: Im Visier der ÖKO-TESTer
Alles im Fluß
Schon mal über Rhein, Main oder Donau spaziert? So heißen die neuen Teppichboden-Modelle, die die Firma Oschwald jetzt auf der Domotex, der weltgrößten Teppichmesse in Hannover, vorgestellt hat. Oschwald verwendet laut Firmenprospekt nur unbehandelte Schurwolle. „Für den Schutz gegen Motten muß der Käufer selbst sorgen.“ Das Trägergewebe besteht aus Jute oder einem Jute-Baumwoll-Gemisch, der Rücken aus reiner Jute. Als Kleber setzt die Firma Naturlatex ein. Neben Naturtönen wie Sand oder Grau stehen leichte Blau- und Rosétönungen zur Auswahl – „alles schwermetallfreie Farben“.
Tests des Freiburger Instituts für Umweltchemie bestätigen das. Weder Formaldehyd, Insektizide, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, halogenorganische Verbindungen noch Lösemittel waren beispielsweise in Oder, Elbe und Donau nachweisbar. Doch nicht nur das fertige Produkt, auch die Rohstoffe läßt die Firma überprüfen. Erst dann werden die Teppichrollen zum Verkauf freigegeben.
Die Oschwald-Teppichböden sind zu empfehlen. Sie werden im Fachhandel und in ökologischen Baumärkten für 57 bis 139 Mark pro Quadratmeter angeboten. Oschwald, Rudolf-Blessing-Straße 7, 79183 Waldkirch, Tel.: 07681/7001, nennt regionale Bezugsmöglichkeiten.
Zum Küssen?
Angeblich sind die neuen Lippenstifte Colourstay der Firma Revlon die „Revolution“ auf dem Kosmetikmarkt. Als „garantiert kußecht“ und „den erfolgreichsten Lippenstift in der Geschichte der Firma“ preist ihn Marketing-Chef Andreas Sistig.
Nach dem Geheimnis von Colourstay gefragt, gab sich die Firma bedeckt. Trotz mehrmaliger Nachfragen hat Revlon weder das versprochene Informationsmaterial noch die europaweit gültige CTFA-Liste der Inhaltsstoffe zur Verfügung gestellt. So ließ ÖKO-TEST selber prüfen, was in den Stiften steckt.
Zum einen fiel auf, daß die Lippenstifte ein trockenes Gefühl hinterlassen. Das Problem scheint auch Revlon zu kennen, denn ein pflegender Lippenbalsam wird gleich mit angeboten. Zweitens sind die „kußechten“ Farben fettlöslich. Spätestens nach einem Stück Sahnetorte hat sich die Schönheit verflüchtigt. Zudem fanden die Labors in einem Colourstay Farbe Poppy zu rund 25 Prozent billige Paraffine. Diese künstlichen Erdölprodukte können sich im Körper anreichern. Was sie dort anrichten, weiß niemand so genau. Weil auch PVC bzw. andere chlorierte Kunststoffe in der Verpackung stecken, ist der Colourstay Poppy weniger zu empfehlen. Er kostet rund 17 Mark.
Fieber-Meß-Schnuller
Mit dem Slogan „Fiebermessen leicht gemacht“ wirbt die Puchheimer Firma Babywelt derzeit für ihren Fieber-Meß-Sauger, den Digital Thermo F.
Er wird dem Sprößling in den Mund gesteckt und soll das Fiebermessen bei Kleinkindern erleichtern. Im Innern des Silikon-Saugers befindet sich ein Temperaturmeßfühler. Nach drei bis fünf Minuten, so der Hersteller, kann auf dem Display die Körpertemperatur abgelesen werden. Damit das Kind den Meßfühler nicht kaputtbeißt, empfiehlt Babywelt den Digital Thermo F nur für Kinder bis zu zwei Jahren.
Nach jedem Gebrauch soll der Schnuller mit „nichtschäumender Seife oder medizinischem Alkohol“ gereinigt und „gut abgespült“ werden. Denn auskochen kann man den Sauger nicht. Am Münchner Klinikum Großhadern soll der Digital Thermo F angeblich eine Zeitlang getestet worden sein. Ein Gutachten blieb die Firma jedoch schuldig.
An Verpackung und Material des Schnullers war nichts zu beanstanden. Dennoch ist er weniger empfehlenswert, denn die Batterie ist nicht auswechselbar. Bei einem Preis von rund 30 Mark ist der Digital Thermo F damit nur eine teure Spielerei. Zu haben ist er in Apotheken und im Fachhandel, beispielsweise beim Versandhaus Baby-Walz, Tel.: 07524/703307.
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