Kommentar: Frauenförderung „P“
■ Frauen gesucht – für den Papierkorb gesucht
Zwei Abteilungsleiter-Posten in der Senatskanzlei sind ausgeschrieben. Es wäre nachvollziehbar, wenn der Bürgermeister sagen würde: Wenigstens ein paar Positionen im Rathaus sollen auch mit Personen meines Vertrauens neu besetzt werden. Mehr als fünf, sechs Stellen waren es sowieso nicht.
Nur – so darf ein Bremer Bürgermeister nicht reden. In Ampel-Zeiten wurde auf Druck der FDP und der Grünen ein Gesetz beschlossen, daß höhere Stellen im Öffentlichen Dienst nur nach Ausschreibung besetzt werden dürfen. Qualifikation sollte einziehen anstelle von Vetterles-Wirtschaft. Diverse Beispiele haben gezeigt, daß Qualifikation oft nicht so wichtig ist wie Loyalität oder schlicht der Zwang, diesen oder jenen „versorgen“ zu müssen.
Scherfs Wunsch-Kandidaten sitzen schon seit einem guten halben Jahr auf ihren Abteilungsleiter-Stühlen, arbeiten, und da kommt endlich die Ausschreibung. Jeder, der sich da bewirbt, ahnt, wo seine Bewerbungsunterlagen landen – im Papierkorb.
Die Frauenförder-Klausel setzt der Absurdität dieses Vorgangs aber noch die Krone auf. Werden Frauen bei gleicher Qualifikation bevorzugt? Nein, sie sagt nur noch: „Die Senatskanzlei würde es begrüßen, wenn möglichst viele Frauen ihre Bewerbungsunterlagen einreichen würden“, heißt es in der Ausschreibung. Die machen sich im Papierkorb offenbar besonders gut. Klaus Wolschner
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