■ Aus dem Beirat: „Tunnel – jetzt“
Hoch her ging es Donnerstag abend im Bürgerhaus Hemelingen. Rund 300 Anwohner hatte der Tagesordnungspunkt „Hemelinger Tunnel“ zur Beiratssitzung angelockt. Nachzügler mußten sich mit Stehplätzen begnügen - doch selbst die waren rar. Dicht gedrängt standen die Hemelinger beieinander – bis in den Flur hinein. Mit Transparenten, wie „Stackkamp-Trasse, nein danke“ und „Hemelinger Tunnel – jetzt“ waren sie zuvor durch die Straßen gezogen, um zu zeigen, daß es ihnen mit der Forderung nach dem Bau des Tunnels ernst ist.
Rund 570 Millionen Mark hat Bausenator Schulte für dessen Bau veranschlagt. Die Stacckamp-Trasse, die als Alternative diskutiert wird, würde nach Schultes Berechnungen nur 272 bis 299 Millionen Mark kosten.
Trotzdem wollten die Hemelinger nichts vom Bau der Trasse hören: Sie führt haarscharf an einer Grundschule vorbei – Unterricht wäre aufgrund des Verkehrslärms nicht mehr möglich. Die Schule müßte geräumt werden. Zwei Rasenflächen der Sportanlage an der Arberger Heerstraße fielen der Stacckamp-Trasse zum Opfer. Der Kindergarten am Osterhoop müßte weichen und während des Baus abgerissen werden, argumentierten sie. Einen Tag vor der Beiratssitzung hatte Bausenator Dr. Bernt Schulte (CDU) seine Absicht, den Hemelinger Tunnel zu bauen, bekräftigt.
Die Fraktionschefs Christian Weber (SPD) und Ronald-Mike Neumeyer (CDU), – zu Gast auf der Beiratssitzung – hatten einen schweren Stand. Einvernehmlich zweifelten die Fraktionschef Schultes Vergleichsberechnungen zum Bau des Hemelinger Tunnels und der Stackkamp-Trasse an. Außerdem müsse angesichts leerer Kassen überlegt werden, ob es nicht günstigere Alternativen gäbe.
Die Fraktionschefs stießen bei den Bürgern und ihren Hemelinger Parteigenossen auf taube Ohren. Mit den Stimmen der CDU, SPD und der AfB sprach sich der Beirat Hemelingen für den Bau des Tunnels aus. Der Antrag der Grünen, den Tunnel nicht zu bauen, fiel durch. Auch ihr Vorschlag, einen runden Tisch ins Leben zu rufen, an dem alle Zahlen, Daten und Fakten nochmals diskutiert werden sollen, wurde abgelehnt. Nur mit einem Antrag hatten die Grünen Erfolg: Darüber, daß die Stackkamp-Trasse nicht gebaut werden soll, waren sich alle Beiratsmitglieder einig.
kes
Siehe auch Interview mit Ronald-Mike Neumeyer
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