheater aber seltener. In Portugal gehe ich oft ins Theater. Ich habe Literatur studiert und deshalb interessiert es mich sehr.
Gabriela Zink, 35 Jahre, Soziologin
Das ist schon eine ganze Weile her. Ich glaube, das war in Wien am Burgtheater. Ich habe da so meine Prioritäten. Wenn ich überhaupt Zeit habe, dann gehe ich zuerst ins Kino. Das tue ich sehr gerne und sehr oft. Als nächstes gehe ich gerne in die Oper, und dann erst kommt Theater. In dieser Reihenfolge. Boulevardtheater kommt für mich dann erst ganz hinten am Schluß.
Christoph Helm, 46 Jahre, Ministeriumsmitarbeiter
In Wolfenbüttel gibt es über den Kulturbund ein Jahresprogramm. Aus dem wähle ich etwa zwei bis drei Vorstellungen im Jahr, eher klassische Stücke. Es kommt aber auch auf die Schauspieler an. Wenn ich aus dienstlichen Gründen in Berlin bin, gibt es meistens ein kulturelles Rahmenprogramm. Boulevardstücke gucke ich mir auch an, aber das ist nicht unbedingt meine Präferenz.
Umfrage: Gereon Asmuth
Fotos: Wolfgang Borrs
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen