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Vorübergehende Wahlverwandtschaften

■ Die taz Berlin wird am Montag mit einer Schülerzeitung angedickt. Wie das?

Wolfgang Neuss empfahl der taz einmal den Werbespruch „Die größte Schülerzeitung der Welt“. Nun wird am kommenden Montag, den 15. 1., eine Schülerzeitung beigelegt: Eine Ausgabe der „Spätlese“ des Schöneberger Rheingau-Gymnasiums, die zusätzlich noch an ausgewählten Schulen verteilt wird. Gleichzeitig hat die Junge Presse Berlin, die Interessensvertretung des hiesigen „Schülerzeitungsnetzwerkes“, eine Ausstellung „50 Jahre Schülerzeitung in Berlin“ zusammengestellt, die noch bis zum 1. Februar in der Charlottenburger Stadtbibliothek Halemweg, im Gebäude der Poelchau- und der Anna- Freud-Oberschule, zu sehen ist. Die Zeitungsbeispiele „spiegeln die je aktuellen Konfliktlinien des Spannungsfeldes Schüler-Schule- Gesellschaft wider“ (Richard von Weizsäcker): In der Humboldt- Schule ging es 1957 um die Frage „Sollen Mädchen Hosen tragen?“ Die Schülerzeitung „Kneifer“ interviewte 1967 Rudi Dutschke; im „Katapult“ wurde 1968 über „die Pille“ diskutiert. 1986 klärte „Der Parasit“, der Carl-Friedrich-von- Siemens-Schule über „Tschernobyl“ auf. Auch die Redaktion des Rheingau-Gymnasiums widmet vier Seiten ihrer Sondernummer von Montag der „Ozonschicht“.

In der Ausstellung werden auch diverse Zensurmaßnahmen gegen Schülerredaktionen dokumentiert, der letzte Fall aus dem April 1995: Der „Rote Turm“ der Zehlendorfer Schadow-Oberschule veröffentlichte ein respektloses Religionstraktat. Da die Redaktion eine Erwiderung von zwei Religionslehrern ablehnte, verfügte das Landesschulamt ein „Vertriebsverbot“. Auch bei der „Spätlese“ als taz-Beilage kam es zu einem „Schüler-Gesellschafts-Konflikt“. Auf der Seite für Wehrdienstverweigerer „Statt Streß durch die Bundeswehr: Streßt die Bundeswehr!“ mußte auf Anraten des taz-Justitiars und der taz-Marketingleitung eine Bundeswehr- Anzeigensatire entfernt und vier Verbalinjurien geschwärzt werden. Helmut Höge

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