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Ran an die fußballerischen Pfründen von Sat.1

■ Mit einem weiter verbesserten finanziellen Angebot und einem neuen „Sportschau“-Konzept wollen ARD, ZDF und RTL die Bundesligarechte ergattern

Berlin (taz/dpa) – Durch eine „Ranisierung“ ihrer „Sportschau“ und mit viel, viel Geld versucht die ARD verzweifelt, im Rennen um die Fernsehrechte für die Fußballbundesliga für die Jahre 1997 bis 2000 dem Konkurrenten doch noch den Rang abzulaufen. Hochzufrieden mit der Jubelberichterstattung von Sat.1, schienen die Klubs bislang entschlossen, den Vertrag mit dem Privatsender zu verlängern, obwohl die ARD und ihre Partner ZDF und RTL runde 40 Millionen Mark mehr boten als die 420 Millionen, die der hinter Sat.1 stehende Verwerter ISPR offerieren soll.

Aber: „Geld spielt bei der Vergabe der Rechte nicht die entscheidende Rolle“, sagt ausgerechnet DFB-Vizepräsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Das erstaunt ein wenig, denn Geld spielte eine äußerst entscheidende Rolle, als die Privatsender einst der ARD, die immerhin einen weit größeren Zuschauerkreis erreichte, die Bundesliga wegschnappten. Auf die Macht des Mammons spekulieren denn auch trotz der Aussage des obersten baden-württembergischen Steuerfahnders weiterhin ARD/ZDF/RTL, die bereit sind, dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) sogar noch mehr Geld als bisher zu bieten. „Unser Angebot ist finanziell interessant und durchaus verhandelbar“, findet WDR- Chef Fritz Pleitgen und tischt auch gleich sein populärstes Argument auf: „Die Zuschauer haben Anspruch auf Fußball ohne große Werbeunterbrechungen.“

Der Kölner Medienexperte Josef Hackforth ist „nach formellen und informellen Gesprächen der letzten Tage“ dennoch überzeugt, daß die ISPR den Zuschlag erhalten wird, denn bei der Annahme des finanziell schlechteren Angebots könne der DFB „das wunderbare Argument ins Feld führen, daß es ihm nicht vorrangig um Geld geht, und daraus einen Imagegewinn ableiten“.

Ein wenig wankelmütig scheinen die Klubs aber geworden zu sein. Fernsehverantwortliche wie Pleitgen oder Sat.1-Sportchef Reinhold Beckmann gingen noch vor einer Woche davon aus, daß heute bei einer DFB-Liga-Ausschußsitzung in Frankurt am Main die endgültige Vergabe entschieden würde. Aber das für 500.000 Mark produzierte Mustervideo der neuen, bunten ARD-„Sportschau“, das der Medienkommission des Ligaauschusses vor dem Länderspiel gegen Bulgarien in Berlin vorgeführt wurde, sowie die Erhöhung des Honorarangebots haben den Zeitplan verändert. „In dieser Frage gibt es am Wochenende keine Entscheidung“, teilte DFB-Liga-Direktor Wilfried Straub mit. DFB-Pressechef Wolfgang Niersbach versicherte: „Es handelt sich nur um eine turnusmäßige Sitzung. Die Entscheidung wird aber noch in diesem Kalenderjahr bekanntgegeben.“ Sat.1 plante offenbar, bei der großen Bundesliga-Gala am 10. Dezember in der Frankfurter Festhalle die Fortsetzung der Bundesliga-Berichterstattung bekanntzugeben. Aber die ARD gibt sich noch nicht geschlagen.

Erhält die Anstalt die Erstrechte zurück, soll die etwa 75 Minuten dauernde „Sportschau“ um 18 Uhr wie „ran“ mit Studiopublikum beginnen. Im ersten Block werden alle Spiele mit nur kurzen Gesprächen kompakt angeboten, nach einem Werbeblock folgen Interviews, Studiogespräche und Analysen, bei denen die Zuschauer einbezogen werden sollen. Die Berichterstattung zur 2. Liga soll intensiviert werden, ehe ab etwa 19.45 Uhr sich die 3. Programme der Regionalliga widmen. Täglich um 19 Uhr sollen nach Sat.1-Vorbild Bundesliga-Nachrichten angeboten werden, am Sonntagmorgen nach Muster des Deutschen Sportfernsehens eine Bundesliga-Diskussion. Neue Idee: Jeden Samstag soll zwei Stunden vor Bundesliga- Anstoß eine Sendung mit letzten Infos und Service-Hinweisen den Fußball-Liebhaber auf den Spieltag einstimmen.

Falls der DFB sich trotz der neuen Fußball-Freundlichkeit der ARD gegen den öffentlich-rechtlichen Sender entscheidet, kann dies den endgültigen K.o. für die „Sportschau“ bedeuten. Der Klassiker wird nur fortgeführt, wenn man um 19.15 Uhr als Zweitverwerter ohne die „ran“-Konkurrenz bleibt, die bisher das Spiel des Tages zeitgleich mit dem „Sportschau“-Beginn sendet und damit Zuschauerabwanderungen eindämmt. 35 Millionen Mark pro Jahr für die Zweitrechte wollen die ARD-Verantwortlichen nur zahlen, wenn Sat.1 kooperativer als bisher ist. Matti

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