: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Angus – Voll Cool USA 1995, R: Patrick Read Johnson, D: Charlie Talbert, Kathy Bates
„Angus ist ein lieber Junge, der unter seiner Fettleibigkeit und der unerfüllten Liebe zum schönsten Mädchen der Schule leidet, bis er es beim anstrengenden Happy-end endlich in die Arme schließen kann. Ein Kinderfilm wie eine Moralpredigt mit der Botschaft, daß auch dicke und häßliche Menschen ein Recht auf Anerkennung und Glück haben. Das wenig originell und verlogen wirkende Pubertätsdrama mag erzieherisch wertvoll sein, hat aber kaum etwas mit der Realität, sondern eher mit Wunschdenken zu tun.“ (tip) UT-Kinocenter
C
Cold Blooded USA 1994, R: Wally Wolodarsky, D: Jason Priestley, Kimberley Williams
Was könnte passieren, wenn sich Forrest Gump in einen Film von Quentin Tarantino verirren würde ? Auf der immer schwieriger werdenden Suche nach neuen und unerwarteten Genremischungen muß sich Drehbuchautor und Regisseur Wallace Wolodarsky diese Frage gestellt haben. Und dann kam er auf die Idee vom reinen Toren, der sein Talent als bezahlter Killer entdeckt. Mit diesem Hybriden gelang es ihm in seinem Debütfilm, zwei der gerade in Hollywood gewinnträchtigsten Stilrichtungen zu verbinden: die Komödie mit dumm und dümmeren Helden und die kaltschnäuzigen Gangsterfilme. Und die Mischung funktioniert erstaunlich gut. (hip) Gondel
Copykill USA 1995, R: Jon Amiel, D: Sigourney Weaver, Holly Hunter
„Ihre Spannung bezieht die raffiniert angelegte Story aus einem Katz- und-Maus-Spiel, in das der Zuschauer gnadenlos hineingezogen wird. Die Greueltaten bleiben glücklicherweise weitgehend der Phantasie der Zuschauer überlassen. Daß darüber hinaus mit Sigourney Weaver und Holly Hunter zwei starke Frauen die Hauptrollen spielen, ist ein weiterer Pluspunkt dieses Psychothrillers. „Copykill“ kann es in mancher Hinsicht mit dem „Schweigen der Lämmer“ aufnehmen.“ (TV-Spielfilm)UFA-Palast
D
Dangerous Minds – Wilde Gedanken USA 1995, R: John Smith, D: Michelle Pfeiffer u.a.
„Der Club der toten Dichter“ im Ghettoland. Diese Expedition in den „Blackboard Jungle“ ist peinlichst politisch korrekt und wäre nicht viel mehr als gut gemeint, wenn Michelle Pfeiffer in der Rolle der tapferen Lehrerin nicht so umwerfend wäre.“ (hip) City, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
Dead Man USA 1995, R: Jim Jarmusch, D: Johnny Depp, John Hurt, Robert Mitchum
„Da tummelt sich allerlei Prominenz in Nebenröllchen, aber von Spannung, Spaß und sonstigen Attraktionen keine Spur. Zu diesem sich langsam dahinschleppenden, zum Ende hin gar quälend-spirituell angehauchten Desaster malträtiert Neil Young zwei Stunden lang mit den immer gleichen Griffen einschläfernd seine E-Gitarre.“ (Bremer) Schauburg
E
Ein amerikanischer Quilt USA 1995, R: Jocelyn Moorhouse, D: Winona Ryder, Anne Bancroft, Ellen Burstyn, Jean Simmons
„Dieses Weichzeichner-Idyll versammelt ein Kaffeekränzchen dezent angejahrter Aktricen, um über die Lieben, die Treue und den Mann zu sinnieren. Anlaß ihrer Reminiszenzen: eine Studentin namens Finn (Winona Ryder), die sich nicht recht zum sogenannten Lebensbund entschließen kann. Selbst der grandios grantelnden Anne Bancroft gelingt es nicht, den Saccharingehalt dieses sentimentalen Seniorinnen-Reigens zu senken.“ (Der Spiegel) Schauburg, UT-Kinocenter
Ein Geschenk des Himmels – Vater der Braut 2 USA 1995, R: Charles Shyer, D: Steve Martin, Diane Keaton
„Noch mehr Vaterfreuden: Nach dem Remake von Vincente Minellis „Vater der Braut“ nun die Fortsetzung des Remakes. Diesmal sieht sich Steve Martin doppeltem Kummer gegenüber. Nicht nur läßt ihn die Ankündigung seiner Tochter, Mutter zu werden, sich plötzlich furchtbar alt fühlen, sondern es führt eines der Gegenmittel – spontaner Sex auf dem Küchenboden – auch noch zur Schwangerschaft von Ehefrau Diane Keaton. Das dünne Drehbuch wird mit zusätzlichen Komplikationen aufgepeppt, einschließlich einer Parallelgeburt als Finale, und ist in jedem Moment vorhersehbar.“ (tip) UFA-Stern, UT-Kinocenter
Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski
„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
Entfesselte Helden USA 1995, R: Diane Keaton, D: Andie MacDowell, John Turturro
„Der 12-jährige Steven erlebt eine angenehme Kindheit in einem Vorort von Los Angeles in den frühen 60er Jahren. Sein Vater ist ein Träumer, der pausenlos merkwürdige Erfindungen macht. Aber nachdem seine Mutter an Krebs erkrankt und sein Vater nicht damit fertig wird, zieht Steven zu seinen seltsamen Onkeln.Diane Keatons erster Spielfilm ist eine sehr vergnügliche, durchgeknallte Familiengeschichte. Der Film hat solch einen erzählerischen Schub und komische Sicherheit, daß man dies kaum bemerkt.“ (Time Out) City
Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam Großbritannien 1995, R: Christopher Monger, D: Hugh Grant, Colm Meany
„Dieser Film hat etwas, das man ansonsten eher Menschen zuschreibt: innere Werte. Hugh Grant zieht mit seinem hilflosen Kleinjungendackelblick, dem linkischen Achselzucken und dem spitzbübisch grübchenbildenden Lächeln seine zwischenzeitlich hinlänglich strapazierten Register als richtiger Mann am falschen Ort, den man liebzuhaben hat.“ (epd-Film) Cinema, UFA-Stern
F
Fair Game USA 1995, R: Andrew Sipes, D: William Baldwin, Cindy Crawford
„Dies ist ein schwerer Schlag gegen Cindy Crawford, die als eine Anwältin namens Kate McQuean in ihrem Hollywood-Film-Debüt schmerzhaft fehlbesetzt ist. Das attraktive Supermodel wird ganz bestimmt nicht seine Filmkarriere in Gang bringen, indem es Filmfiguren spielt, die sich ganz selbstverständlich im Jargon ihres Berufes ausdrücken müßen. Der Film ist eine lange, von Explosionen untermalte Verfolgungsjagd, und William Baldwin bewegt sich von Actionszene zu Actionszene mit einer anmutigen Souveränität. Natürlich gibt es dazwischen eine Pause, die gerade lang genug ist, damit Cindy und William sich ineinander verlieben, aber die sorgfällig choreographierten Umarmungen erzeugen kaum Funken. Die einzige Hitze, die in diesem Film aufsteigt ist mechanisch: die Verfolger des Paares sind mit Wärmesensoren ausgerüstet.“ (New York Times) UT-Kinocenter
Familienfest und andere Schwierigkeiten USA 1995, R: Jodie Foster, D: Holly Hunter, Anne Bancroft
„Thanksgiving ist Amerikas Fest der Feste. Die Familien kommen zusammen, um bei kalorienreichen Gelagen Freundschaften und Fehden zu pflegen. Daß aus der Schlemmerei rasch ein Schlachtfest werden kann, zeigt Jodie Foster in ihrer zweiten Regiearbeit. Diese ist ein Frontbericht vom Zusammenprall unterschiedlicher Charaktere. Man muß sich ja nicht mögen, schließlich ist man miteinander verwandt. Der eine oder andere bittere Moment der Wahrheit kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß Jodie Foster im Grunde eine Hymne an Nestwärme und Familienwerte gelungen ist, die mit einem Schuß Sentimentalität menschliche Schwächen beobachtet, ohne diese bloßzustellen.“ (D. Lackner) Schauburg
Forest Of Bliss USA 1986 R: Robert Gardner
„Forest of Bliss ist ein schonungsloser, aber letzlich erlösender Bericht über unvermeidliches Leid, religiöse Leidenschaften und häufiges Glück im alltäglichen Leben von Benares, Indiens heiliger Stadt. Der Film umfaßt von einem Sonnenaufgang bis zum nächsten einen Tag - ohne Kommentar, Untertitel oder Dialoge. Dem Zuschauer soll ein gänzlich authentisches, aber überhöhtes und konzentriertes Gefühl vermittelt werden, um an den Fragen von Leben und Tod, die der Film untersucht, teilzuhaben.“ (Produktionsnotizen) Kino 46
Frankie Starlight Irland 1995, R: Michael Lindsay-Hogg, D: Gabriel Byrne, Anne Parillaud
„Frankie Starlight ist ein Film über die Sterne, über die Schönheit und über das Alleinsein. Frankie, gespielt von dem 13jährigen Alan Pentony und dem irischen Bildhauer Corban Walker, ist keine Schönheit. Er ist ein zwergwüchsiger Mensch, der es während der Kindheit in Irland schwer gehabt hat. Der aber später seine Lebensgeschichte und die seiner Mutter aufschreibt, damit zum erfolgreichen Romanautor wird und auch eine Frau findet. Obwohl in diesem Film dramatische Dinge passieren, Liebesbeziehungen scheitern und Menschen sterben, bewegt sich der Film von Anfang an auf das Happy-end zu. Er gleicht einer Sternschnuppe, die nur etwas von jenem Geheimnis ahnen läßt, das die Weite des Universums mit dem Leben der Menschen - vielleicht - verbindet.“ (epd-Film) Atlantis
G
Gefährliche Wildnis USA 1995
Nach einem Schiffsunfall können sich ein kleiner Junge und sein Hund ans Ufer retten. Dieser Kinderfilm erzählt von ihrem abenteuerlichen Weg zurück nachhause.UFA-Palast
Goldeneye Großbritannien 1995, R: Martin Campell, D: Pierce Brosnan, Gottfried John, Sean Bean, Famke Janssen
Außer der spektakulären Panzerfahrt, während der der neue weichgespülte James Bond St. Petersburg plattmacht, ist nichts auffällig an „Goldeneye“ – außer der Langeweile und der Lieblosigkeit, mit der hier eine Story (nicht der Rede wert) mit zweitklassigen Effekten auf Spielfilmlänge aufgeblasen wird. Nicht mal mehr Gespielinnen zuhauf hat 007. Die Zahl der Zungenküsse geht gegen Null, die der vom Leben zum Tode Beförderten ist dafür Legion: ein schlechter, symptomatischer Tausch im Safer Sex-Zeitalter. (Mu) UFA-Palast, UT-Kinocenter
Guantanamera Kuba/Spanien/Deutschland 1995, R: Tomas Gutierrez Alea, Juan Carlos Tabio, D: Carlos Cruz, Mirtha Ibarra
„Es gibt Leute, die nach dem Besuch des Films „Erdbeer & Schokolade“ spontan einen Kuba-Urlaub gebucht haben, um vor Ort den sinnlichen Charme der Mangelwirtschaft auszukosten, den diese Satire auf spätsozialistische Miseren entwickelte. Für Liebhaber kubanischer Alegria warten nun Alea und Tabio, verdiente Veteranen einer selbstkritisch-komödiantischen Form des Castro-Kinos, mit einer köstlichen neuen Fallstudie auf. „Guantanamera“ handelt von einer Reform des planwirtschaftlich ewig unbefriedigenden Bestattungswesens: Zwecks Triebstoffersparnis sollen Leichen beim Transport quer durch das Land stafettenartig von Provinz zu Provinz weitergereicht werden. Die erste Testfahrt aber wird zu einer Hindernis-Groteske, deren erotisches Potential nicht nur Nekrophile anmacht.“ (Der Spiegel) Atlantis
H
Der Husar auf dem Dach Frankreich 1995, R: Jean-Paul Rappeneau, D: Olivier Martinez, Juliette Binoche
„Rappenau mischt Kostümfilm, Abenteuerromanze, Landschaftsmalerei, Kunstgewerbe. Herausgekommen ist eine pseudohistorische Filmerzählung voll falscher Authentizität, die wie eine Nachahmung von etwas wirkt, das es nie gegeben hat.“ (epd-Film) City
I
Der Indianer im Küchenschrank USA 1995, R: Frank Oz, D: Hal Scardino, Litefoot
„Wer glaubt, Regisseur Frank Oz wolle in diesem Film mehr bieten als beeindruckenden Effektzauber, der sieht sich enttäuscht. Vielleicht mangelt es am Thema – ein Neunjähriger kann mit Hilfe eines mysteriösen alten Küchenschranks seine zentimetergroßen Plastikfiguren zum Leben erwecken – aber auch schlichtweg an Komplexität, über die ein Genreklassiker wie „The Incredible Shrinking Man“ verfügt.“ (epd-Film) Schauburg
J
Jack & Sarah Großbritannien 1995, R: Tim Sullivan, D: Richard E. Grant, Samantha Mathis
„Daß man über Männer mit Säuglingen Filme machen kann, die zugleich witzig sind und ans Herz gehen, haben nach den Franzosen und den Amerikanern nun auch die Engländer bemerkt. Und bei ihnen brauchen es nicht gleich „Drei Männer und ein Baby“ zu sein, sondern ein durch und durch britischer Jack reicht vollkommen. Zum Glück hält Regisseur Sullivan das unbeholfene Herumfummeln mit Windeln, Schnullern und Fläschchen, das sich bei diesem Thema ja allzu sehr aufdrängt, auf ein erträgliches Minimum. Jack entwickelt sich schnell zu einem kompetenten und liebevollen Vater und dies ist umso erstaunlicher, weil Richard E. Grant ihn spielt, einer von den britischen Schauspielern, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn eine neurotische Nervensäge gebraucht wird. Wenn nach einer halben Stunde eine junge, hübsche Amerikanerin das Kind unbedingt auf den Arm nehmen will, weiß man schon genau, worum es im Rest des Films geht, aber das hat bei romantischen Komödien ja noch nie gestört. (hip) UT-Kinocenter
Jade USA 1995, R: William Friedkin, D: David Caruso, Linda Fiorentino, Chazz Palminteri
„Den Drehbuchautor Joe Eszterhas lieben - und bezahlen - Hollywoods Herren dafür, daß er ihre feuchten Träume hemmungsloser als jeder andere für die Leinwand präpariert. Mit lästigen Details wie einer stimmigen Handlung und glaubhaften Charakteren hält er sich ungern auf. Nun hat Eszterhas sogar seinen Erfolgsthriller „Basic Instinct“ einfach recycelt: Wieder stirbt ein Millionär bei Sado-Maso-Spielchen, wieder gerät eine geheimnissvolle Liebslady in Verdacht. Diesmal spielt Linda Fiorento die gefährliche Klassefrau und David Caruso den ihr verfallenen Ermittler; Chazz Palminteri tritt als mächtiger Ehegatte der Femme fatale auf- eine Menge vergeudetes Talent. In den Vereinigten Staaten fiel „Jade“ denn auch promt durch.“ (Der Spiegel) City, UFA-Palast
K
King George - ein Königreich für mehr Verstand Großbritannien/USA 1994, R: Nicholas Hytner, D: Nigel Hawthorne, Helen Mirren
Der König ist gaga - es leben der könig! So lautet das Motto dieser historischen Komödie, die von der zeitweisen Umnachtung des Königs George III (1738-1820) erzählt. Seine unberechenbaren Stimmungsumschwünge und obzönen Angriffe auf Hofdamen stürzen den Staat in eine Krise, der Prince of Wales macht sich schon Hoffnungen auf den Thron und nur durch eine radikale Roßkur, die ein puritanischer Arzt ihm aufzwingt, kommt der König wieder zu seinen Sinnen. Diese elegante und aufwendige Adaption eines Theaterstücks von Alan Bennett ist gefüllt mit ironischen Anspielungen auf die Zustände im britischen Königshaus von heute, und Nigel Hawthorne spiet den König so menschlich, daß er auch bei den tollwütigsten Anfällen nicht seine Würde und unsere Sympathie verliert. (hip) Gondel
L
Little Panda USA 1995, R: Christopher Cain, D: Ryan Slater, Yi Ding
Der alljährliche Tierfilm handelt diesmal von einem tapferen, kleinen Pandabären, der in einem Naturpark lebt, von Wilddieben gefangen wird und mit dem 10jährigen Ryan viele Abenteuer besteht. die Hollywoodproduktion wurde in den Bergwäldern Chinas unter Aufsicht chinesischer Experten „vollkommen artgerecht“ gedreht und ist auch ein politisch höchst korrekter Werbefilm für den „World Wide Fund for Nature“. (hip) Kino 46
M
Männerpension Deutschland 1995, R: Detlev Buck, D: Detlev Buck, Til Schweiger, Heike Makatsch
„Männerpension zeugt davon, daß Buck auch anders kann. Er hat dazugelernt, ist mutiger geworden. Tauchten die guten alten Kinoklischees in seinen bisherigen Filmen allenfalls als närrische Parodien auf, so spielt er diesmal souverän damit, traut sich was. Zwecks Resozialisierung wird eine Gruppe von Knackis der Obhut alleinstehender Frauen überlassen. Das ist der Auftakt zu gleich zwei leidenschaftlichen Liebesgeschichten - die eine knistert von Erotik, die andere ist mehr was fürs Herz. Als Hammer-Gerd, dem die Pistole zu locker sitzt, ist Buck endlich wieder als sein eigener Hauptdarsteller zu sehen, wunderbar unterstützt von Til Schweiger.“ (tip) Cinema, Europa, Casablanca (OL) und Apollo (WHV)
Mein blühendes Geheimnis Spanien 1995, R: Pedro Almodovar, D: Marisa Paredes, Juan Echannove
„Wäre Konsalik eine spanische Frau, hieße er Amanda Gris. Unter diesem Pseudonym hat Leo triviale Bestseller im Akkord geschrieben. Doch nun, vom Ehemann verlassen und vom Umweltbewußtsein gepeinigt, ist es ihr unmöglich, weiterhin Schmonzetten zu verfassen. Vorm (künstlerischen) Selbstmord und der Aufdeckung ihres Pseudonyms rettet sie der Kulturredakteur der „El Pais“, bekennender Alkoholiker und Amanda-Gris-Fan. Typisch Almodovar: Unter bonbonfarbener Oberfläche verbirgt sich ein schrilles Drama, in dem Sentimentalität mit Irritation und Kitsch mit Witz ausgelotet wird.“ (TV-Spielfilm) Schauburg
Money Train USA 1995, R: Joseph Ruben, D: Wesley Snipes, Woody Harrelson
„Zwei fiese Cops träumen davon, den legendären „Money Train“ auszurauben. Turbulente Actionkomödie, von Spannungsspezialist Joseph Ruben furios inszeniert. Aktivposten: Snipes, Harrelson und ein irrwitziger U-Bahn-Crash.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern
N
Nelly & Monsieur Arnaud Frankreich 1995, R: Claude Sautet, D: Emmanuelle Beart, Michel Serrault
„So schön wie die Menschen und so gediegen wie ihre Wohnungen sind auch Sautets Bilder, die Kamera ist ruhig und hoheitsvoll. Alles unter Kontrolle in dieser schönen Welt voller Bilder und Bücher. Einziges und großes Vergnügen in der geballten Bildungsbürgerlichkeit ist Michel Serrault, während Emmanuelle Beart die ganze Zeit aussieht, als wolle sie sich jeden Augenblick die Nägel lackieren.“ (tip) Gondel, Casablanca (OL)
O
Operation: Broken Arrow USA 1996, R: John Woo, D: John Travolta
„Dies ist der zweite amerikanische Film von John Woo, der seit langem als brilliantester Haudegen des Hongkong-Kinos gilt. Sein Kult-Ruhm im Westen gründet aud düsteren, blutspritzenden Gangsterballaden. Auch „Operation:Broken Arrow“ ist fabelhaft rasant inszeniert, aber wie eine Komödie von Pointe zu Pointe: Es ist, als hätte Woo seinen ganzen Virtuosen-Ehrgeiz daran gesetzt, ein Feuerwerk von Oberflächenreizen zu entzünden, eine bedeutungsfreier Montage-Choreographie des Kampfes. Doch diesmal ist der Schurke der Star, und das ist John Travolta. Seine Kunst, eine Figur ganz unpsychologisch und insofern altmodisch von außen her auf einer Handvoll scharfer Manierismen aufzubauen, ist wieder einmal unwiderstehlich; und warum er trotzdem nie einen Oscar kriegt, wei0 ja jeder.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter
P
Pocahontas USA 1995, R: Mike Gabriel, Eric Goldberg
„Pocahontas ist so politisch korrekt wie Müsli-Kekse. Seine indianische Heldin ist groß, muskulös und anmutig, kann durch Stromschnellen steuern und hat ein Gesicht, bei dem die Zeichner peinlich genau jeden karikaturistischen Ansatz vermieden haben.“ (Sight and Sound) City, Schauburg, Ufa-Stern
Der Postmann Italien 1994, R: Michael Radford, D: Massimo Troisi, Philippe Noiret
„Il Postino“ ist die Geschichte eines schüchternen Aushilfsbriefträgers auf einer kleinen süditalienischen Insel, der sich Anfang der fünfziger Jahre mit dem dort als Exilant lebenden chilenischen Dichter Pablo Neruda anfreundet und mit dessen Hilfe durch lyrische Werbung seine Traumfrau gewinnt. Dem Regiseur Michael Radford ist ein wunderbar altmodisches, feinfühliges Rührstück gelungen. Abschiedsgala eines großen Komödianten vor dem Widerschein des Todes: die Liebe, das ist mehr als die Liebe.“ (Der Spiegel) Atelier, Modernes
R
Rohe Ostern Deutschland 1995, R: Michael Gutman, D: Anian Zollner, Karl Lieffen
„Weil dem Sensenmann eine bedauerliche Verwechslung unterlaufen ist, darf der verunglückte Architekturstudent Frieder noch einmal auf die Erde zurück - unter der Bedingung, daß er seinen Freund Sebastian zum Selbstmord überredet. Gutmans Fernsehspiel profitierte auf den Hofer Filmtagen vom Ansturm der deutschen Komödien und kommt daher jetzt vor der Fernsehausstrahlung ins Kino. Das Tempo, der Witz, die Darsteller und die Ausstattung der RTL-2-Produktion sind auch dem Leinwandformat halbwegs gewachsen; wer allerdings Originalität oder gar Tiefgang erwartet, sitzt im falschen Film.“ (tip) UFA-Palast
S
Schlafes Bruder Deutschland 1995, R: Joseph Vilsmaier, D: Andre Eisermann, Ben Becker
„Die Geschichte spielt an der Schwelle zum 19. Jahrhundert in einem vorarlbergischen Gebirgsdorf und erzählt vom Bastard und Hörgenie Johannes, der vom örtlichen Pfarrer oder, wie der Aberglaube es will, vom Teufel direkt gezeugt wurde. Die rauhe Berglandschaft als grandiose Kulisse, die sakrale Musikuntermalung sowie die sorgfältig besetzte Dorfbevölkerung aus tumben Bauern, alten Vetteln und durch Inzest degenerierten Nachwuchs schaffen eine düstere Atmosphäre.“ (TV-Spielfilm) Modernes
Die Schwanenprinzessin USA 1994, R: Richie Rich
„Als wahrer Zuckerbäcker erweist sich Richard Rich mit seinem ersten langen Zeichentrickfilm. Bei der Erzählung einer fantastischen Liebesgeschichte von der verzauberten Prinzessin, die nur von dem geliebten Prinzen befreit werden kann, wagt er sich bis an die Grenze des guten Geschmacks vor. Das Ergebnis dieser gekonnten Gratwanderung ist ein rührendes Märchen mit allem, was dazugehört.“ (tip) UT-Kinocenter
Sieben USA 1995, R: David Fincher, D: Morgan Freeman, Brad Pitt
„Dieser gruselige Detektiv-Thriller über einen Serienkiller, der Menschen umbringt, die die sieben Todsünden in besonders unverfrorender Art und Weise begehen, ist eine unappetitliche Mischung aus den gängigen Formeln des Genres und unmäßiger Gehässigkeit. Aber obwohl er leicht eklig wirkt und bestimmt keinen Platz in der Filmgeschichte einnehmen wird, ist er doch erstaunlich gut konstruiert. “ (World Premiere) UT-Kino
Spiel mit dem Feuer USA 1995, R: Sir David Hall, D: Antonio Banderas, Rebecca De Mornay
„Sex sells – dieser Devise folgt der Erotikthriller ohne Erotik und Thrill, und setzt voll auf das triebhafte Tete-a-Tete seiner beiden Hauptdarsteller. Rebecca De Mornay, das blonde Gift aus „Die Hand an der Wiege“ und Antonio Bandaras, der wieder mal als Bilderbuch-Macho den glutäugigen Latin Lover gibt, treiben es nach allen Regeln der Kinokunst, um dem Thriller auf die Sprünge zu helfen. Doch das ist vergebliche Liebesmüh.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern
Stadtgespräch Deutschland 1995, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger
„Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die todsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl das Rezept nicht ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Ufa-Stern
Strange Days USA 1995, R: Kathryn Bigelow D: Ralph Fiennes, Angela Bassett, Juliette Davis
„Am Silvesterabend des Jahres 1999 steht die amerikanische Gesellschaft auf der Kippe: faschistoider Polizeistaat oder das Chaos von landesweiten Aufständen scheinen die einzigen Alternativen zu sein. In dieser Welt dealt der zynische Einzelgänger Lenny mit einer illegalen Technologie, die es den Benutzern möglich macht, sich direkt in die Gehirnströme von anderen Menschen einzuklinken.„Strange Days“ ist ein atemberaubend spannender Action-Film mit Schießereien, Autojagden und einem gefährlichen Serienkiller. (hip) Schauburg, UT-Kino und Muwi-Filmkunst (OL)
Straße ohne Wiederkehr Frankreich/Portugal 1989, R: Samuel fuller, D: Keith Carradine, Valentina Vargas
Daß man oft zusammenzucken muß bei diesem Film, der mit einem Schlag ins Gesicht beginnt, ist wohl ganz im Sinne Sam Fullers. Aber wirklich schockierend sind nicht die Action-und Gewaltszenen, nicht die Verwandlung des attraktiven Hollywoodstars Keith Carradine in einem saufenden dreckigen Penner und nicht einmal die Einstellung, in der gut zu sehen ist, wie dem Oberbösewicht die Eier weggeschoßen werden. Nein - da wo Fuller uns schockieren will, kann der erfahrene Kinogänger wegen der alten Kinotricks nur abwinken. Zusammenzucken muß man hier alle paar Minuten, weil einem ein Detail, eine vor Klischess tropfende Dialogstelle oder ein verunglückter Regieeinfall wieder klarmacht, daß man einen schlechten Film sieht. (hip) Kino 46
T
Two Girls in Love USA 1995, R: Maria Maggenti, D: Laurel Holloman, Nicole Parker
„Die burschikose Faulenzerin Randy verliebt sich in die Klassenbeste, die schöne Wendy. Gegensätze ziehen sich an, schnell ist man ein Paar. Beim Picknick im Grünen hört die eine Klassik, die andere Rock. Das Coming-Out bereitet keine Probleme, lediglich die Herkunft. Randys lesbische Tante kann die vornehme Wendy nicht leiden, die aus einer wohlhabenden afro-amerikanischen Familien stammt. Die Konflikte bleiben Kulisse für eine brav und bieder inzenierte Love-Story. (tip) Filmstudio
U
Die üblichen Verdächtigen USA 1995, R: Bryan Singer, D: Gabriel Byrne, Stephen Baldwin, Chazz Palminteri
Regisseur Singer baut seinen ganzen Film auf einem filmischen Regelbruch auf, den Großmeister Hitchock einmal als einen seiner größten Fehler bezeichnete. Beim tiefschwarzen Finale von „Die üblichen Verdächtigen“ ist man nicht enttäuscht, sondern völlig verblüfft. (hip) Atelier, UFA-Stern, UFA-Palast (OF)
W
Waiting To Exhale – Warten auf Mr. Right USA 1995, R: Forest Whitaker, D: Whitney Houston, Angela Bassett, Loretta Devine
„Die Geschichte der vier schwarzen Mittelklasse-Ladys, die ihre Zeit mit der Suche nach dem Mann ihres Lebens verplempern, könnte einen Einschnitt in der Filmgeschichte markieren: Erstmals pilgern schwarze Amerikanerinnen massenhaft in einen speziell für sie inszenierten Schmachtfetzen. Immerhin scheint der Film ihren Witz und ihren Alltag abzubilden – wie die erfolgreiche Romanvorlage „Endlich ausatmen“ von Terry McMillan. Ob das in Reklameästethik schwelgende Märchen vom Damenquartett beim Rest der Welt ankommen wird, ist allerdings trotz Starbesetzung - Whitney Houston und Angela Bassett - eher fraglich.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern
Das weite Land Deutschland/Österreich 1986, R: Luc Bondy, D: Michel Piccoli, Bulle Ogier
„Zwar hat sich Bondy hinausgewagt ins weite, wilde Land des Kinos - aber seine Horizont reicht nur bis zur Brandmauer, und seine Augen kleben an den Buchstaben Schnitzlers: Nicht Bilder, und schon gar nicht Handlung - nur Sätze hat Bondy inszeniert. Dieser Film ist vor allem ein Leseerlebnis. Schnitzlers Stück beschreibt die Tragödie eines Ungeheuers und die Komödie eines lächerlichen Mannes. Bondys Film handelt auch vom Drama eines zögerlichen Mannes: des Regisseurs.“ (Claudius Seidl) Kino 46
Z
Der Zauberer von Oz USA 1939 R: Victor Fleming, D: Judy Garland
Was haben Salman Rushdie, David Lynch und Millionen amerikanischer Kinder gemeinsam? Sie sind alle in den Bann des „Wizard of Oz“ geschlagen. Rushdie bekennt in seinem liebevollen Essay „A short text about magic“, daß dieser Film seine „very first literary influence“ gewesen sei; Lynch hat „Blue Velvet“ und „Wild at Heart“ reichlich mit Zitaten aus dem Hollywoodklassiker gespickt. (hip) Gondel
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