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Kurs aufs Kraftwerk

■ Kühlwasseranlage des Atommeilers Brokdorf von Küstenschiff gerammt

Glück im Unglück für die Betreiber des AKW Brokdorf. Das Küstenmotorschiff „Connie“ rammte am Mittwoch morgen um 3.45 Uhr die Kühlwassereinspeisungsanlage des Kraftwerks, beschädigte aber nur die Sicherheitsbeleuchtung und einen Eisabweiser.

So waren sich das Kieler Energieministerium und die Kraftwerksbetreiberin Preußen Elektra in ihrer Schadensbeurteilung einig: Keine Beeinträchtigung des Kraftwerksbetriebs. Einmütig räumten beide Parteien aber ein, daß bei einer schweren Beschädigung des Kühlwassereinlaufs der Reaktor hätte abgeschaltet und durch sein Notkühlsystem auf Temperatur gehalten werden müssen.

Für den GAL-Bürgerschaftsabgeordneten Holger Mathews sind solche Texte allerdings „gröbste Verharmlosung“. Matthews: „Hier wird getan, als sei es normal, auf das Notkühlsystem auszuweichen, das nur die allerletzte Chance ist, eine Kernschmelze zu verhindern.“ Als skandalös empfindet es der grüne Energieexperte, daß der Vorfall nach geltendem Atomrecht der Sicherheitsbehörde nicht einmal hätte gemeldet werden müssen.

Zudem kritisiert Matthews, daß das Kieler Energieministerium nicht versucht habe, auf die Abschaltung des Reaktors hinzuwirken, bis zweifelfrei geklärt sei, daß die Kollision zu keinen Anrissen der Ansaugrohre geführt habe. Die nach dem Unfall vorgenommenen Druck- und Durchlauftests würden dazu nicht ausreichen. Bemerkenswert sei auch, wie einfach „der Reaktor - etwa durch gezielte Sabotage – außer Kraft zu setzen“ sei.

Warum die „Connie“ Kurs auf die Kühlanlage nahm, ist noch unklar. Ihr Kapitän – der ohne vorgeschriebenen Steuermann durch die Elbe schipperte – war zwar stocknüchtern, aber wohl ziemlich unaufmerksam: An der Markierung „Tonne 67“ ist er laut Polizei nicht ordnungsgemäß abgebogen und so in die Nähe des Kraftwerkes geraten. Das 56 Meter lange Schiff trug einen Zehn-Meter-Riß über der Wasserlinie als Andenken an die Kollision davon. mac

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