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Trotz Lebensversicherung gut schlafen

Deutsche Lebensversicherungsgesellschaften wollen künftig ihr Kapital direkt bei umweltorientierten Firmen anlegen / Mutation zu neuen Umweltengeln ist aber noch nicht absehbar  ■ Von Stefan Kreutzberger

Zum Jahresende werden mehrere Lebensversicherungsgesellschaften neben ihren herkömmlichen auch ökologisch und ethisch orientierte Produkte auf den Markt bringen. Sie sollen sich von den bisher schon gehandelten „fondsgebundenen“ ökologischen Lebensversicherungen und Investmentfonds unterscheiden. So wollen die Versicherungsunternehmen künftig den Sparanteil von Kapitallebensversicherungen direkt in Aktien, Schuldverschreibungen oder Immobilien umweltorientierter Firmen anlegen.

Mindestzins: vier Prozent

Der wesentliche Unterschied zu bisherigen ökologischen Kapitalanlagen liegt somit in der Möglichkeit der direkten Unterstützung von Umweltprojekten bei einer garantierten und gesetzlich festgelegten Mindestverzinsung der Sparanteile von vier Prozent. Ist man bei den börsengehandelten Investmentfonds von den Schwankungen der Aktienkurse abhängig – im Jahr 1994 ein Verlust nicht nur bei Ökofonds von durchschnittlich zehn Prozent – so soll man bei dieser Anlage ruhiger schlafen können.

Mutieren also Teile der bislang konservativ anlegenden deutschen Versicherungsbranche jetzt zum ökologiestiftenden Umweltengel? Mitnichten. Denn Hintergrund des Öko-Engagements sind knallharte wirtschaftliche Interessen. Der Absatz an verkauften herkömmlichen Lebensversicherungspolicen ist rückläufig. Deshalb setzen die Unternehmen auf neu kreierte Produkte, die erst seit der Liberalisierung des Euromarktes möglich wurden. Besonders junge, gutverdienende Familien sollen dafür gewonnen werden. Doch stehen in der Regel Jungverdiener mit besserer Ausbildung Versicherungen generell kritisch bis ablehnend gegenüber und zeichnen sich durch ein allgemein ökologisch orientiertes Bewußtsein aus.

Ökologie als Verkaufsargument hat sich allerdings in der Branche bislang kaum durchgesetzt. Erst wenige Assekuranzen haben sich durch die Initiative und die guten Verkaufszahlen umweltorientierter Versicherungsmakler seit rund zwei Jahren mit ihr näher vertraut gemacht.

Entscheidend wird in Zukunft allerdings der Druck der wahren Riesen im Versicherungsgewerbe sein, der Rückversicherer. Denn sie erst decken ihrerseits die Haftungsrisiken der Erstversicherungsgesellschaften. Hohe Geschäftsrisiken durch klimabedingte Naturkatastrophen haben die Rückversicherer weltweit zum Umdenken angeregt. Sie verlangen schnellere und radikale Maßnahmen zum Umweltschutz und wollen die Risikoannahme- und Investitionspolitik der gesamten Versicherungswirtschaft so gestalten, daß strenge Vorgaben – etwa bei der Energieerzeugung und bei der Abfallvermeidung – auf den Weg gebracht werden.

Gedankenaustausch mit der Umweltbewegung?

Eine der weltweit größten der Branche, die „Münchener Rückversicherungsgesellschaft“, steht beispielsweise in regem Kontakt mit Greenpeace und dem Germanwatch Institut in Bonn. Auf dessen nächstem „Business-council“ am 30. November in Brüssel mit mehreren Rückversicherern und Banken steht unter anderem auch die Gründung einer ökologischen Lebensversicherung auf dem Programm. Die „Gothaer Rück“ und die „Schweizerische Rück“ treten demnächst ebenfalls mit einer eigenständigen, rein ökologisch orientierten Lebensversicherungsgesellschaft namens „Öko-capital“ auf den deutschen Markt. Unter dem Namen „respons“ strickt ein Kölner Makler mit einer großen, ebenfalls schweizerischen Versicherung an einem ähnlichen Produkt.

Der Hamburger Versicherungsmakler „Securvita“ hat in seinem Programm „Vitarent“ bereits 15 Millionen Mark Darlehen an Öko- Projekte vermitteln können. Durch ein Abkommen mit der Stuttgarter Versicherung und dem Deutschen Herold stehen hierfür vorerst 100 Millionen Mark zur Verfügung, solange die Makler „normale“ Lebens- und Rentenversicherungen an ihre Kunden verkaufen. Der „Verbund der Fairsicherungsläden“ in Bremen startet gleichfalls eine Verkaufsoffensive mit der von der Mannheimer Versicherung getragenen „Ökolife“- Lebens- und Rentenversicherung. Hier sind die Gelder aber bislang noch nicht ökologisch angelegt worden, sondern liegen noch auf Sparkonten der Mannheimer.

Kriterien und Renditen

Allen gemeinsam ist der hohe ökologische und ethische Anspruch, eine angestrebte Transparenz der Anlagen für den Kunden gepaart mit einer Garantieverzinsung von vier Prozent. Ein schon bei ethischen und ökologischen Investmentfonds verwendetes „Öko- rating“ soll neben einer Liste von Negativ- und Positivkriterien und einem unabhängigen Anlageausschuß die Seriösität garantieren und Etikettenschwindel verhindern. Durch einen jährlichen Rechenschaftsbericht will man eine für deutsche Lebensversicherungen bislang einmalige Transparenz der getätigten Anlagen und der geförderten Projekte eröffnen.

Schwierig ist jedoch die Auswahl geeigneter Anlagen, da es zur Zeit noch nicht viele geprüfte und für positiv befundene Firmen gibt. Strenge Auswahlkriterien, wie zum Beispiel Förderung alternativer Energieerzeugung und Produktion umweltfreundlicher Güter bei gleichzeitiger Müllvermeidung sowie Wasser- und Luftreinhaltung, läßt in Deutschland zur Zeit nur rund 15 Aktiengesellschaften übrig, die für eine Geldanlage in Frage kämen. Allerdings analysieren die einschlägigen Institute seit gut einem Jahr, welche der weltweit über einhundert Firmen für eine sichere und zukunftsträchtige Kapitalanlage in Frage kommen könnten.

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