: Verschärftes Mobbing in der FDP
■ Wie lange hält sich NRW-Chef Schultz-Tornau noch im Amt? Die Bonner Spitze denkt daran, ihn auszutauschen
Düsseldorf (taz) – Joachim Schultz-Tornau, vor gut einem Jahr in einer Kampfabstimmung gegen Jürgen Möllemann zum Landesvorsitzenden der nordrhein-westfälischen FDP gekürt, will trotz anderslautender Gerüchte weitermachen. Wer beim Landesparteitag im April neuer Chef des mit 18.000 Mitgliedern größten FDP-Landesverbandes werden wolle, „der muß gegen mich antreten“, sagte er gestern. Bis dahin werde auch seine berufliche Zukunft klar sein.
Seit dem Ausscheiden der FDP aus dem Landtag sucht der beurlaubte Beamte nach einer „beruflichen Absicherung“. Doch die Bonner Parteispitze hintertrieb alle Bemühungen durch gezielte Indiskretionen. Jetzt will der 52jährige ihnen zeigen: Er sei durch eine breite Mehrheit von Delegierten gewählt worden und wolle sich „nicht durch Polit-Mobbing aus dem Amte drängen lassen“. Namentlich nannte Schultz- Tornau dabei den Bonner FDP- Fraktionsvorsitzenden Solms, der in vertraulichen Gesprächen mit FDP-Funktionären aus NRW versucht habe, „einen anderen NRW- Vorsitzenden zu installieren“. Wen Solms gern auf dem Posten sähe, verriet der bedrängte Vorsitzende nicht. Gewiß aber dürfte er nicht Möllemann im Blick haben, der sich Ende vergangenen Jahres selbst beworben hatte: „Wenn die Truppe geht, die den Putsch gegen mich inszeniert hat, und auch die Basis es will, kann ich nicht nein sagen.“ Ob Möllemann jetzt den offenen Kampf um den Vorsitz aufnehmen wird, steht dahin. Schultz- Tornau vermutet, daß Möllemann „kurz vor Silvester Putsch mit Punsch verwechselt hat“.
Inhaltlich setzte sich Schultz- Tornau gestern klar vom nationalliberalen Flügel der FDP ab. So habe er „kein Verständnis“ für die Sicht des früheren FDP-Fraktionschefs Achim Rohde, der glaubt, die FDP müsse „nationaler werden“, um Erfolg zu haben. Als „völlig absurd“ bezeichnete er das Schielen auf die Rep-Wähler. Wer, wie der ehemalige Konkret-Herausgeber und Neuliberale Klaus- Rainer Röhl, die FDP rechts von der CDU ansiedeln wolle, „der dürfte nicht mal Schriftführer in einem FDP-Ortsverband werden“. Walter Jakobs
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