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Das PortraitDer Sittenstrenge

■ Abdallah

Der neue starke Mann Foto: AP

„Der Mann für den reibungslosen Übergang.“ Das ist das herausragende Merkmal des saudischen Kronprinzen Abdallah. Charakterisiert wird er überdies als sittenstreng und unbestechlich. Der kränkelnde König Fahd von Saudi-Arabien hat seinem Halbbruder nun „vorläufig“, aber offiziell, die Macht im Königshaus übergeben.

Der 1923 geborene Abdallah ist ein Sohn des Dynastiegründers Abdel Asis Ibn Saud. Er wurde von islamischen Geistlichen erzogen und erhielt danach eine militärische Ausbildung. Seit 1962 befehligt er die Nationalgarde, eine Miliz von rund 55.000 Mann. Die Nationalgarde ist für die Sicherheit der Erdölquellen und der königlichen Familie zuständig. Sie garantiert Abdallah die notwendige Hausmacht.

Der 72jährige Abdallah gilt innenpolitisch als konservativer als sein Halbbruder Fahd. Nachgesagt werden ihm relativ gute Kontakte zur islamistischen Opposition, die in den letzten Jahren immer stärker geworden ist. Außenpolitisch ist er mehr panarabisch orientiert. Alles aber in Maßen, und es scheint eher eine Frage des Stils als des Inhaltes. In den letzten Wochen hat er bereits die Regierungsgeschäfte getätigt, ohne daß es weiter aufgefallen wäre.

Der Chef der Nationalgarde ist in Washington kein Unbekannter, sind doch die USA der größte Waffenlieferant und Ausbilder dieser Truppe. Anderen ist die enge Zusammenarbeit mit der amerikanischen Schutzmacht dagegen ein Dorn im Auge. Erst letzten November explodierte eine Bombe im Ausbildungszentrum von Abdallahs Truppe in Riad und tötete fünf Amerikaner und zwei Inder.

Abdallah ist bekannt als passionierter Reiter und Jäger. In einer der Monarchie eigenen Hofchronik wird der Gründer des Riader Reitclubs als „umgänglich“ und als „glühender Advokat der Gerechtigkeit“ beschrieben. Kritiker halten ihn dagegen weitgehend für unfähig, die Geschäfte der Ölmonarchie zu verwalten. Ihm fehle überdies das Staatsmännische.

Innerhalb der Königsfamilie hat Abdallah gegenüber den ehrgeizigen Prinzen, bekannt als die „Sieben Sudairis“, einen schweren Stand. Die Söhne von Hassa Sudairi, einer von Fahds Frauen, bilden innerhalb des Königshauses eine starke Gegenmacht zum neuen Chef der Monarchie. So wird allseits befürchtet, daß spätestens um die Nachfolge des nicht mehr ganz jungen Abdallah ein gnadenloser Machtkampf innerhalb der Familie ausbricht. Karim El-Gawhary

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