■ Querspalte: Macht Bit Reif schwul?
Nun trinkt er ja. Früher beließ er es beim Zuprosten. Es gehe jetzt aber, teilt die Brauerei mit, um den „Produktgenuß“. Also bahnt sich der Fußballreporter Marcel Reif nach getaner Arbeit seinen Weg durch die Schulterklopfer, um so schnell wie möglich an die Droge zu kommen. In Version 1 des Werbespots schien es, als eilte er durch die Kneipe, um schleunigst zu jener jungen, sehr ansehnlichen Blonden zu gelangen, deren Hand ihm zwar das Glas rüberschob, deren verheißungsvolles Lächeln aber andeutete, daß der Abend sehr wohl anders als mit Biersaufen herumgebracht werden könnte. Dem Bier schenkte der RTL- Mann zu jener Zeit kaum Beachtung. Hat sich der Fernsehspot also verändert? Im Prinzip nein, sagt die Brauerei, und falls doch, dann keineswegs, weil das Leben sich angeglichen hätte.
Warum diese Bescheidenheit? Muß nicht der Werbende strahlen, wenn jene Geschichte, die sein kleiner Spot erzählen zu müssen glaubt, sich in der Realität nachvollzieht? Man kennt Frauen, die aufschrien, nachdem sie erstmals das erotische Spiel sehen durften: „Der ist doch verheiratet!“ Nicht mit der Blonden.
Kleinkariert. Der Spot hatte eine Botschaft, könnte man denen erklären. Und sein Protagonist, nachdem jener angelaufen war, seine Ehefrau „(55)“ (Bild) gegen eine Freundin „(25)“ (Bild) ausgewechselt. Blond. Man hat Reif schließlich eingesetzt, weil er „Kompetenz besitzt“, weil „das, was er bewirbt, nachvollziehbar ist.“ Also: Kompetenz demonstriert, Auftrag erfüllt. Nur, was ist jetzt? In Version 2 hat der Spot seine Emotionalität verloren. Kommt die Blonde uns reichlich aseptisch vor! Von Gehechel nichts mehr.
Wird nun tatsächlich öde Bier beworben? Es mag scheinen, als habe man in Bitburg den Schwanz eingezogen. Aber, Moment: Kann man sich nicht einbilden, der junge, sehr ansehnliche Barmann lächle den Marcel neuerdings so seltsam an? Es greift der emeritierte Frauenheld nun zum Glas, das ihm eine Männerhand rübergeschoben hat. Bitte ein Mann. Säuft Reif sich Mut an? Peter Unfried
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