piwik no script img

Dem milners trern

Oj, wifil jorn senen farforn,

wen ich bin a milner ot o do.

Di rejdr drejn sich, di jorn gejn sich,

ich bin schojn alt un grajs un gro.

's is teg farhanen, 'ch tu mir dermonen,

'ch hob wojl gehot a schtikl glik.

Di rejdr drejn sich, di jorn gejn sich,

kejn entwer is nit do tsurik.

Fun glik fartribn bin ich geblibn

on wajb, on kint ot do alejn.

Di rejdr drejn sich, di jorn gejn sich

un elent bin ich wi a schtejn.

'ch hob gehert sogn, me wel mich farjogn

arojs fun dorf un fun der mil.

Di rejdr drejn sich, die jorn gejn sich

oj, on an ek un on a tsil.

Wu wel i wojnen? Wer wet mich schojnen?

Ich bin schojn alt, ich bin schojn mid.

Di rejdr drehen sich, di jorn gejn sich,

un ojch mit sej gejt ojs der jid.

Mark Warschawsky

milner – Müller

trern – Tränen

senen farforn – sind vergangen

ot o do – hier im Ort

di jorn gejn sich – die Jahre vergehen

's is teg farhanen – es gab Tage

dermonen – erinnern

entwer – Antwort

fun glik fartribn – vom Glück verlassen

arojs – heraus, weg

ek – Ende

un ojch mit sej gejt ojs der jid – und mit ihnen

vergeht auch der Jude

Quelle: Lin Jaldati: Jiddische Lieder, LP, Amiga

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen