: Gutachter für Hemelinger Tunnel und Linie 4
■ Bausenator legt drei-Millionen-Gutachten zur „integrierten Verkehrsplanung“ vor
Die Parkhäuser Mitte- und Katharinenklosterhof sind dicht. In der Langenstraße/Bredenstraße und der Schlachte bummeln die Passanten in der neuen Fußgängerzone. Auf der Martinistraße fahren die Autos nur noch zweispurig, und der Weg zur Weser ist wieder frei. Per pedes oder mit dem Drahtesel in die Altstadt? Kein Problem. Rad- und Fußwege sind bis zum Jahr 2005 ausgebaut worden – jedenfalls wenn der Bausenator die Empfehlungen des Gutachtens zur „integrativen Verkehrsplanung Bremens“ beherzigt, die gestern vorgestellt wurden.
Für rund drei Millionen Mark haben Gutachter aus Aachen und Basel fünf Jahre lang an einem allumfassendes Verkehrskonzept für Bremen getüftelt. Dabei haben sie unter anderem wirtschaftliche, soziale und städtebauliche Aspekte berücksichtigt – daher der Name „integratives Verkehrskonzept“. Ex-Bausenator Konrad Kunick (SPD) hatte das Gutachen im April 1991 mit dem Segen der Stadtbürgerschaft in Auftrag gegeben.
In dem 218 Seiten starken Papier, das die Gutachter jetzt vorgelegt haben, sind neben allgemeinen Anregungen, wie den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs, die Förderung des Fußgänger- und Radverkehrs, über 700 „Handlungsempfehlungen“ für die Verkehrsplanung Bremens aufgelistet.
Auch über den „Neubau Verbindung Sebaldsbrücker Heerstraße/Autobahnzubringer Hemelingen (Bundesautobahn A 1) Hemelinger Tunnel“ haben die Gutachter nachgedacht. Das Projekt erhielt die Note „1“ für hohe Priorität. Das gleiche gilt für die Straßenbahnlinie 4. „Die bedeutendste Maßnahme für den Bereich Schwachhausen/Horn-Lehe/Borgfeld ist die Einrichtung der neuen Straßenbahnlinie 4“, heißt es in dem Verkehrskonzept wörtlich. Wenn es nach den Gutachtern geht, soll die Linie 4 über Borgfeld hinaus bis nach Lilienthal fahren.
Die Senator-Apelt-Straße von der Wartumer Herrstraße bis zur Niedervielander Straße wollen sie „möglichst bald“ ausgebauen, um das Güterverkehrszentrum (GVZ) anzubinden und die Woltmershausener zu entlasten. Der Neubau der A 281 von der B 212 bis zur Wartumer Heerstraße macht nach Ansicht der Ingenieure ohne den Naubau der A 281 von der Hafenrandstraße bis zur B 212 allerdings keinen Sinn. Das gleiche gilt für den Neubau der A 281 zwischen der Hafenrandstraße bis zur B 212 – soweit die Strecke nicht das Netz angeschlossen wird. „Die lokalen verkehrlichen und umweltbeeinflussenden Effekte reichen nicht aus, den hohen Investitionsaufwand, der mit der Weserquerung verbunden ist, zu rechtfertigen“, mahnen die Gutachter.
Mit dem „größten Teil der in dem Gutachten vorgeschlagenen Verkehrsbaumaßnahmen ist Schulte einverstanden. Jetzt will er die Beiräte, verschiedene Verbände und Institutionen nach ihrer Meinung zum Verkehrskonzept befragen. Binnen der nächsten drei Monate sollen sie ihre Stellungnahme abgeben. So daß ein gültiges Verkehrskonzept entwickelt werden kann.
Zu den Detailfragen kann sich Bausenator Dr. Bernt Schulte (CDU) allerdings noch nicht äußern. Sie einzelnen Vorschläge müßten erst genau durchgearbeitet werden, so sein Sprecher Hartmut Spiesecke.
Schulte weiß aber schon jetzt, was er auf keinen Fall will: Eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen lehnt er ebenso ab, wie eine Erhöhung der Mineralölsteuer. Die Gutachter hatten vorgeschlagen, daß Bremen in Bonn einen entsprechenden Vorstoß wagt. kes
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