: 157 Millionen Mark Gewinn bei der Bewag
■ Profit durch Personalabbau erwirtschaftet. Aktionäre reiben sich die Hände
Der Schornstein raucht, und die Bewag freut sich. Im Geschäftsjahr 1994/95 stieg der Jahresüberschuß des Unternehmens auf 156,8 Millionen Mark. Im vorausgegangenen Geschäftsjahr hatte die Berliner Kraft- und Licht-Aktiengesellschaft schwarze Zahlen in Höhe von 134,4 Millionen Mark verbucht. Das positive Ergebnis wurde erzielt, obwohl der Umsatz aus dem Verkauf von Strom und Wärme zurückging, erklärte der Vorstand während der gestrigen Bilanzpressekonferenz.
Der Absatz elektrischer Energie sank im Westteil der Stadt um 3,7 Prozent, im Osten um 1,6 Prozent. Als Ursache nannte Bewag- Vorstandssprecher Dietmar Winje, daß im abgelaufenen Geschäftsjahr viele Industrieunternehmen abgewandert seien. Auch der Umsatz im Fernwärme-Geschäft ging zurück, was Folge des milden Winters und der Energieeinsparung sei. Der Umsatz verringerte sich um 1,8 Prozent auf 4,2 Milliarden Mark. Daß trotzdem ein höherer Gewinn erwirtschaftet wurde, liegt an drastischen Sparmaßnahmen.
So arbeiteten zum 30. Juni nur noch 10.215 Beschäftigte bei dem Berliner Strommonopolisten – 607 weniger als ein Jahr zuvor. Die Betriebsausgaben sanken, weil statt teurer Ruhrkohle mehr billige Importkohle verfeuert wurde.
Der höhere Gewinn kommt in erster Linie der Industrie zugute. Nach einer Senkung der Strompreise für Großkunden um fünf Prozent zu Beginn dieses Jahres folgt Anfang 1996 noch einmal eine Verbilligung in gleicher Höhe. Westfirmen sparen zusätzlich, weil für sie der Kohlepfennig wegfällt – eine nur im Westen erhobene Subvention für den heimischen Bergbau. Insgesamt beläuft sich die Ersparnis für die Wirtschaft auf rund 150 Millionen Mark pro Jahr. Auch die Aktionäre profitieren. Anstatt 6 Mark im Jahr zuvor schüttet die Bewag jetzt 7 Mark Dividende pro Aktie aus.
Gar nichts von den Gewinnen, Industriesubventionen und Dividenden haben die privaten StromkundInnen im Ostteil der Stadt. Der Preis für die Kilowattstunde Elektrizität bleibt einstweilen bei durchschnittlich 26 Pfennig. 1996 will die Bewag die Tarife sogar anheben. Westhaushalte profitieren dagegen von einer Entlastung um durchschnittlich 6,4 Prozent, weil auch für sie der Kohlepfennig wegfällt.
Ein Stromausfall in mehreren Bezirken wie am 11. November soll sich in Zukunft nicht wiederholen, erklärte die Bewag. Er war durch einen Kurzschluß in der 380- Kilovolt-Leitung ausgelöst worden, die Berlin mit dem westdeutschen Stromnetz verbindet. Gegenwärtig sei eine zweite derartige Leitung nach Osten im Bau – gegen Stromausfälle in ganzen Bezirken. Hannes Koch
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