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Zuviel Scheiße ist in der Sahne

In Nordrhein-Westfalen sind viele Backwaren „unhygienisch“, hat das Umweltministerium festgestellt. Ministerin Bärbel Höhn will jetzt Warn- und Richtwerte für „Fäkalkeime“ einführen  ■ Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Alarm in der Backstube. Im weißen Gewerbe in Nordrhein- Westfalen geht die Angst um. Die Bedrohung hat einen Namen: Bärbel Höhn. Gar Fürchterliches führt die Düsseldorfer Umweltministerin im Schilde. Weil die grüne Frontfrau, die selbst süßen Versuchungen nur schwer widerstehen kann, sich nicht damit abfinden mag, daß die feinen Backwaren und Sahnehäubchen von Fäkalkeimen nur so wimmeln, sehen die Männer und Frauen in Weiß gleich die ganze Branche bedroht.

All ihre Hoffnungen ruhen nun auf Düsseldorfs VolksvertreterInnen im zuständigen Ernährungsausschuß des Landtags – jedenfalls soweit sie der CDU und der SPD angehören. Auf deren Tischen lag gestern ein Schreiben der fünf großen Verbände, in dem diese inständig gebeten werden, in der Diskussion mit Höhn „unsere Argumente zu vertreten“ und einen Grenzwerterlaß in NRW „zu verhindern“. Vom Vertrauen auf „unsere“ Abgeordneten ist die Rede und von unsinniger Unruhestiftung seitens des Umweltministeriums.

Nun haben die Abgeordneten ein Problem, denn „aus fachlicher Sicht“, da sind sich die Hygieneexperten im Ministerium und in den Lebensmittelüberwachungsämtern einig, „besteht Handlungsbedarf“. Das haben Untersuchungen im letzten Jahr ergeben. Von 100 entnommenen Proben wiesen „über 50 Prozent Gehalte an Fäkalkeimen (Coliforme)“ auf, die „auf hygienische Mängel (Ekelerregung) im Bereich der Herstellung, Behandlung oder Lagerung hinweisen“. Weil die Schlemmerkunden die feinen Sachen bis zum Verzehr oft nicht kühlen, vermehren sich die Keime rasend schnell. Eine unmittelbare Gesundheitsgefährdung hat die Beprobung zwar nicht erbracht, aber, so urteilen Höhns Fachleute, „die Anwesenheit von Fäkalkeimen beinhaltet grundsätzlich die Möglichkeit des Gehaltes an Krankheitserregern“. Insgesamt seien die „unbefriedigenden hygienischen Zustände“ in dem Gewerbe „wesentlich gravierender, als die im letzten Jahr ermittelte Situation im Bereich der Getränkeschankanlagen“. Auch dort blühen die Keime, aber das Gezapfte kommt mit weniger Fäkalien ins Glas als die Sahne.

Wem sollen nun aber die Abgeordneten folgen? Den weißen Verbandsvertretern, die verkünden, „weder willens, fähig noch legitimiert“ zu sein, irgendwelche Grenzwerte zu akzeptieren? Ob das Vertrauen der weißen Zunft auf deren Beistand von Dauer sein wird, steht dahin. Süße Sünder kennt auch das Parlament, und draußen im Lande übertrifft die Zahl der Schlemmer die der Bäcker allemal. So schlecht sind Höhns Karten deshalb nicht.

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