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„Wir geben alles und erhalten nichts“

■ betr.: „Arbeitslose vom Ausster ben bedroht“ u.a., taz vom 25. 1. 96

[...] Die gefundenen Kompromisse sind beileibe nichts Neues. Wieder einmal wurde seitenweise Papier mit wohlfeilen Absichtserklärungen gefüllt, während man die umstrittenen Themen wie Senkung der Lohnnebenkosten, Subventionsabbau, Bekämpfung des Steuerbetruges, Frühverrentung etc. geschickt umschiffte. Richtig in die Pflicht genommen wurde hingegen keiner. So ist also Zweifel durchaus berechtigt, getreu dem Goethe-Zitat: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube...“

Bei so vielen unkonkreten und schwammigen Beschlüssen stellt sich wohl durchaus mit Recht die Frage, ob mit dem „Bündnis der Worte“ nicht einfach bloß ein wenig gut Wetter gemacht werden sollte, um die wirtschaftliche Lage in Deutschland nicht noch weiter in den Keller absacken zu lassen. Zudem ist es doch mehr als sonderbar, daß ausgerechnet vor drei wichtigen Landtagswahlen sich alle Beteiligten an einen Tisch setzten – und das nach so vielen Jahren des Schweigens. [...] Wolfgang Lütjens, Pressespre-

cher der Deutschen Hilfe für

Kinder von Arbeitslosen e.V.,

Hamburg

In Ihrer Zeitung habe ich gelesen, daß die Kanzlerrunde zwei Millionen Arbeitsplätze in fünf Jahren schaffen will. Ich begrüße als Arbeitsloser diese Absicht, aber mir fehlt der Glaube. Diese Regierung hat zwölf Jahre Zeit gehabt, und was ist bis heute? Drei Millionen Arbeitslose mehr. Und die Arbeitslosen in die Armut getrieben.

Ich finde es als Gewerkschafter ungeheuerlich, daß der DGB-Vorsitzende Schulte der Kürzung der Arbeitslosenhilfe um drei Prozent jährlich freudig zustimmt. Ich frage mich, welche Interessen er vertritt. Die Unternehmer werden keine Arbeitsplätze schaffen noch garantieren. Wir geben alles und erhalten nichts. Rolf Zdziarstek, Dortmund

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